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Landeshauptstadt: Beethoven unter dem Hammer

Auktionshaus versteigert morgen in der Potsdamer Dortuschule Reliquien des berühmten Komponisten

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Glühende Beethoven-Verehrer können sich am morgigen Samstag einen Traum erfüllen. Im Rokokosaal der Dortuschule wird ab 11 Uhr eine Taschenuhr zur Versteigerung angeboten, die das Komponier-Genie höchstselbst in seinem Besitze gehabt haben soll. Nach Angaben des Potsdamer Auktionshauses Eichelkraut, das die Versteigerung durchführen wird, handelt es sich um eine alpenländische Spindeltaschenuhr aus Beethovens Besitz. Die Jahreszahl 1797 ist in der Uhr ebenso eingraviert wie der Namenszug Beethovens. Sebastian Kuhröber vom Auktionshaus vermutet, dass die Uhr Beethoven einst von einem seiner Gönner geschenkt wurde. Eigentlich, so Kuhröber, sei eine normale Uhr dieser Art „nur“ etwa 800 bis 1000 Euro wert. Als Beethoven-Reliquie wird sie bei der Versteigerung voraussichtlich ein Vielfaches erbringen. Der Schätzpreis laut Versteigerungskatalog liegt bei stolzen 35 000 Euro. Gut möglich, dass die Uhr am Ende sogar zu einem noch höheren Preis ihren Besitzer wechselt. Dies wird von der Schatulle und der Leidenschaft der Bieter abhängen. „Wir hatten Liebhaber da, die hatten feuchte Hände und fast Tränen in den Augen, als sie die Uhr in den Händen hielten“, sagt Kuhröber.

Die Herzen der Musikliebhaber werden morgen ein weiteres Mal höher schlagen, wenn an dem Tag ein Hammerflügel zur Versteigerung aufgerufen wird. Nach Angaben des Auktionskatalogs ist das Instrument ungefähr 200 Jahre alt. Das Firmenschild über der Klaviatur weist „Johann Schantz in Wien“ als Erbauer aus. Das reich verzierte Instrument, dessen Schätzpreis vom Auktionshaus mit 65 000 Euro angegeben wird, besitzt fünf Pedale, darunter – laut Katalog – einen Fagottzug und einen Lautenzug. Nach Auskunft Kuhröbers stammt der Flügel ebenso wie die Taschenuhr jetzt aus Privatbesitz.

Auch der Hammerflügel hat, wie Kuhröber erläutert, einen Bezug zu Beethoven: Ignaz Freiherr von Gleichenstein habe das Instrument einst besessen. Gleichenstein war ein Freund Beethovens. Nicht ausgeschlossen also, dass Beethoven einst selbst den Flügel zum Klingen brachte. Gesichert ist hingegen, dass Beethoven dem Freiherrn die Sonate für Klavier und Violoncello in A-Dur (op. 69) widmete. Hätten sich Beethovens Wünsche erfüllt, wären er und Gleichenstein nicht nur in Freundschaft, sondern auch durch Familienbande verbunden gewesen. Denn im Mai 1810 machte Beethoven Therese Malfatti einen Heiratsantrag. Sie war die Schwester der Verlobten und späteren Frau Gleichensteins. Therese lehnte den Heiratsantrag jedoch ab. Möglicherweise für immer wird ungeklärt bleiben, ob Beethoven sein vielleicht berühmtestes Stück „Für Elise“ eigentlich Therese Malfatti zueignete. Musikwissenschaftler vermuten, dass das verschollene Autograph des mittlerweile zum Klingelton-Schlager mutierten Klassik-Evergreens eine Widmung für Therese Malfatti enthielt. Ein Übertragungsfehler habe, so die Vermutung, aus Therese Elise gemacht. Sollte das Autograph des Meisters doch noch einmal irgendwo auftauchen, könnte es hier Klarheit bringen – und auf einer Auktion vermutlich einen Rekordpreis erzielen. H. Catenhusen

H. Catenhusen

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