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ATLAS: Befreit?

ATLAS Hella Dittfeld über die persönlichen Varianten des Erinnerns Erinnerung ist immer individuell. Selbst Geschwister kramen aus ihrer Vergangenheit ganz unterschiedliche Details hervor.

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ATLAS Hella Dittfeld über die persönlichen Varianten des Erinnerns Erinnerung ist immer individuell. Selbst Geschwister kramen aus ihrer Vergangenheit ganz unterschiedliche Details hervor. Deshalb macht den Historiker Dr. Jan-Holger Kirsch auch die Flut der Zeitzeugen, die sich zum 60. Jahrestag des Kriegsendes äußerten, nicht besonders froh. Ihre Aussagen sind ihm zu einseitig und deshalb erscheint ihm neben all der persönlichen auch eine generelle geschichtliche Sicht auf den 8. Mai wichtig. Er hält die Bezeichnung „Tag der Befreiung“ durchaus für angebracht. Global gesehen, denn das faschistische Großmachtstreben betraf eben nicht nur die Deutschen. Vielen Völkern zwischen Atlantik und Ural wurde Schlimmes angetan. Natürlich kann man auch verstehen, dass Nachkrieg-Unrecht nachwirkt, dass jemand, der vergewaltigt wurde, dessen Verwandte die Sowjets auf Nimmerwiedersehen verschleppten, nicht vergessen und oft auch nicht vergeben kann. Aber rückt nicht gerade das Vergessen mit jedem Jahrestag näher? Darf man abhaken, wozu Menschen gegenüber Menschen fähig waren? Ist es sinnvoll, den Tag einfach auszublenden und genug ist genug zu denken? Die Diskussion im Potsdam-Museum war nicht eben üppig besucht und selbst politisch engagierte Menschen, die sich offenbar nicht befreit fühlen, blieben den ganzen Tag unsichtbar.

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