
© Jan Kuppert
Sport: Befreiungsschlag
Abstiegskandidat SV Babelsberg 03 bezwang den Aufstiegsaspiranten VfR Aalen mit 2:0
Stand:
„Was ist denn mit denen heute los?“ Der Fußballfan älteren Semesters warf nahezu verwundert eine Frage auf, die am Samstagnachmittag wohl Hunderte im Karl-Liebknecht-Stadion auf den Lippen hatten. Da empfing der SV Babelsberg als Vorletzter den punktgleich mit dem Ersten stehenden Tabellenzweiten VfR Aalen zum vorletzten Heimspiel der Drittligasaion, musste ausgerechnet in diesem so wichtigen Match auf zehn Spieler verletzungsbedingt und gesperrt verzichten und fegte den haushohen Favoriten am Ende mit 2:0 (1:0) vom Platz.
Was „mit denen“ schließlich los war, konnte auch der zweifache Torschütze Dominik Stroh-Engel nur schwer beschreiben. „Wir sind wohl alle gerade wegen dieser negativen Voraussetzungen mit einer Jetzt-Erst-Recht-Einstellung ins Spiel gegangen“, so der Stürmer, der diesmal die Kapitänsbinde trug und seiner Rolle als Leitfigur in allen Belangen gerecht wurde. „Jammern, so wussten alle, hilft nichts. Also Druck von Beginn an – und das hat uns am Ende den Sieg beschert.“
Bereits nach acht Minuten sorgte Benjamin Kauffman für ein Achtungszeichen, als er einen Volleyschuss aus dem Strafraum knapp rechts am Aalener Kasten vorbeischoss. Doch die nächste große Möglichkeit auf den heiß ersehnten Führungstreffer sollte nicht lange auf sich warten lassen. Nur drei Minuten später durfte sich Stroh-Engel den Ball auf den Elfmeterpunkt legen. Vorangegangen war ein klares Foul an Kauffmann. Stroh-Engel nutzte die Chance, zeigte keine Nerven und hämmerte den Ball unhaltbar für Aalens Keeper Daniel Bernhardt in die Maschen vor dem „Ostblock“.
An seiner außerordentlichen Spiellaune („Ich habe endlich den Hebel umgelegt.“) änderte sich auch in der zweiten Halbzeit nichts. In der 53. Minute legte Stroh-Engel einen beeindruckenden Sololauf über die linke Seite hin, kämpfte sich durch die Aalener Abwehr und vollendete den kraftvollen Gang mit dem zweiten Tor des Tages. „Ich habe mich ja selbst gewundert, dass ich so schnell sein kann“, sagte der Schütze nach dem lautstark gefeierten Abpfiff. Zehn Minuten nach dem spektakulären Alleingang hatte Markus Müller noch den dritten Treffer auf dem Fuß, doch sein sehenswerter Seitfallzieher verfehlte knapp Bernhardts Gehäuse. „Alle haben heute alles aus sich herausgeholt, ich bin sprachlos“, sagte Müller und schien dabei sehr glücklich.
Während Aalens Trainer Ralf Hasenhüttl die Schuld für die Niederlage sowohl beim durchaus gut agierenden Schiedsrichter Sascha Stegemann und dem Rasen, der diesen Namen inzwischen nicht mehr verdient, suchte, lobte sein Kollege Dietmar Demuth seine „zusammengewürfelte Truppe“, die den kaum für möglich gehaltenen ersten Heimsieg seit Dezember geschafft hatte. „Ich bin sehr stolz auf das Team“, sagte er. „Es war das beste Heimspiel, das wir seit Langem geboten haben.“ Das Erfolgsrezept? „Wir haben einfach mal wieder Fußball gespielt.“
SV Babelsberg 03: Rauch; Nelson, Morack, Hebib, Matthias Kühne; Evljuskin, Civa (66. Prochnow); Kauffmann (75. Groß), Stroh-Engel, Makarenko; Markus Müller (84. Lemke).
VfR Aalen: Bernhardt; Traut, Herröder, Mössmer, Valentini; Andreas Hofmann, Leandro; Haller (72. Marz), Dausch; Lechleiter (83. Cidimar), Christoph Sauter (83. Weiß).
Henner Mallwitz
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