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Landeshauptstadt: Begegnungs-intensiv

Deutsch-Polnisches Mädchentreffen in Kreisau: „Politik ist nicht interessant, aber Menschen“

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Die Gefühle sind ein Mix aus Spannung und Neugierde. Einen Abend vor der Abfahrt ins polnische Kreisau bringt die 16-jährige Marie Schneider aus Aachen ihren Mitreisenden ein paar polnische Worte und Sätze bei. „Die Grundausstattung“, wie sie sagt. So zum Beispiel „Tschüß“ oder auch „Das Essen hat gut geschmeckt“. Maries Mutter ist aus Warschau. Das sei auch die einzige polnische Stadt, die sie kennt und ihre Großmutter, die dort noch wohnt. Deshalb ist sie sehr interessiert am Austausch. Ähnlich geht es den elf anderen jungen Frauen im Alter zwischen 16 und 18 Jahren, die sich am Samstagabend auf Einladung des Potsdam-Clubs Soroptimist International (SI) im „Fliegenden Holländer“ trafen. Der Service-Club berufstätiger Frauen bemüht sich in seiner Arbeit auch um internationale Beziehungen. Die Potsdamerinnen pflegen seit ihrer Gründung vor zehn Jahren eine Partnerschaft mit dem Club Danzig. Zum zweiten Mal haben die beiden Clubs das Treffen in der Begegnungsstätte Kreisau organisiert. In diesem Jahr werden sich zwölf deutsche und zehn polnische junge Frauen austauschen – in gemeinsamen Workshops ebenso wie abends am Lagerfeuer.

Clara Schmölder, 17 Jahre alt und aus Bamberg, hat schon ein Jahr in Paraguay gelebt und auch schon andere Länder bereist. Polen kennt sie noch nicht, ist aber weltoffen und deshalb sehr gespannt. Politik interessiere sie nicht so sehr, gesteht Clara. Aber Menschen. Ähnlich sieht es Elisa Gutsch aus Teltow. Die 18-Jährige ist regelmäßige Besucherin der Mädchenzukunftswerkstatt, deren Sozialarbeiterinnen sie eingeladen haben, mitzufahren. „Warum nicht“, hatte Elisa spontan gesagt und freut sich auf Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede zwischen polnischen und deutschen Mädchen.

In der einen Woche sollen die Jugendlichen miteinander an einem Thema arbeiten. In den Workshops werden sie in gemischten Gruppen sein und auch die Vier-Bett-Zimmer der Begegnungsstätte Gut Moltke würden mit je zwei Deutschen und zwei Polinnen bestückt. „So dass ihr gleich morgens englisch reden müsst“, sagt die Club-Präsidentin Ursula Thiemer-Sachse. Das sei die von beiden Seiten beherrschte Sprache.

Inzwischen sind die jungen Frauen in Kreisau angekommen und haben schon mittels einer Stadtrallye den Ort und seine Geschichte kennengelernt. „Wir haben auch das Bergschlösschen besichtigt“, in dem sich die Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis heimlich traf, teilte gestern Clara Schmölder per E-Mail mit. Abends hätten sie dann über Menschenrechte diskutiert. Am heutigen Donnerstag gehe es weiter mit Rhetoriktraining. Trotz straffer Terminplanung aber sei das Programm sehr abwechslungsreich. „Es macht uns allen Spaß, neue Leute kennen zu lernen.“ Dabei helfen auch die paar Polnisch-Sätze aus dem Crash-Kurs von Marie. Nicola Klusemann

Nicola Klusemann

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