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Landeshauptstadt: Begehrte Exklave Bäkewiese

Investor bietet fünf Millionen Euro für Ex-Campingplatz – doch Stadt will an Bauholding verkaufen

Stand:

Babelsberg / Berlin - Auf der brachliegenden Potsdam-Exklave in Berlin-Kohlhasenbrück könnten bald Stadtvillen gebaut werden – die Frage ist nur, von wem. Es geht um rund 33 000 Quadratmeter Bauland zwischen der Neuen Kreisstraße und der Stubenrauchstraße, die sich auf Berliner Gelände befinden, jedoch seit fast einhundert Jahren der Brandenburger Landeshauptstadt gehören. Das attraktive Areal liegt direkt am Naturschutzgebiet Bäkewiese am Griebnitzsee, offizieller Eigentümer ist die Aktiengesellschaft „Terraingesellschaft Neubabelsberg AG“. Sie befindet sich bereits seit dem Ende der 1920er Jahre in Liquidation, alle Aktien hält die Stadt Potsdam. Nachdem nach der Wende ein Campingplatz auf dem Gelände der Terraingesellschaft entstand und anschließende Bauvorhaben offenbar aufgegeben wurden, liegt es nun nahezu brach.

Das soll, geht es nach Projektentwickler Alexander Wiedemann, bald ein Ende haben. Gemeinsam mit einem Investor habe er der Stadt ein Kaufangebot gemacht. Fünf Millionen Euro wollten der Investor und er selbst für das Areal zahlen, sagte Wiedemann, der in Potsdam bereits bei den Vorhaben „Beverly Hills“ an der Berliner Straße und der Semmelhaack-Einfamilienhaussiedlung an der Ribbeckstraße aktiv ist. Wiedemanns Pläne sehen eine „Villen-Blockrandbebauung“ an der Bäkewiese vor. Das baumbestandene Gebiet in der Mitte der 33 000 Quadratmeter großen Fläche solle frei bleiben, an der Stubenrauch- und Neuen Kreisstraße solle etwas zurückgesetzt die bereits vorhandene Villenbebauung „gespiegelt“ werden.

Dazu wird es aber sehr wahrscheinlich nicht kommen – denn die Landeshauptstadt möchte das Bauland selbst entwickeln. Es sei beschlossen, so Potsdams Bürgermeister und Finanzdezernent Burkhard Exner gestern auf PNN-Anfrage, dass die Stadt die „Terraingesellschaft Neubabelsberg AG“ mitsamt dem Grundstück an die ab 2006 offiziell gegründete Bauholding verkaufen werde. Das Angebot von Projektentwickler Wiedemann sei lediglich ein „Initiativangebot“, so Exner, die Stadt habe weder die Fläche noch die Gesellschaft zum Verkauf ausgeschrieben. Zudem sei es „günstiger für die Stadt, es selbst zu machen, auch wenn die fünf Millionen Euro gleich gezahlt“ würden. Ein Entwickler wolle schließlich meist auch eine Rendite erwirtschaften. Das nötige Knowhow für die Entwicklung eines solchen Geländes habe die künftige Bauholding – und der Stadt werde der Verkauf der Terraingesellschaft an die Bauholding unter Führung der Gewoba sogar Geld bringen: Die Bauholding müsse die Aktien von der Stadt erwerben und dafür regulär zahlen. Wie groß der Aktienwert ist, wollte Exner nicht sagen. Wieder einnehmen könne die Bauholding den Kaufpreis für das Bäkewiese-Bauland durch die Bebauung des Geländes, so der Finanzbeigeordnete. Welche Art der von der Stadt geplanten „gehobenen Wohnbebauung“ auf dem Areal erlaubt ist, entscheidet in diesem Fall jedoch nicht die Potsdamer Bauverwaltung. Sie müsse sich hier dem Berliner Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf fügen, da man sich auf Berliner Gebiet befinde, erklärte Exner. Die Stadt habe aber bereits „planungsrechtliche Auskünfte“ aus Zehlendorf eingeholt. Wann die Bauarbeiten beginnen, konnte Exner gestern nicht sagen. Diese Planung sei der Bauholding vorbehalten.

Projektentwickler Wiedemann kritisierte das Vorgehen der Stadt als „undurchschaubar“. Er habe auf das eingereichte Kaufangebot bisher keine schriftliche Antwort erhalten, obwohl dies mehrfach telefonisch angekündigt gewesen sei. Wiedemann erhob zudem Zweifel an dem „innerstädtischen“ Verkauf der Terraingesellschaft von der Stadt an die städtische Bauholding. „Wenn ein anderer Investor kommt, der fünf Millionen Euro zahlt, trete ich zurück“, so Wiedemann. Der Projektentwickler mahnte zudem, die Fläche direkt am Naturschutzgebiet Bäkewiese könne nur sensibel bebaut werden. Sie sei eine „wichtige Eingangssituation“ nach Potsdam. Eine Einfamilienhaussiedlung wie sie einst geplant gewesen sei bedeute „Kahlschlag“.

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