Landeshauptstadt: Begrünte Hauben
Gründach-Forum Potsdam versammelte sich über dem Dachgarten der ILB
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Babelsberg - Die Sturzbäche, die gestern vom Himmel strömten und die Kanalisation überfluteten, belegten auf dem Gründach-Forum einen der vielen Vorzüge von bewachsenen Dachflächen. Die Boden- und Pflanzenschicht ist in der Lage, auch große Niederschlagsmengen zu speichern, und sie langsam abfließen zu lassen. Viele Gründächer brauchen gar keinen Ablauf in die Kanalisation.
Etwa 100 Landschaftsgärtner und Architekten folgten der Einladung des Deutschen Dachgärtnerverbandes in das Haus der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) in der Steinstraße. Von der Tagungsetage im dritten Stock hatten die Teilnehmer des Fachtages einen schönen Blick auf ein großes Stück Praxis. Die Verbindungsbauten des Bürokomplexes der ILB sind oben begrünt.
Aber Grün ist nicht gleich Grün. Die ILB entschied sich für eine „extensive“ Begrünung, wie Wolfgang Ansel, Geschäftsführer des Dachgärtner Verbands mit Sitz in Nürtingen bei Stuttgart, erläutert. Pflegeleichte Pflanzen bilden „Felsengesellschaften“ auf relativ dünnem Substrat, wie die spezielle Pflanzerde genannt wird. Die „intensive“ Alternative ist aufwändiger. Bis zum Park auf dem Dach ist alles möglich, sofern die Kasse und die Statik das mitmachen.
Der Fachverband, so Ansel, schätzt, dass bereits jedes siebte Flachdach eine Pflanzenschicht erhält. Neben der erwähnten besseren Entwässerung der Dachfläche gibt es weitere Vorteile: Die Dachabdeckung wird geschützt, das Grün spart Energiekosten, weil es isoliert, und besonders in den Innenstädten wird durch Gründächer ökologisch wertvolle Ausgleichsfläche zu baulichen Versiegelungen geschaffen.
Die Stadt Potsdam unterstützt die Initiative des Dachverbands. Steffen Tervooren vom Umweltamt referierte, wie Gründächer in die Mehrzahl der Bebauungspläne eingearbeitet würden. Kommunale Zuschüsse, wie in Süddeutschland, gäbe es für Bauherren allerdings nicht. Als grüne Beispiele nannte er das neue Hans Otto Theater, die Markthalle, die Sparkassenakademie, das IHK-Gebäude und das Stern-Center. Das älteste Gründach der Stadt fand sich nach Tervoorens Recherche auf einem Nebengebäude auf dem Telegrafenberg – gebaut Ende des 19. Jahrhunderts.
Matthias Hassenpflug
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