zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Begrüßungsdienst begrüßt

90 Prozent akzeptieren Jugendamts-Besuch / Anonyme Anrufe nehmen zu

Stand:

Das Potsdamer Jugendamt hat in diesem Jahr deutlich mehr Hinweise auf vernachlässigte oder misshandelte Kinder bekommen als in den Jahren zuvor. Vor allem anonym würden sich die Potsdamer bei den Mitarbeiterinnen des Amtes melden, sagte Potsdams Jugendamtsleiter Norbert Schweers gestern. Dies habe nichts mit Denunziation zu tun: Denn „drei Viertel der Fälle sind wahr“, sagte Schweers. Er wollte gestern keine genauen Angaben zur Anzahl misshandelter und vernachlässigter Kinder in Potsdam machen. Zumal den beiden Mitarbeiterinnen des Baby-Begrüßungsdienstes der Landeshauptstadt, der seit fünf Wochen durchgeführt wird, kein Fall bekannt geworden sei.

Der Baby-Begrüßungsdienst, bei dem zwei Jugendamtsmitarbeiterinnen junge Familien zu Hause besuchen, sei von 90 Prozent der Familien angenommen worden. Schweers sieht darin eine hohe Akzeptanz des Angebotes. Den Eltern soll damit die Hand gereicht werden, um Probleme zu lösen. Allerdings soll es dem Jugendamt auch helfen, Vernachlässigungen von Kindern vorzubeugen beziehungsweise eher zu erkennen.

121 Familien seien seit dem 12. November angeschrieben worden, nur elf hätten den Begrüßungsdienst mit Hinweis auf bestehende Kontakte zu Hebammen und Jugendamt abgelehnt. Diesen elf Familien würde nicht weiter nachgegangen, sagte Schweers. Die Eltern werden laut Jugendamtsleiter nach der Geburt des Kindes angeschrieben, der Besuch erfolgt – wenn die Eltern dem nicht widersprechen – in den ersten beiden Lebensmonaten. In Potsdam wurden in diesem Jahr 1500 Kinder geboren, erneut mehr als im Vorjahr. Potsdam gilt zudem als familienfreundlichste Stadt Deutschlands.

Befürchtungen von Schnüffelei des Jugendamtes wies Schweers zurück. Die Eltern würden positiv auf den Service reagieren, die Fragebögen seien anonym. Allerdings, so gab Schweers zu, werden die Bögen in Beisein des Mitarbeiters ausgefüllt und von diesem dann auch mitgenommen. Er versicherte, dass die Mitarbeiterinnen keine Akten über die Familien führen. Sollte auffallen, dass eine Familie Hilfe brauche, werde sofort gehandelt.

Erste Handlungsfelder für Verwaltung und Politik sieht Schweers bereits. So hätten die Familien sich vor allem ein saubereres Wohnumfeld gewünscht. Konkret: weniger Hundekot und Müll auf Spielplätzen – vor allem in den Wohngebieten Drewitz, Schlaatz und Waldstadt II. Zudem seien Antworten auf Fragen zur Erziehung immer wieder Thema, ebenso die bereits knappe Anzahl von Kitaplätzen in Babelsberg, Innenstadt und Potsdam-West. Die Ergebnisse der Befragung sollen künftig Thema in den jeweiligen Fachausschüssen der Kommunalpolitik werden, zudem werde alle zwei Jahre ein Familienbericht für die Landeshauptstadt erarbeitet.

Die beiden Jugendamts-Mitarbeiterinnen würden vier Besuche täglich absolvieren, etwa 35 die Woche. Künftig werden sie von ehrenamtlichen Mitarbeitern begleitet, die dann auch Ansprechpartner in den jeweiligen Stützpunkten in den Stadtteilen sein sollen. Etwa 20 Potsdamer hätten sich bislang bei der Arbeiterwohlfahrt, die die ehrenamtlichen Helfer ausbildet, gemeldet. Dies seien vor allem ältere Frauen und frühere Jugendamtsmitarbeiterinnen, sagte Schweers.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })