Landeshauptstadt: Behindertenbeirat: Stadt übte Druck aus Bereits im März 2005 bemängelte Mitglied das fehlende Behinderten-WC im Theaterneubau
Der Potsdamer Behindertenbeirat erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt: Die Verwaltung soll auf ein Mitglied des Beirats Druck ausgeübt haben, weil dieses in den PNN Kritik am Neubau des Hans Otto Theaters (HOT) geäußert hatte. „Vertreter der Stadt und des Theaters“ hätten von Rolf Gutsche eine Entschuldigung gefordert, nachdem ein Artikel mit Zitaten des behinderten Potsdamers im März 2005 erschienen war, sagte Hannelore Mehls, stellvertretene Vorsitzende des Beirats gestern auf dem 26.
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Der Potsdamer Behindertenbeirat erhebt schwere Vorwürfe gegen die Stadt: Die Verwaltung soll auf ein Mitglied des Beirats Druck ausgeübt haben, weil dieses in den PNN Kritik am Neubau des Hans Otto Theaters (HOT) geäußert hatte. „Vertreter der Stadt und des Theaters“ hätten von Rolf Gutsche eine Entschuldigung gefordert, nachdem ein Artikel mit Zitaten des behinderten Potsdamers im März 2005 erschienen war, sagte Hannelore Mehls, stellvertretene Vorsitzende des Beirats gestern auf dem 26. Potsdamer Behindertenforum im neuen Haus der Begegnung.
Bereits damals hatte Gutsche nach einer Baustellen-Begehung an der Schiffbauergasse bemängelt, dass „keine behindertengerechte sanitäre Einrichtung zu erkennen“ sei. Wochenlang hätten Mitarbeiter der Stadt daraufhin „ein höllisches Theater“ veranstaltet, so Mehls.
Die Verantwortlichen bei Stadt und Theater hätten Gutsche aufgefordert, sich für die öffentlich geäußerte Kritik zu entschuldigen, sagte der Betroffene. Die Namen der Beschuldigten nannten die Beiratsmitglieder gestern jedoch nicht. Sozialbeigeordnete Elona Müller forderte den Beirat auf, „Ross und Reiter“ zu nennen. Dieser erklärte sich bereit, die Namen demnächst nachzuliefern. Müller betonte, sie habe weder von den Anschuldigungen des Beirats noch von der nicht behindertengerechten Toilette gewusst. Von dem zu kleinen WC habe sie erst auf der Sozialausschuss-Sitzung im September erfahren.
Laut Müller untersuche die Stadt noch, wer für den „Planungsfehler“ verantwortlich sei. Das Behinderten-WC im neuen Theater ist wie berichtet zu eng für Elektro-Rollstühle und entspricht somit nicht der Deutschen Industrie-Norm (DIN). Zunächst sollten sich die betroffenen Besucher von Theaterpersonal in einen kleineren, hauseigenen Rollstuhl umsetzen lassen, um die Toilette benutzen zu können. Nachdem es im Sozialausschuss darüber zu einem Eklat gekommen war, plant der Kommunale Immobilien Service (KIS) als Bauherr nun, die WC-Tür zu verbreitern. Doch die Toilette sei nicht das einzige Problem im HOT, erklärte Beiratsmitglied Jürgen Becker: „Wir haben eine Liste mit 15 Mängeln aus Sicht Behinderter.“ Außerdem würden Rollstuhlfahrer als Zuschauer für das Stück „Julia Timoschenko“ völlig ausgeschlossen, weil es an verschiedenen Orten stattfände, die teilweise nicht barrierefrei seien. Auch der Orchestergraben sei im Rollstuhl nicht zu erreichen. Darum könnten gehbehinderte Musiker dort nicht auftreten.
Zudem habe der KIS mehrere neue Begehungstermine mit dem Beirat nicht eingehalten, so Becker. Kritik übte er ebenfalls an KIS-Werkleiterin Monika Remann: Sie habe vor dem Hauptausschuss „die Theatermängel runtergeredet und nur die Hälfte erwähnt“.
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