zum Hauptinhalt
Erfolgreich. Dietmar Demuth (55) ist seit Oktober 2007 Cheftrainer des SV Babelsberg 03, den er in der vergangenen Saison in die 3. Fußball-Liga führte.

© Manfred Thomas

Sport: „Bei drei Positionen schwanke ich noch“

Babelsbergs Trainer Dietmar Demuth über sein Team, die 3. Liga und seine Begegnung mit Gerd Müller

Stand:

Dietmar Demuth, sind Sie der Jogi Löw der Dritten Liga?

Wie kommen Sie denn darauf?

So wie Löw bei der Fußball-WM in Südafrika gehen sie jetzt in der Dritten Liga mit einer der jüngsten Mannschaften ins Meisterschaftsrennen. Deren Durchschnittsalter beträgt ganze 23,82 Jahre, und mit dem 38-jährigen Almedin Civa ist nur einer Ihrer Spieler älter als 30.

Das war bei der Zusammenstellung unserer Mannschaft keine Absicht. Die Spieler, die wir neu holen wollten, sollten vom Anforderungsprofil her einerseits schon zwei, drei Jahre im Herrenbereich gespielt haben, um das körperlich bereits gewöhnt zu sein, andererseits aber noch nicht ausgebrannt, sondern noch hungrig sein. Unsere Spieler hier sind alle im besten Fußball-Alter. Was uns an Routine fehlt, müssen wir versuchen, mit einem hohen Maß an Geschlossenheit auszugleichen.

Kann es ein Risiko sein, ohne ein Gerüst erfahrener Kicker jenseits der 30 in die Saison zu gehen?

Jein. Es gibt auch keine Garantie dafür, dass ältere Spieler keine spielentscheidenden Fehler machen. Sicher sind Mannschaften im Vorteil, die sich erfahrene Spieler mit Qualität aus der zweiten Liga geholt haben. Qualität hat aber ihren Preis, und das war für uns aus finanziellen Gründen kein Thema. Ich hatte nach unserem Aufstieg anfangs Gespräche mit einigen solcher Spieler und bin schnell wieder davon abgegangen, als ich hörte, was an Forderungen abgerufen wurde. Ich konnte und wollte unser Gehaltsgefüge auch nicht auseinandersprengen.

Sie mussten nach dem Weggang von Leistungsträgern wie Daniel Frahn, Björn Laars und Denis Weidlich gleich neun Neuzugänge integrieren – wie ist das bisher gelungen?

Wir hatten nur fünf Wochen für die Saisonvorbereitung, und es braucht immer noch seine Zeit, um sie ganz zu integrieren. Aber alle bemühen sich, die Truppe ist schon merklich weiter zusammengerückt. Alle haben ein gemeinsames Ziel, und das schweißt auch zusammen. Gute Fußballer passen sich sowieso schnell an.

Beim letzten 2:0--Testspielsieg am Sonntag gegen den 1. FC Magdeburg sah für die Fans der Auftritt der Mannschaft schon recht vielversprechend für die neue Saison aus. Sehen Sie das genauso?

Nein. Man darf diese eine Partie nicht zu hoch hängen, zumal Magdeburg die zweite Garnitur aufbot, nachdem die erste zu Hause 1:1 gegen den VfL Wolfsburg gespielt hatte. Wir haben am Sonntag ordentlich gespielt, man sollte das jedoch nicht überbewerten. Punktspiele sind noch einen Grad schärfer, aber wir müssen und können auch noch zulegen.

Wo vor allem muss Nulldrei noch zulegen?

Wenn man alle Testspiele betrachtet, müssen wir noch konzentrierter nach vorn spielen und unsere Chancen dann konsequent nutzen. Und unser Passspiel muss noch schneller gehen.

Was wird in den letzten Tagen vor dem Saisonstart Schwerpunkt im Training sein?

Wir werden noch verstärkt Standards trainieren, weiter an Schnelligkeit und Passspiel feilen und taktische Varianten üben.

Wie viele der elf Spieler, die Sie am Sonntag gegen Bayern München II auf den Platz schicken, haben Sie schon fest im Kopf?

Bei acht bin ich mir schon sicher, bei den anderen muss ich noch überlegen. Bei drei Positionen schwanke ich noch.

Welche Ihrer neun Neuzugänge haben die größte Chance, gleich in die Startelf zu rücken?

Durch den Weggang von Weidlich und Laars haben die Neuen, die auf ihren Positionen spielen sollen, naturgemäß die größten Chancen, gleich dabei zu sein, weil uns dort die Leute fehlen. Die größte Drängelei wird es im Mittelfeld geben. Aber wenn alle mitziehen, wird auch jeder Spieler zu seinen Einsätzen kommen.

Wie sehen Sie Babelsbergs Auftaktprogramm mit Bayern München II, Wehen Wiesbaden, Jahn Regensburg und Rot- Weiß Ahlen?

Letztlich ist egal, gegen wen wir beginnen. Wir müssen sowieso gegen alle spielen und uns auf jeden Gegner einstellen. Vielleicht ist es ein kleiner Vorteil, zuerst gegen eine zweite Mannschaft zu spielen, weil sie mit vielen neuen Spielern in die Saison geht, die sich möglicherweise noch nicht so gefunden haben.

Was wird am Sonntag gegen den FC Bayern München II für Babelsberg möglich sein?

Ich bin optimistisch, dass wir die Saison mit einem Heimsieg beginnen. Das wäre für uns auch ganz wichtig.

Haben Sie Ihren Neuzugang Tom Schütz, der in der vergangenen Saison noch Kapitän der Bayern-Amateure war, schon über den Gegner ausgefragt?

Noch nicht, aber man wäre dumm, wenn man seine Informationen nicht nutzen würde. Ich habe allerdings dort unten auch einige Bekannte zu sitzen und meine Informationen.

Haben Sie den Auftaktgegner so beobachtet wie die Münchner am Sonntag den SVB?

Nein, denn wir hatten keine Zeit, nach Österreich in dessen Trainingslager zu fahren.

Wie kann man es in der Dritten Liga mit den nun weiteren Wegen überhaupt schaffen, die Konkurrenz im Auge zu behalten?

Wir werden uns jemanden leisten, der für uns im Süden die Spiele beobachtet. Was wir selbst abdecken können, werden wir wie bisher tun. Sebastian Rauch und ich werden am Samstag beispielsweise unterwegs sein, während Jens Härtel mit der Mannschaft nochmal trainiert. Das Ganze wird allerdings viel zeitaufwendiger.

Beim FC Bayern II wird am Sonntag mit Trainer Hermann Gerland und Co-Trainer Gerd Müller Fußball-Prominenz auf der Bank sitzen. Haben Sie gegen die beiden während Ihrer aktiven Zeit noch gespielt?

Gegen Gerland wohl nicht, aber gegen Gerd Müller. Das war in meinem ersten Bundesligajahr und ist mir noch sehr gegenwärtig. Im ersten Spiel mit dem FC Sankt Pauli gegen Bremen habe ich als Abwehrspieler gleich zwei Tore gemacht und war überglücklich. Eine Woche später sind wir zu den Bayern gefahren, und Müller hat vier Tore gegen uns gemacht. Da wusste ich nach zwei Spielen, dass ich in der Bundesliga angekommen war.

Gehören die Bayern-Amateure für Sie zu den Favoriten der Dritten Liga?

Für mich zählt keine der zweiten Mannschaften dazu. Das sind gute Ausbildungsmannschaften, deren Leistungen aber noch zu schwankend sein werden.

Wen sehen Sie als Favoriten?

Die Mannschaften, die im Sommer finanziell ordentlich zugeschlagen haben. Offenbach und Sandhausen beispielsweise, Heidenheim, Unterhaching und auch Braunschweig.

Und wo wird Babelsberg am Ende der Saison stehen?

Ich hoffe, auf einem Nichtabstiegsplatz, das ist unser erklärtes Ziel. Mehr wird von unseren finanziellen Möglichkeiten her gar nicht drin sein. Schön wäre es, wenn wir nicht gleich richtig unten drin hängen würden.

Sie gehen jetzt mit 21 Spielern in die Saison - reichen die?

Das wird sich zeigen. Ich werde erst einmal in den ersten vier Spielen bis zum DFB-Pokalspiel gucken, wo es eventuell noch hapert und wo wir noch Defizite abbauen müssen. Bis Ende August könnten wir ja auf dem Transfermarkt noch tätig werden. Ansonsten will ich mit dem jetzigen Kader bis zur Winterpause durchhalten und dann unsere Situation neu bewerten.

Sollten Sie noch einen weiteren Spieler holen – wäre dann die Erfahrung eines älteren oder der Elan eines jungen ausschlaggebend?

Das lasse ich heute offen. Der Markt gibt noch einiges her – je nach finanzieller Möglichkeit.

Das Interview führte Michael Meyer

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })