Landeshauptstadt: Bei Frau Orchideen-Doktor
Was Blütenköniginnen lieben und was die Biosphärengärtnerin Ivonne Bartsch rät
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In Potsdams Tropenwald, der Biosphäre, herrscht noch völlig entspannte Stimmung. Die Schlangen dösen, Schmetterlinge flattern auf und ab, Mandarinente Ginger reckt den Hals und ist durchaus gewillt, ein Häppchen aus fütternder Hand entgegenzunehmen und die Orchideen blühen um die Wette. Lediglich die ersten Polizeiautos, die am Volksparkeingang auftauchen, lassen den hohen Besuch am Abend erahnen. Die Umweltminister der G–8-Statten werden in der Biosphäre tafeln. Auch ihnen wird die Blütenpracht gefallen, aber im Gespräch wird es sicher um ganz andere Um-Welten gehen.
Doch selbst am vom Minister-Besuch unbelasteten Nachmittag tröpfelt die Besucherschar nur und das Angebot, beim Orchideendoktor vorzusprechen, wird nur selten genutzt. „Meine Orchideen machen sich prima“, meint Renate V. aus dem Potsdamer Umland. Sie gebe sie einmal in der Woche ins Tauchbad und das lohnten sie ihr mit schöner Blühfreudigkeit. Kein Beratungsbedarf also. Ansonsten aber gefällt es Renate in der Biosphäre und der Orchideensonderausstellung sehr. Auch die anderen Besucher laufen und schauen und gehen erst einmal an der Frau „Doktor“ Ivonne Bartsch vorbei. Fragen gibt es dann aber doch an die freundliche junge Gärtnerin, die seit dreieinhalb Jahren in der Biosphäre arbeitet. Wie man Orchideen am besten gießt, wann man sie umtopfen muss und ob man die Blütenstiele abschneiden sollte oder warten, bis sie von selbst abtrocknen, wollen die Orchideenfreunde wissen. „Beim Gießen scheiden sich die Geister“, meint die Biosphären-Gärtnerin. Sie empfiehlt genau auf das Substrat zu achten. Dunkle Farbe deute Feuchtigkeit an. Erst wenn es hell und durchgetrocknet ist, benötige es einen Wasserguss. Aber auch das Tauchen der Wurzeln in ein Wassergefäß beziehungsweise in Nährstofflösung – wie es Renate vorschlägt – sei eine geeignete Variante. Gefragt wird nicht nur bei der Doktorsprechstunde, die es jeden Donnerstag von 13 bis 17 Uhr noch bis zum 29. April gibt, sondern auch bei den Spezialführungen. Ivonne wechselt sich dabei mit ihrem Kollegen Markus Singer ab. Eine Besonderheit, die sich sicher wenige Orchideenfreunde zu Hause leisten, ist die Verschmelzung der Tropenkönigin mit dem Astwerk von Bäumen. Die Gärtnerin zeigt eine Stelle, wo das Aufsetzen gelungen ist. Diese Phalaenopsis habe schon mehrfach geblüht.
Es ist die 4. Orchideenausstellung in der Biosphäre und jedes Mal werden etwa 500 Pflanzen in das Urwalddickicht eingeordnet. 15 bis 20 Sorten kann man bewundern, großblütige und unscheinbare, solche, die intensiv riechen und fast duftlose, im Topf oder der Erde verwurzelte, aber auch solche, deren Wurzeln frei in der Luft hängen. „Alle Ausstellungspflanzen bekommen eine Chance in der Biosphäre zu überdauern, aber nicht alle können es schaffen“, meint Ivonne Bartsch. Viele aber haben sich akklimatisiert und versuchen nun, das ganze Jahr über durchzublühen.
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