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SV Babelsberg 03: „Bei Makarenko habe ich noch Hoffnung“

Dietmar Demuth, Trainer des SV Babelsberg 03, zur endenden Drittliga-Saison und zu Personalplanungen

Stand:

Herr Demuth, herrscht bei Ihnen als Trainer des Fußball-Drittligisten SV Babelsberg 03 derzeit mehr Freude über den vorzeitigen Klassenerhalt oder mehr Frust über das verlorene Landespokalfinale am Dienstag in Falkensee, wodurch Nulldrei den DFB-Pokal verpasste?

Eigentlich herrscht beides, was zeigt, wie dicht beim Fußball alles beieinander liegt. Heute himmelhochjauzend und morgen zu Tode betrübt. Wir sind natürlich froh, nach dieser schweren Saison die Klasse einen Spieltag vor dem Ende gehalten zu haben. Es wäre sicher fatal gewesen, wenn wir nach dem Pokal-Aus am Dienstag jetzt in Wiesbaden noch um den Klassenerhalt hätten spielen müssen. Gleichwohl fehlen mir bis heute die Worte, wenn ich an unsere Pokalniederlage in Falkensee denke. Da ist nicht nur Enttäuschung, sondern auch Wut darüber, dass wir diese Chance liegengelassen haben. Ich habe das noch nicht verarbeitet, das wird auch noch lange hängen bleiben.

Kommen wir zur zu Ende gehenden Drittliga-Saison. Stellen Sie den Klassenerhalt 2011 und 2012 auf eine Stufe?

In diesem Jahr ist es höher zu bewerten, dass wir die Klasse gehalten haben. Nach dem Aufstieg 2010 hatten wir noch mehr Euphorie und auch eine Mannschaft, die aus dem Jahr davor eingespielter war. Das waren andere Voraussetzungen. Ich habe immer noch vor Augen, wie unser Vereinsvorsitzender Thomas Bastian vor einem Jahr hier praktisch in letzter Sekunde vor den Fans verkünden konnte, dass die Lizenz für die neue Saison gesichert ist. Da hatte ich nur noch acht Spieler, erst danach konnten wir eine neue Mannschaft aufbauen, die jetzt 43 Punkte geholt hat. Das ist ein Riesending.

Es wurde am Ende noch ganz knapp, nachdem Nulldrei zur Winterpause mit 29 Punkten schon auf einem sehr guten Weg schien und sogar das Wort Aufstieg herumgeisterte. Wie erklären Sie sich den Unterschied zwischen beiden Halbserien?

Es gibt da viele Faktoren. Zum einen fühlt man sich vielleicht schon ein bisschen sicher, was auch Erwartungen nach oben schraubt, die wir gar nicht erfüllen konnten. Ich habe immer gesagt: Das wird noch eng. Wir hatten in der ersten Halbserie sehr viel Glück, haben teilweise auch über unsere Verhältnisse gut gespielt, während sich andere Mannschaften dumm anstellten. Daher wusste ich: Wenn die anderen im Endspurt nochmal Gas geben, wird es knapp für uns. Was am Ende auch eintrat, zumal wir auch ziemlich viel Verletzungspech hatten. Daher mussten wir unsere Mannschaft ständig umstellen. Zum Glück haben wir ja aber doch noch die Kurve bekommen.

Seit letztem Samstag besteht mit dem Klassenerhalt auch Planungssicherheit für die kommende Saison. Wie weit sind mittlerweile die personellen Planungen vorangekommen?

Es geht jetzt darum, mit den Spielern, die kommen sollen, konkrete Gespräche zu führen. Dann wird man sehen, was möglich ist und was nicht. Fakt ist, dass wir uns verstärken müssen.

An welchen Mannschaftsteil denken Sie da vor allem?

Wer mich kennt, weiß, dass ich fuchsteufelswild bin, wenn ich all die Gegentore sehe, die wir bekommen haben. Da gilt es den Hebel anzusetzen. Wir müssen uns aber in allen Mannschaftsteilen verstärken, um nicht noch einmal eine solche Saison zu erleben. Wir haben auch in der Offensive zu wenig Möglichkeiten, ich hatte zum Schluss nur noch Markus Müller als Stürmer. Hier müssen wir ebenfalls Alternativen finden.

Nicolas Hebischs Vertrag läuft aus. Hat der Stürmer weiter eine Chance beim SVB?

Wir werden darüber sprechen müssen, wie er sich das vorstellt. Ich bin jedenfalls nicht abgeneigt. Er ist ein talentierter Spieler, der – wenn er hier bleibt – den nächsten Schritt machen muss.

Acht Spieler haben einen bis 2013 oder gar 2014 gültigen Vertrag beim SVB: Matthias Kühne, Zlatko Hebib, Christian Groß, Benjamin Kaufmann, Markus Müller, Mickael Nelson, Mateusz Szczur und Kofi Schulz. Ihr Geschäftsführer Klaus Brüggemann hat erklärt, dass sich der SVB trotzdem von einigen von ihnen trennen wolle. Wissen die betreffenden Spieler das schon?

Ja, wir haben sie angesprochen. Es ist im Fußball halt so: Entweder es passt oder es passt nicht. Daher haben wir einigen Spielern nahegelegt, sich einen neuen Verein zu suchen, weil ihr Potenzial nicht für die Dritte Liga reicht.

Betrifft das Szczur und Schulz?

Ja, unter anderem. Wir hatten vor der Serie auch mit Daniel Scheinig abgesprochen, dass er es probiert. Aber er kommt aus einer unterklassigen Liga, wodurch es verdammt schwer ist, in unserer Liga Fuß zu fassen. Es bringt ja niemandem etwas, hierzubleiben und gar nicht oder in der zweiten Mannschaft zu spielen.

Wie sieht es mit Nelson aus?

Ich gehe davon aus, dass er seinen Vertrag bei uns erfüllt. Es sei denn, sein Berater kommt und sagt, dass er in Frankreich oder sonstwo einen neuen Verein hat. Dann wird man darüber sprechen müssen.

Ausgerechnet bei Anton Makarenko und Dominik Stroh-Engel, zwei der torgefährlichsten Nulldreier dieser Saison, laufen die Verträge Ende Juni aus. Besteht noch die Möglichkeit, einen oder beide zu halten?

Das ist wie immer auch ein Pokern, zumal sich beide in den Fokus gespielt haben. Es wird schwer für uns sein, Makarenko und Stroh-Engel, der als Mittelfeldspieler in der Saison zwölf Tore erzielt hat, zu halten. Bei Makarenko habe ich noch Hoffnung, bei Stroh-Engel stehen die Zeichen auf Trennung.

Mit Marian Unger und Daniel Zacher haben Sie zwei inzwischen drittliga-erfahrene Torhüter, die zuletzt Verletzungspech hatten und deren Verträge auch enden. Sollen die beiden gehalten werden?

Ja, ich habe signalisiert, dass ich – wenn es finanziell passt – mit beiden gern weiterarbeiten würde, zumal ich auch weiß, wie sie charakterlich sind. Das liegt aber nicht nur an mir, sondern auch an den beiden.

Sergej Evljuskin wurde zu Saisonbeginn vom damaligen Zweitliga-Aufsteiger Hansa Rostock ausgeliehen. Wie ist der momentane Stand bei ihm?

Sergej will gern hierbleiben und ich hoffe, dass er weiter für uns spielen kann. Die Entscheidung darüber liegt aber nicht in unserer Hand.

In dieser Saison hat Nulldrei 26 Spieler im Kader – mit wie vielen wollen Sie in die nächste Saison gehen?

Am liebsten wären mir 22 Spieler. Es war aber gut, dass wir jetzt 26 hatten, denn wir hatten in dieser Saison zahlreiche Verletzte. Der Kader war ja auch wegen der längeren Verletzung von Christian Groß und Florian Grossert etwas aufgebläht.

Können Sie wie im vergangenen Jahr mit dem gleichen Anteil vom rund Vier-Millionen-Euro- Gesamtetat des SVB planen oder werden Sie mehr Geld zur Verfügung haben, um die Qualität der Mannschaft zu erhöhen?

Der momentane Stand der Dinge ist, dass wir mit dem gleichen Etat wie in dieser Saison planen können.

Geschäftsführer Brüggemann hat angekündigt, dass zwei ausländische Erstliga-Spieler geholt werden sollen. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Davon weiß ich momentan nichts. Wobei wir – wie diese Saison zeigte – arge Probleme haben, wenn Spieler kommen, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind. Um das zu vermeiden, wollte ich auf diesem Markt eigentlich nicht mehr tätig werden. Es sei denn, der Spieler hat eine solche Qualität, dass man gar nicht mehr viel sprechen muss. Ich glaube aber nicht, dass wir einen solchen Spieler holen können.

Wer entscheidet eigentlich letztendlich über Neuverpflichtungen? Sie als Sportlicher Leiter oder Geschäftsführer Klaus Brüggemann?

Das liegt immer noch in meiner Hand, denn ich muss mit den Jungs ja auch auf dem Platz arbeiten. Sportlich liegt die letzte Entscheidung bei mir, finanziell beim Vorstand.

Klaus Brüggemann hat gegenüber den PNN angedeutett, dass Nulldrei Großes vor habe – will der SVB in der nächsten Saison um den Aufstieg mitkämpfen?

Wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen und müssen erst einmal sehen, welche Leute an den Babelsberger Park kommen und ob alles passt. Wehen Wiesbaden ist ein gutes Beispiel dafür, dass es nicht reicht, nur Qualität zu holen. Es muss schon alles harmonieren. Ich persönlich glaube, dass diese Liga in der nächsten Saison noch ausgeglichener ist und dass das eine verdammt enge Kiste werden wird.

Steht also zuerst einmal wieder der Klassenerhalt im Vordergrund?

Man will nicht immer tiefstapeln, muss aber gucken, welche finanziellen Möglichkeiten man hat und ob die Spieler, die man haben möchte, zusammenpassen und auch das aufs Feld bringen, was man von ihnen erwarten kann.

Jetzt geht es zum Saisonausklang zum schon erwähnten Tabellennachbarn Wiesbaden. Wie sehen Sie dieses letzte Spiel?

Vor dem Landespokalfinale war das Spiel in Wiesbaden eigentlich uninteressant, weil es für beide Seiten um nichts mehr geht. Jetzt nach der Niederlage in Falkensee will ich von den Jungs aber nochmal eine Trotzreaktion sehen. Sie sollen sich dort um Wiedergutmachung bemühen, damit wir zumindest wieder ein bisschen lächeln können.

Am Sonntag gibt es noch einen Mannschaftsabend, dann ist Urlaub angesagt. Wann starten Sie in die Vorbereitung auf die am 20. Juli beginnende neue Saison?

Wir haben lange Urlaub und beginnen am 11. Juni unsere sechswöchige Vorbereitung auf die neue Saison, in der ein jeweils kurzes Lauf- und Taktik-Trainingslager in Deutschland geplant sind. Ich hoffe, dass wir anschließend gut gerüstet sind mit hungrigen und heißen Spielern.

Sie selbst werden am 12. Mai Ihre schon standesamtlich getraute Frau Ethel-Ami nochmal kirchlich heirateten. Haben Sie anschließend auch Urlaub?

Ja, und ich freu mich schon darauf. Ich hatte aufgrund der damaligen Situation im Verein und wegen der Schwangerschaft meiner Frau im vergangenen Sommer keinen Urlaub und musste durchpowern – da merkt man schon, dass man müde wird. Nach der bevorstehenden kirchlichen Hochzeit, die ich meiner Frau versprochen habe, werden wir in ihre Heimat nach Ghana fliegen. Und ich hoffe, dass ich dort mal ein bisschen abschalten kann und zu neuen Kräften komme.

Das Interview führte Michael Meyer

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