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Landeshauptstadt: Bei Studio Babelsberg droht Insolvenz

40 Mitarbeiter des Art Departments sollen entlassen werden – um größte Studio-Tochter zu sichern

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Babelsberg - 40 Mitarbeiter werden entlassen oder die Art Department Studio Babelsberg GmbH geht in Insolvenz: Vor diese Wahl habe die Geschäftsführung der Studio Babelsberg AG gestern den Betriebsrat gestellt, sagte Betriebsratschef Jan-Peter Schmarje. Die Existenz der größten Tochterfirma des Studios könne nur gesichert werden, wenn der Betriebsrat der Kündigung von zwei Dritteln der rund 90 fest angestellten Mitarbeiter und Auszubildenden zustimme. Zudem sollten die verbleibenden 32 Angestellten auf rund 20 Prozent ihres Einkommens verzichten. Der Betriebsrat trifft sich heute zu einem Gespräch mit den Geschäftsführern des börsennotierten Babelsberger Traditionsunternehmens, Carl Woebcken und Christoph Fisser.

Die Studio Babelsberg AG wollte sich gestern nicht zu Details der Verhandlungen mit dem Betriebsrat äußern. Als Grund für die geplanten Entlassungen nannte Sprecherin Miriam Rönn die schwankende Auslastung des Studios und die nicht kostendeckende Arbeit des Art Departments. Zudem seien die Leistungen der Filmhandwerker zu teuer für deutsche Filmproduzenten. Diese drehten deshalb in anderen Studios. Die „Abwanderung“ solle gestoppt werden, indem Studio Babelsberg künftig mit günstigeren Subunternehmern arbeite. Zudem werde der Bau von Filmkulissen mittelfristig wegen der Computertechnik an Bedeutung verlieren.

Betriebsratschef Schmarje bezweifelte die Darstellung der Geschäftsführung. Die Ankündigung, das Jahr 2006 werde „hoch defizitär ausgehen“ sei zwar nachvollziehbar, denn es sei keine große Hollywood-Produktion nach Babelsberg gekommen. Das Art Department aber habe „ohne Ende gearbeitet“, Überstunden angehäuft und viele Aufträge gehabt, die nicht aus der Filmwirtschaft stammten. „Für die Mitarbeiter sind die Entlassungen nicht zu verstehen“, so Schmarje. Er wies daraufhin, dass das Studio mit der Arbeit des Art Departments Geld verdient habe. „Wenn das nun Subunternehmer übernehmen und das Studio nur noch vier Wände und ein Dach anbietet, bringt eine Filmproduktion nur durchlaufende Kosten.“ Der Betriebsrat sei zudem nicht sicher, ob die Kündigung der 40 Mitarbeiter für die verbleibenden tatsächlich die Rettung bedeute – oder ob sie später entlassen werden sollen. Das Vorgehen der Geschäftsführung bezeichnete Schmarje als „trockenes Kalkül“. Denn wären vor Januar 2007 Mitarbeiter gekündigt worden, hätte die Landesinvestitionsbank wegen Verletzung der Fördermittel-Bedingungen Fördergelder in Höhe von fünf Millionen Euro zurückfordern können. Die Entlassungen würden nach Ansicht Schmarjes zudem den Standort Babelsberg schwächen: „Mit bester Filmqualität wird es sich beim nächsten großen Film erledigt haben, und das spricht sich schnell herum.“

Die jetzigen Geschäftsführer Woebcken und Fisser hatten Studio Babelsberg im Jahr 2004 überraschend vom französischen Konzern Vivendi übernommen und bald darauf an die Börse geführt. Schon damals befürchtete der Betriebsrat, die neue Geschäftsführung wolle das Unternehmen zerschlagen. 2005 erzielte der Konzern aber nach eigenen Angaben einen Umsatz von 43,2 Millionen Euro und machte 2,6 Millionen Euro Gewinn. Zahlreiche namhafte Hollywoodstars drehten in dieser Zeit in Babelsberg. Insgesamt hatte das Studio nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 194 Mitarbeiter. Zu den Aussichten auf große Filmprojekte für 2007 wollte sich Sprecherin Rönn gestern nicht äußern.

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