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Landeshauptstadt: Bei Unverzagt wird nicht nur gefeiert

Kleingartenverein stellt seinen Kinderspielplatz der Öffentlichkeit zur Verfügung

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Kleingartenverein stellt seinen Kinderspielplatz der Öffentlichkeit zur Verfügung Von Erhart Hohenstein Wenn der Kleingartenverein Unverzagt-Fliederweg zum Sommerfest einlädt, ist immer schwer was los. Dieses Jahr hatten sie sogar eine Bauchtänzerin. Das entspreche zwar nicht der kleingärtnerischen Tradition und gehe ihm etwas weit, meint der Vorsitzende Rainer Wernicke. Aber natürlich freut er sich, dass die Pächter der 125 Parzellen so tüchtig feiern können. Auch darin drückt sich ihr Gemeinschaftsgefühl aus. Ob Osterfeuer, Tanzabend oder Erntedankfest, die Vereinsgaststätte ist der rechte Ort zum Feiern. An die alte Scheune, die 1963 in Geltow abgetragen und am Fliederweg als Vereinsheim wieder aufgebaut wurde, erinnert nichts mehr. Durch Anbauten ergänzt, innen gemütlich ausgestattet und mit einem rustikalen Biergarten lockt sie nicht nur zum Sommerfest ihre Gäste. Ein wohlfeiles, schmackhaftes Essen, verträgliche Preise (5,80 Euro für ein solides Fleischgericht), aber auch properste Sauberkeit sind die „Geheimnisse“ des Pächterehepaars. Nur der Erbseneintopf aus der Gulaschkanone war beim ersten Versuch zu dick geraten und konnte „mit dem Messer geschnitten“ werden, wie einige Spötter meinten. Doch das machte die Stimmung beim Sommerfest nach Kinderspielen, Tanz und Tombola nur noch ausgelassener. Nicht zu vergessen das Wettnageln, bei dem gewinnt, wer mit einem abgerundeten Hammer den Nagel am schnellsten im Stamm versenkt. An dieser Stelle muss Rainer Wernicke darauf hinweisen, dass man bei Unverzagt keineswegs nur feiert. Die Anlage ist ein gepflegtes Gartenreich, in dem neben Ziergehölzen und Blumen auch all die Gemüsearten angebaut werden, die das Herzstück der Kleingärtnerei ausmachen. Ärger mit Mitgliedern, die ihre Parzelle in einen reinen Erholungsgarten mit Rasen und Swimmingpool umwandeln wollen, hat der sechsköpfige Vereinsvorstand kaum. Sogar das 93-jährige Ehrenmitglied Luise Schulz sieht man noch beim Unkrautzupfen. Sie ist eine Verkörperung des Spartennamens „Unverzagt“. Die ersten acht Kleingärtner, die um 1900 hier ein Stückchen Land gepachtet hatten, mussten ein Jahrzehnt später die Sand- und Kiesgewinnung für den Eisenbahndamm Richtung Beelitz miterleben, anschließend wurden die Abbaulöcher mit Müll verfüllt. Sie trotzten dem Chaos und bewirtschafteten laut Chronik ihre Gärten „unverzagt“ weiter, und dieses Wort gab dem1926 gebildeten Verein den Namen. Er wuchs zur größten Potsdamer Kleingartenanlage mit 326 Parzellen heran, aber das wurde dann doch zuviel und führte 1976 zur Teilung in Unverzagt-Fliederweg, -Rosenweg und -Nord. Seitdem ist Rainer Wernicke Vereinsvorsitzender. Drei Jahre zuvor war der nahe dem Kyffhäuser aufgewachsene gelernte Kesselschmied berufsbedingt nach Potsdam gezogen. Heute ist er im Großhandel als Verkaufsberater für Bauklempnerartikel tätig. Da kommt er kaum einmal vor 19 Uhr nach Hause, Vereinsvorsitzender ist er auf Drängen seiner Gartenfreunde dennoch geblieben. Eines seiner wichtigsten Anliegen besteht darin, den Fliederweg für die Allgemeinheit zugänglich zu halten und damit zu unterstreichen, dass Kleingartenanlagen Teil des öffentlichen Stadtgrüns sind. Gleich am Eingang liegt ein großer, gut ausgestatteter Spielplatz. Er ist für jedermann offen und kostet die Stadt, die die Spielmöglichkeiten aus Geldmangel immer mehr abbaut, keinen Cent. Er wird durch den Verein finanziert und bei Arbeitseinsätzen gepflegt. Für diesen Herbst ist die Aufstellung neuer Spielgeräte vorgesehen.

Erhart Hohenstein

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