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Stört es oder nicht? Für Kulturdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) ist das Theaterschiff dort am besten aufgehoben, wo es derzeit liegt. Wenn die Einrichtung den Disco-Betrieb einstelle, wäre möglichen Klagen von Investoren der Boden entzogen, argumentiert die Beigeordnete.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Beigeordneten-Zoff ums Theaterschiff

Magdowski stellt sich gegen Klipp und fordert Verbleib der Kultureinrichtung an der Alten Fahrt

Von Peer Straube

Stand:

Innenstadt - Um den Standort des Theaterschiffs ist ein handfester Streit zwischen Kulturdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) und dem bündnisgrünen Baubeigeordneten Matthias Klipp entbrannt. In einer den PNN vorliegenden rathausinternen Stellungnahme erklärt Magdowski, ein Verbleib des Theaterschiffs an der Alten Fahrt sei die „kostengünstigste, praktischste und rechtlich einwandfreie Lösung“. Entgegen der Argumentation der Bauverwaltung bestünden „keine bau- und vertragsrechtlichen Bedenken gegen einen Verbleib am alten Standort“, wenn das Theaterschiff seinen Disco-Betrieb einstelle. Damit Letzteres die Einrichtung nicht in die Insolvenz treibt, stellte die Dezernentin eine Förderung in Aussicht.

Magdowski stellt sich damit offen gegen ihren Beigeordnetenkollegen Klipp, der für einen Umzug des Theaterschiffs in die Schiffbauergasse plädiert. Die Bauverwaltung und der Sanierungsträger, der den Wiederaufbau der Mitte für die Stadt betreut, hatten bereits vor zwei Jahren angekündigt, dass das Theaterschiff umziehen müsse – schon aus Gründen des Lärmschutzes für die künftigen Anwohner der Alten Fahrt. Es folgte eine umfangreiche Suche nach Alternativstandorten: Zehn Varianten wurden geprüft, schließlich einigten sich Stadtverwaltung und Theaterschiff-Betreiber auf die Schiffbauergasse. Weil aber auf dem Theaterschiff auch Speis und Trank angeboten werden, kam es zum Konflikt mit dem Restaurantschiff „John Barnett“: Deren Betreiber hatten sich eine Konkurrenzschutzklausel in den Nutzungsvertrag schreiben lassen, wonach an der Schiffbauergasse kein anderes Restaurantschiff festmachen darf. Inzwischen hat ein Gericht diese Position bestätigt. Ein Ende der Hängepartie forderte zuletzt der Kulturausschuss und sprach sich nun für einen Verbleib des Theaterschiffs an der Alten Fahrt aus.

Die Bauverwaltung hat nun noch einmal drei Varianten gegenübergestellt – den Verbleib des Theaterschiffs am alten Standort an der Alten Fahrt, eine Verschiebung in Richtung der Fußgängerbrücke zur Freundschaftsinsel sowie den Umzug in die Schiffbauergasse. Aus Sicht der Bauverwaltung gibt es demnach zu einem Umzug keine Alternative: Die Stadt bekomme den Umzug des Theaterschiffs mit insgesamt 200 000 Euro gefördert, von denen 11 500 Euro bereits für die Planung ausgegeben worden seien. Bleibe das Schiff oder werde es nur entlang der Alten Fahrt verschoben, drohe eine Rückzahlung der Fördermittel. In diesem Fall müsse Magdowskis Geschäftsbereich alle entstehenden Kosten tragen – bei einem Verbleib an Ort und Stelle sogar einschließlich möglicher „Klage- und Entschädigungskosten“. Dabei beruft sich die Bauverwaltung auf das Bieterverfahren für die Grundstücke an der Alten Fahrt: Dieses basiere „einschließlich der Vergabe der Grundstücke und der Abschlüsse der Kaufverträge“ auf der „Verlagerung des Theaterschiffs“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Investoren für die Potsdamer Mitte genössen demnach Vertrauensschutz.

Magdowski zweifelt diese Darstellung allerdings an. Der Bebauungsplan für die Alte Fahrt weise die Flächen als Mischgebiet aus, in dem neben Wohnungen auch Gewerbebetriebe untergebracht werden können, die das Wohnen nicht wesentlich stören. „Kleintheater mit Gastronomiebetrieb“ seien in einem Mischgebiet rechtlich möglich. Wenn das Theaterschiff den Disco-Betrieb einstelle, sei die Lärmschutzproblematik ohnehin gelöst, so Magdowski. Wer Bauvorhaben in einem Mischgebiet umsetzen wolle, dürfe letztlich auch „keine Totenstille erwarten“, schreibt die Kulturdezernentin an Klipps Ressort. Klägern fehle jeglicher Rechtsanspruch.

Der Berliner Investor Abris Lelbach, der an der Alten Fahrt den Palast Barberini wiederaufbauen will, kann indes einem Verbleib des Theaterschiffs vor seiner künftigen Haustür nicht viel abgewinnen: „Ich würde mich ein bisschen unwohl fühlen, wenn der Durchgang durch den Palast zum Wanderweg zum Theaterschiff wird“, sagte er den PNN. Man müsse sich die Frage stellen, warum das Theaterschiff ausgerechnet vor dem einzigen Leitbau ankern soll.

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