Landeshauptstadt: Beirat: Angriff auf Ausländer
Ausländerbeirat beriet zur Schlägerei vom 1. Mai
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Über die Massenschlägerei vor der Brandenburger Straße 56 am 1. Mai hat sich der Ausländerbeirat auf seiner gestrigen Sitzung aus „erster Hand“ informieren lassen. Renate Michael vom Polizei-Schutzbereich Potsdam sagte, dass die Untersuchungen der hierzu gebildeten Ermittlungsgruppe immer noch andauern. Ömer Erol, Sohn des kurdischen Restaurantbesitzers, schilderte, dass die Auseinandersetzungen auf der Straße von einer großen Gruppe Deutscher provoziert worden seien. Zwei von ihnen hätten das Geschäft betreten und Freibier verlangt, den Zahlteller ins Publikum geworfen und Zerstörungen angerichtet.
Der Polizei-Schutzbereichsleiter Mathias Tänzer habe Erol im Gespräch bestätigt, dass die Leute der Gruppe polizeibekannt seien. „Warum tut die Polizei nichts gegen diese Gruppe?“, fragt der Geschäftsmann. Es habe sich um einen geplanten Angriff auf Restaurants von Ausländern an einem umsatzstarken Tag gehandelt. Der Kurde, der 1992 in Deutschland lebt, übte ferner Kritik am Polizeieinsatz am 1. Mai. Erst nach dreißig Minuten sei ein Streifenwagen mit einer Polizeibeamtin und einem männlichen Kollegen am Tatort erschienen und noch später „die große Mannschaft“ mit einer Videokamera. Die Polizei sei ebenfalls Angriffen ausgesetzt gewesen. Seinen Bruder Cengiz hätten die Beamten zunächst als Zeugen mitgenommen und später als Beschuldigten bezeichnet. Erol sei um 22 Uhr auf der Polizeiwache erschienen, um zu verhindern, dass sein Bruder in diesem Status Aussagen mache. Nach einer Stunde habe die Polizei Cengiz schließlich frei gelassen. „Unsere Angst ist, dass nochmal so etwas vorkommt“, sagte Ömer Erol. Und: „Wir sind Bürger hier, zahlen Steuern und sind mit vielen Deutschen sehr befreundet.“
Der Restaurantbetreiber distanziert sich von dem auf der Internetseite „You Tube“ veröffentlichten Video zu den Ereignissen. „Das ist nicht von uns“, sagte er. Er finde insbesondere die Texte „peinlich“. „Das ist nicht unsere Sprache.“
Der Ausländerbeirat stuft die Ereignisse am 1. Mai zweifelsfrei als ausländerfeindlich und rassistisch ein. Von der Stadtspitze sei jedoch eine eindeutige Position dazu vermisst worden. Auf Vorschlag der Vorsitzenden Hala Kindelberger beschloss der Beirat, mit einer eigenen Stellungnahme an die Öffentlichkeit zu treten. Günter Schenke
Günter Schenke
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