Landeshauptstadt: Beirat für Migranten ohne Führung
Der Migrantenbeirat ist aktuell nur noch bedingt arbeitsfähig. Eigentlich sollte der Beirat, das politische Gremium der Stadt, das die Interessen der in Potsdam lebenden Ausländer vertreten soll, heute Nachmittag tagen – doch der Termin ist auf unbestimmte Zeit verschoben.
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Der Migrantenbeirat ist aktuell nur noch bedingt arbeitsfähig. Eigentlich sollte der Beirat, das politische Gremium der Stadt, das die Interessen der in Potsdam lebenden Ausländer vertreten soll, heute Nachmittag tagen – doch der Termin ist auf unbestimmte Zeit verschoben. „Wir müssen uns dazu untereinander noch abstimmen“, sagte Thi Minh Lien Ngo, die den Beirat kommissarisch leitet, auf Anfrage. Neben dem fehlenden Termin für eine neue Sitzung hat das Gremium seit Mitte Oktober auch keine Vorsitzende mehr – die bisherige Chefin Olga Schummel, Stadtverordnete der Linken und Mitglied im Landesvorstand der Partei, ist nach zwei Jahren vom Amt zurückgetreten.
Anlass für den Schritt aus Sicht von Schummel: Sie sei von einigen Beiratsmitgliedern „unberechtigt“ angegriffen worden, „unüberwindbare Disharmonien“seien so entstanden. „Leider“ sei damit die Zusammenarbeit in der aktuellen Zusammensetzung des Beirats in dieser Wahlperiode „nicht mehr möglich“, so Schummel in einer Erklärung. Daher werde sie als Vorsitzende des Beirats die Mitglieder des Gremiums, die sie kritisierten, nicht mehr nach außen vertreten. Auch ihr Mandat im Migrantenbeirat legt sie nieder. Im Rückblick erinnert sich die Mittdreißigerin an „viele Dankesworte“ aus der „Migrantencommunity“ in den letzten beiden Jahren. Sie habe versucht, die Sorgen und Probleme der Migranten in Potsdam kennenzulernen und ihnen auch zu helfen, erklärte Schummel – und sie werde ihr integrationspolitisches Engagement aufrechterhalten.
Im Migrantenbeirat hält sich die Trauer über den Weggang der aus Weißrussland stammenden Lokalpolitikerin allerdings in Grenzen. Ein Grund: Im Beirat war es zuletzt häufiger zu verbalen Nickeligkeiten gekommen, auch bei Randthemen, an denen Schummel beteiligt war. Einen offiziellen Kommentar, etwa einen Satz des Bedauerns, zum Rücktritt der bisherigen Chefin gibt es vom Beirat bisher nicht. Schummel gilt selbst in ihrer Partei als ideologisch und als eine, die Kritik persönlich nimmt. Offiziell will ihre Fraktion das Geschehen nicht bewerten. „Wir haben das zur Kenntnis genommen“, sagte Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg den PNN. Hinter vorgehaltener Hand heißt es allerdings, die Fraktion sei „unglücklich“ über die Art und Weise des Rücktritts von Schummel. HK
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