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INTERVIEW: „Bekloppte gibt es auf beiden Seiten“

Ihr Grundstück wird von dem ehemaligen Postenweg der DDR-Grenzer durchschnitten. Im Gegensatz zu manchen Ihrer Nachbarn haben Sie ihn nicht gesperrt.

Stand:

Ihr Grundstück wird von dem ehemaligen Postenweg der DDR-Grenzer durchschnitten. Im Gegensatz zu manchen Ihrer Nachbarn haben Sie ihn nicht gesperrt. Warum? 

Ich habe von Anfang an gesagt und werde dabei bleiben: Der Weg bleibt offen. Das ist ein Stück Geschichte, das muss erhalten bleiben.

Die Stadt will einen öffentlich zugänglichen Weg, hier ist er öffentlich zugänglich. Wieso sollen dann auch Sie enteignet werden? 

Es geht vor allem um den Verlauf des Uferwegs. Wie gesagt, auf dem alten Postenweg kann jeder entlanggehen, der will. Aber der Bebauungsplan sieht zum Beispiel auf der Höhe unseres Hauses vor, den Weg abknicken zu lassen, also weg vom Wasser. Das ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar, allein hier müssten dafür drei Bäume gefällt werden. Das hat sich offenbar jemand am Schreibtisch ausgedacht. Außerdem soll gleich in der Nähe ein Bouleplatz entstehen. Nichts gegen Boulespielen, aber mit der Ruhe ist es dann vorbei. Und wo die dann auf Toilette gehen, ist auch völlig unklar. Schon jetzt wird unser Grundstück unten am Wasser für Partys, als Müllplatz und als öffentliche Toilette genutzt.

Und über die Details kann man sich nicht einigen?

Offenbar nicht mehr. Es gab eine Zeit, da wurde noch mit uns gesprochen. Als die Stadt damals das Moratorium in die Wege geleitet hat, sah es ja so aus, als würde es eine Annäherung geben. Ich bin auch einer der wenigen, der es damals unterzeichnet hat. Ich wäre auch nach wie vor gesprächsbereit, aber wenn man uns mit Enteignung kommt, hört es auf.

Nur sieben der 34 Anwohner haben das Moratorium unterschrieben. Warum ist es gescheitert? 

Das wurde nicht ordentlich kommuniziert. Dabei war das eine große Chance, das hätte einen guten Impuls gegeben. Aber ich gebe zu, es gibt Bekloppte auf beiden Seiten. Warum jemand Kameras aufhängen muss, verstehe ich zum Beispiel nicht.

Wenige Häuser weiter hat einer Ihrer Nachbarn eine unüberwindbare Sperre aus Gestrüpp errichtet. Können Sie das nachvollziehen? 

Eigentlich nicht. Aber so langsam kann ich es doch irgendwie nachvollziehen.

Die Fragen stellte Katharina Wiechers. Der Interviewte möchte nicht mit Namen genannt werden.

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