Sport: Belastungstest am alten Grenzstreifen
Beim Halbmarathon am Teltowkanal startet auch Triathlet und Olympia-Hoffnung Christian Prochnow
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Fragt man Läufer, die einmal das Erlebnis des New-York-Marathons hatten, nach ihren Eindrücken, berichten sie wahrscheinlich von den vielen Brücken, die es zu überqueren gilt. Nun ist Teltow nicht Big Apple und der Teltowkanal nicht der Hudson River. Aber wenn morgen die achte Auflage des Teltowkanallaufs gestartet wird, werden gleichfalls mehrere Brückenpassagen zu bewältigen sein. Sieben Mal führt der Halbmarathon über die Knesebeck- und die Wismarer Brücke.
Als guten Belastungstest will Christian Prochnow das Rennen über die 21,1 Kilometer nutzen. Der Potsdamer Triathlet ist seit Mitte Oktober wieder im Training, dessen Ausrichtung zunächst ein klares Ziel hat: „Die Olympiaqualifikation für London 2012“, so Prochnow. Ein Platz ist im olympischen Triathlonteam noch frei, als Qualifizierungswettkampf erwägt der Deutsche Triathlonverband das Frühjahrsrennen der WM-Serie in Madrid. Die spanische Hauptstadt hat Prochnow in guter Erinnerung: 2009 wurde er dort beim Weltcup-Rennen Achter. Beim morgigen Halbmarathon hat er sicher Siegchancen, „aber man weiß nie, wer noch am Start ist“, sagt der Potsdamer. Prochnow sieht den Lauf als gute Trainingseinheit unter Wettkampfbedingungen und als Möglichkeit, sich für seine regionalen Sponsoren „auch mal zu Hause und nicht nur bei internationalen Rennen“ in Szene zu setzen.
Seine Teilnahme angekündigt hatte auch der ehemalige Hertha-Fußballprofi Marko Rehmer. „Ich fühle mich noch fit“, erklärte Rehmer vor wenigen Wochen im Zusammenhang mit seinen Startambitionen. Als Hertha-Profi habe er in Zehlendorf gewohnt, „und da bin ich oft am Teltowkanal entlanggelaufen“, erinnert er sich. „Dieser Halbmarathon am Teltowkanal entlang wird die bisher größte Lauf-Herausforderung für mich werden“, meinte der Ex-Kicker. „Noch haben wir von Marko Rehmer aber keine endgültige Startzusage“, erklärte Organisationschef Lars Weber gestern gegenüber den PNN.
Bis Freitag lagen 560 Anmeldungen für den Teltowkanallauf vor. „Vor allem in den letzten Tagen gab es noch einmal eine hohe Nachfrage“, sagte Weber, so dass er noch mit mehreren Hundert Nachmeldungen rechnet. Das meiste Interesse gibt es für den Halbmarathon, für den drei Runden gelaufen werden müssen. Der Start dazu erfolgt um 10.35 Uhr auf der Zehlendorfer Seite der Knesebeckbrücke. Andere Teilnehmer bevorzugen die 14,1 (zwei Runden ab 10.40 Uhr) oder 7,1 Kilometer (eine Runde ab 10.45 Uhr). Die kurze Strecke kann auch gewalkt werden, auf der längsten bieten die Veranstalter – der VGS Kiebitz und der RSV Eintracht 1949 – auch Staffelrennen an, bei denen sich je sechs Kinder, Jugendliche oder Erwachsene die Strecke teilen. Einen karikativen Zweck hat der Firmenlauf, von dem jeweils 50 Euro der Startgebühr für ein Behindertenprojekt im Oberlinhaus in Babelsberg gespendet werden. Zu einem Firmenteam gehören jeweils sechs Läufer, die sich die Halbmarathondistanz teilen.
Dass der Halbmarathon entlang des einstigen Grenzverlaufs durch Teltow und das ehemalige West-Berlin führt, ist Absicht. „Wir betrachten den Lauf als Brückenschlag zwischen uns und Zehlendorf“, meint Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt, und Organisations-Chef Weber erklärt: „Wir führen den Lauf deshalb immer zeitnah zum Tag des Mauerfalls durch.“
Der Brückenschlag über den großen Teich ergibt sich durch den Blick in den internationalen Laufkalender: Knapp sieben Stunden nach dem Startschuss am Teltowkanal wird der New York City-Marathon gestartet. Peter Könnicke
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