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Sport: Belebende Konkurrenz

400-m-Läuferin Claudia Hoffmann hat mit Korinna Fink nun eine neue Partnerin in der Trainingsgruppe Möller

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400-m-Läuferin Claudia Hoffmann hat mit Korinna Fink nun eine neue Partnerin in der Trainingsgruppe Möller „Nein, für Urlaub hatte ich keine Zeit.“ Claudia Hoffmann, 400-Meter-Läuferin des SC Potsdam, die mit der deutschen Staffel im vergangenen Jahr in Paris Weltmeisterschafts-Vierte wurde und in diesem August bei den Olympischen Spielen in Athen bereits in der Vorrunde ausschied, war in den vergangenen Wochen damit beschäftigt, ihr Hab und Gut ein- und wieder auszupacken. Gemeinsam mit ihrem Freund David aus Berlin bezog die 21-Jährige jetzt eine neue Wohnung in Zehlendorf. Um einen Nachmieter für ihr bisheriges Domizil in der Potsdamer Zeppelinstraße musste sie nicht lange suchen – die übernahm eine Frau, mit der Claudia Hoffmann seit dieser Woche viele gemeinsame Stunden verbringen wird: Ihre neue Trainingskameradin Korinna Fink, die jetzt vom SC Magdeburg in den Potsdamer Luftschiffhafen kam. Die 23-Jährige Mecklenburgerin schloss sich der Trainingsgruppe Frank Möller an und will sich unter Regie des erfahrenen Übungsleiters ebenso wie Hoffmann für einen Staffeleinsatz bei den Weltmeisterschaften 2005 in Helsinki qualifizieren. „Ich denke, dass das ein realistisches Ziel ist“, meint Korinna Fink, die mit dem von ihr selbst angestrebten Wechsel von der Elbe an die Havel nicht nur sportliches Neuland betritt. „Ich bin vor allem wegen meiner beruflichen Ausbildung nach Potsdam gekommen“, erzählte die 23-Jährige die seit diesem Montag in der Mittelbrandenburgischen Sparkasse zur Bankkauffrau geschult wird. „Wir haben lange gekurbelt, um für sie eine Ausbildung zu finden, die mit dem Leistungssport vereinbar ist, und haben mit der Sparkasse dafür einen guten Partner bekommen“, freut sich Trainer Möller für seinen neuen Schützling, der seit dem Abitur in Magdeburg nichts Ähnliches gefunden hatte. Als Elfjährige wechselte Fink vom heimatlichen Malchow zum SC Neubrandenburg und auf die dortige Sportschule; zunächst als Siebenkämpferin und Weitspringerin. Im Mehrkampf wurde sie in der B- und A-Jugend zweimal Deutsche Meisterin, als Weitspringerin holte sie sich das Ticket zur Junioren-WM 2000 in Chile, wo allerdings nach zwei Übertretungen und einem Sicherheitssprung schon nach der Vorrunde Schluss war. Im gleichen Jahr wechselte Fink nach Magdeburg zu Coach Thomas Springstein, um sich auf die Kurzsprints 100 und 200 m zu spezialisieren. „In diesem Jahr nun bin ich auf die 400 Meter gewechselt. Mit Platz vier bei den Deutschen Meisterschaften war ich nicht ganz zufrieden – aber sicher entwickelt sich hier in Potsdam ja noch etwas.“ Dass ihr bisheriger Magdeburger Trainer Springstein in die Doping-Schlagzeilen geriet, als sie bereits nach Potsdam gewechselt war, nennt die junge Läuferin „eine böse Sache“. Viel mehr wolle sie dazu nicht sagen. Nur noch dies: „Ich selbst habe von ihm nie etwas Verbotenes angeboten bekommen. Ich hatte Dopingkontrollen und kann sagen: Da ist nie etwas gewesen.“ Hoffmann und Fink kennen sich bereits seit gut vier Jahren, doch bei den diesjährigen Deutschen Meisterschaften im Juli in Braunschweig liefen sie in Vor- und Endlauf – hier holte Hoffmann Silber – erstmals gegeneinander. Von ihrem künftigen Miteinander im Luftschiffhafen verspricht sich Frank Möller belebende Konkurrenz – für beide. „In den kommenden Wochen müssen wir aber erst einmal in Ausdauer und Kraft-Ausdauer die richtigen Fundamente legen. Nach langen Gesprächen mit Korinna denke ich, dass sie es schaffen kann. Und Claudia hat mit ihr jetzt endlich eine ebenbürtige Trainingspartnerin. Unsere anderen jungen Läuferinnen waren ihr in der Vergangenheit leider keine Hilfe mehr. Während Claudia immer schneller wurde, resignierten sie. Einige haben zu früh aufgeben. Denen habe ich jetzt Bedenkzeit gegeben, ob sie wirklich weitermachen wollen – dann aber mit anderem Einsatz als zuletzt. Dann setze ich die Maßstäbe höher als bisher an.“ Mit seinen beiden besten Läuferinnen hat Möller diese Probleme nicht. „Wir werden eine gesunde Konkurrenz pflegen“, verspricht Fink, und auch Hoffmann meint: „Ich sehe das positiv: Korinna ist eine Unterstützung für mich. Bisher war es so, dass die Kleinen zu sechst trainierten und ich allein – oder ein Junge musste als Sparringspartner ran. Für richtige Tempoläufe ist es gut, dass wir jetzt zu zweit sind. Ich denke, wir können uns beide gegenseitig in unserer Leistung hochputschen.“ In der Hallensaison 2005 wird sich Claudia Hoffmann vor allem auf die 200 m konzentrieren , denn: Anfang November rückt die Sportsoldatin zunächst zu einem sechswöchigen Unteroffizierslehrgang in Nienbaum bei Hannover ein. Dann soll aus der jetzigen Hauptgefreiten ein Stabsunteroffizier werden. Und auch sportlich guckt Hoffmann nach vorn. „Athen habe ich abgehakt und dabei das für mich Positive herausgefiltert: Ich war bei Olympia dabei und habe die Leistung geboten, die ich zeigen wollte.“ Da auch für die WM 2005 die Normzeit für einen Einzelstart – 51,37 s – für sie zu schwer sei, wolle sie sich erneut in die Staffel laufen. Dafür sollen die Athen-Starterin und Potsdams „Neue“ ihre bisherigen persönlichen 400-m-Bestzeiten von 52,27 bzw. 53,28 s auf jeweils 51,80 s verbessern. „Das ist ein Kampfziel, an dem wir hart arbeiten müssen“, verkündet Frank Möller. Dem soll auch ein Trainingslager im Januar in Albufeira an der portugiesischen Algarve dienen. Dort herrschen selbst im Winter angenehme Temperaturen. Für Claudia Hoffmann vielleicht auch ein kleiner Ersatz für den verpassten Urlaub in diesem Sommer.

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