Landeshauptstadt: Beobachter unter Beobachtung
Verfassungsschutz: Linksextreme Diakonie-Aktion
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Eine Aktion des Diakonischen Werkes Potsdam ist ins Visier des Brandenburger Verfassungsschutzes geraten. In seinem aktuellen Bericht wird die Aktion „Fußballfans beobachten Polizei“ des Fanprojekts Babelsberg in Zusammenhang mit „Stadion-Aktivitäten“ der „linksextremistischen Antifa“ gebracht. Die Aktion ziele darauf ab, „Polizei-Einsätze unter eine “anwaltschaftliche Kontrolle“ zu stellen und unterstellt unverhältnismäßig starke Maßnahmen gegen “linke“ Fans und angebliche Nachsicht gegenüber Rechtsextremisten“, heißt es wörtlich.
Seit 2002 existiert das Fanprojekt im eigenen Laden in der Karl-Gruhl-Straße. Betreuer ist der Straßensozialarbeiter Gregor Voehse. Vergangenes Jahr bekam das Fanprojekt die Ehrengabe zum Theodor-Haecker-Preis für politischen Mut und Aufrichtigkeit der Stadt Esslingen – unter anderem „als ein herausragendes Beispiel gelungener Arbeit mit Jugendlichen gegen Gewalt, Rassismus und neonazistische Tendenzen“.
Allerdings ist unklar, ob der Verfassungsschutz nur die Polizeibeobachtungsaktion beobachtet – oder das Fanprojekt als solches. Eine entsprechende Anfrage der PNN beantwortete Geert Piorkowski vom Brandenburger Innenministerium gestern ausweichend: „Der Verfassungsschutz beobachtet die linksextremistische, insbesondere die gewaltbereite autonome Szene.“ Dabei bestünden Bezüge zur Fanszene des SV Babelsberg. Keinen Kommentar wollte Piorkowski zur „Vergabepraxis anderer Ressorts der Landesregierung“ geben – das Fanprojekt wird mit öffentlichen Geldern unterstützt.
Marcel Kankarowitsch als Chef der Diakonie sagte, er könne keine Einschätzung des Verfassungsschutzes zu der Polizeibeobachtung erkennen: „Ich denke, dass die Aktion eine positive Wirkung hat.“ Gewaltvorfälle hätten sich reduziert, der Dialog zwischen Fans, Polizei und Ordnungskräften gelänge besser. Schon gar nicht könne er eine Bedrohung im Sinne einer extremistischen Gefahr erkennen – vielmehr stehe das Fanprojekt für offene Jugendarbeit, die sich der „Partizipation und Gewaltfreiheit“ verpflichtet sieht. Nicht kommentieren wollte er, ob er dennoch zu einem Ende der Aktion „Fußballfans beobachten Polizei“ rate. HK
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