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Der promovierte Chemiker Gerd Grasnick optimiert die Herstellung von Plastwerkstoffen
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Der promovierte Chemiker Gerd Grasnick optimiert die Herstellung von Plastwerkstoffen Die winzig kleinen, durchscheinenden Kapseln, die Gerd Grasnick, in einem Reagenzglas verschlossen, in der Hand hält, könnten Leben retten. Es handelt sich um Biopolymere. Wenn diese mit lebenden Zellen gefüllt, in einen Tumor injiziert werden, können sie dort gezielt an Ort und Stelle wirken. In der Krebstherapie wäre dies eine schonendere Alternative zu der üblichen Chemotherapie. „Plastwerkstoffe, so genannte Polymere kommen eben nicht nur als Kunststoff, sondern auch sonst überall in der Natur vor, etwa in Knochen oder Pflanzenfasern“, erklärt Grasnick, der seit vier Jahren als Berater Firmen unterstützt, die Polymere herstellen oder weiterverarbeiten. Zwei Jahre leitete der promovierte Chemiker Ende der neunziger Jahre eine Forschungsgruppe an der Universität Potsdam, die solche Mikrokapseln aus Cellulosesulfat entwickelte. Doch schon bald war klar, dass sich in diesem Rahmen kein Produkt für den Markt entwickeln lasse. „An der Uni konnte man die Polymere eben nur im Labormaßstab herstellen.“ Aber auch bei einem Berliner Pharmakonzern, bei dem er ein knappes Jahr arbeitete und hoffte, das Projekt realisieren zu können, saßen die Gelder der Investoren nicht gerade locker. „Da habe ich mir überlegt, meine Arbeitskraft zu teilen und mehreren Firmen anzubieten.“ Seitdem berät der 45-Jährige vor allem größere oder mittelständische Unternehmen im gesamten Bundesgebiet. Auch eine Biotechnologiefirma aus dem schwedischen Malmö kann er zu seinem Kundenkreis zählen. Die Teilnahme am Businessplan-Wettbewerb mit dem Thema „Wie vermarkte ich mich selbst“ habe ihm sehr geholfen, sich zu präsentieren und Betriebe für sich zu gewinnen. In der Regel fährt Grasnick als so genannter Polymerberater direkt an Ort und Stelle und besichtigt den gesamten Produktionsablauf. „Ich kontrolliere ob die Firmen die Herstellung wirklich so umsetzen, wie es auf dem Papier steht“. Denn schon winzige Kleinigkeiten, die im Ablauf missachtet werden, könnten die Qualität der Polymere enorm beeinträchtigen. Anfangs erledigte er seine Arbeit am heimischen Schreibtisch. Doch schon bald fiel ihm die Decke auf den Kopf. „Ich hab mich dort sehr isoliert geführt.“ Der menschliche Austausch fehlte. Er mietete ein Büro im Technologischen Zentrum in Bornstedt. Dort macht er sich heute an die Analyse und recherchiert nach neuen Möglichkeiten oder Materialien, die ein Präparat verbessern können. Die Umsetzung seiner Vorschläge bleibt bei der auftraggebenden Firma. Obwohl er nicht mehr neue Produkte entwickle, bezeichnet Grasnick seine Arbeit als spannend. „Es ist doch ein wenig wie in der Wissenschaft. Mit meinen Kunden lerne ich immer etwas dazu.“ Bereut hat der im brandenburgischen Staaken Geborene seine Entscheidung nie. „Ich hatte das große Glück, gleich einen Kunden zu finden, der von meinem Konzept überzeugt war.“ Deshalb habe er von Anfang an schwarze Zahlen geschrieben. Trotzdem würde er heute einiges anders machen. „Ich hatte mich vorher nicht richtig über die Fördermöglichkeiten informiert.“ Und als er erst einmal selbständig war, stellte er fest, dass „wenn man vorher nichts bekommt, es auch hinterher nichts gibt“. Gegen falsche Ratschläge könne man sich nun mal nicht versichern lassen. „Meine Polymerberatung ist ein absolutes Nischenprodukt, das keiner kennt.“ Es sei kein Wunder, dass er falsche Auskünfte erhalten habe. Er könne da niemandem einen Vorwurf machen. „Wenn meine Frau nicht im Öffentlichen Dienst arbeiten würde und die Familie mit unseren drei Kindern damit abgesichert wäre, hätte ich diesen Schritt vielleicht nicht ohne weiteres gewagt“, gesteht er ein. Seine Frau, eine gebürtige Ungarin lernte Grasnick in Tschechien kennen. Fünf Jahre studierte er dort Chemie. Ein Jahr länger als vorgesehen. „Heute wird man gelobt wenn man schnell fertig ist. Damals durften die Besten noch ein Jahr dranhängen und den Stoff vertiefen“, sagt er nicht ohne Stolz. Zu seinen früheren Kollegen aus seiner Unizeit, die heute unter anderem am Fraunhofer und Max-Plank-Institut arbeiten, hat Grasnick immer noch einen sehr regen Kontakt. „So weiß ich was sie machen und kann auf ihre Forschungen zurückgreifen.“ Als direkte Konkurrenz versteht er sie dabei aber nicht. „Dafür sind meine Aufträge zu klein.“ Im Moment versucht Grasnick im Raum Berlin und Brandenburg Kunden zu gewinnen. Den Vorteil der Nähe schätzt er sehr. „Es ist schon etwas anderes, wenn man bei der Arbeit schneller an eine Tisch zusammenkommen und das Problem bis zum Ende klären kann.“
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