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Berlin - Am heutigen Dienstag feiert Oliver Homuth seinen 21. Geburtstag. Er wird ihn so verbringen wie die anderen Tage in seinem Leben. Sein Programm sieht – abgesehen von ein bisschen Urlaub – immer gleich aus. Homuth macht Trainingssprünge vom Brett ins Becken der Schwimmhalle im Europasportpark an der Landsberger Allee. Tag für Tag. Seit vielen Jahren. Mit fünf Jahren hat der 1,75 Meter große und 75 Kilogramm schwere Mann mit dem Wasserspringen begonnen – zuerst bei Trainerin Sabine Grothkopp, dann bei Karlheinz Ranisch, Gerd Völker und jetzt in der sechsten Saison bei Jan Kretzschmar, der auch Deutschlands besten Springer Patrick Hausding coacht.
Da kommen eine Menge Salti, Schrauben und Streckungen zusammen. Nach seinem Trainingsplan sind es insgesamt 25 000 bis 30 000 Sprünge pro Jahr. So sagt es Homuth, und kann die Frage, ob das denn noch Spaß mache, nicht recht verstehen. „Spaß macht es, wenn man die Sache mehr und mehr beherrscht und dann auch noch Erfolg hat“, sagt er. Beides ist bei dem Sportsoldaten, der an der TU in Berlin Biotechnologie studiert, offensichtlich der Fall. Bundestrainer Lutz Buschkow hält viel von ihm. Und andere Beobachter reden bereits vom „neuen Patrick Hausding“. Der drei Jahre ältere Kollege vom Berliner TSC ist der Trainingspartner, der Homuth nicht hemmt, sondern antreibt: „Wir pushen uns gegenseitig, und davon hat jeder etwas.“
Zuletzt sind die beiden sogar gemeinsam in den Wettkampf gegangen – im Drei-Meter-Synchronwettbewerb. Geschuldet war das den Verletzungen der jeweiligen Stammpartner, aber es funktionierte auf Anhieb gut. Nun wird überlegt, ob man es bei dem neuen Team belässt. Denn die Aussichten sind so schlecht nicht. 2013 stehen die EM im eigenen Land und die WM in Barcelona auf dem Programm. Dort will Oliver Homuth erstmals nach zwei EM-Starts in der nichtolympischen Ein-Meter-Konkurrenz auch in olympischen Wettbewerben wie dem Drei-Meter-Brett starten.
International in der ersten Riege angekommen ist der Wasserspringer zwar noch nicht, aber sozusagen in Wartestellung. Die kommenden Wettbewerbe in Asien und Amerika werden laut Lutz Buschkow wichtig sein, „um sich in einer Sportart mit subjektiven Bewertungen bekannt und einen Namen zu machen“. Bereit zu Größerem ist Homuth. „Ich fühle mich fit wie bisher noch nie“, sagt er. Und für sein ganz großes Ziel hat er auch noch Zeit, sich bis ganz nach vorne zu springen. Die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro sind, sagt er, „Traum, Ziel und Herausforderung zugleich“.Klaus Weise
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