Die Suppenküche Potsdam hatte zu Weihnachten für Bedürftige geöffnet, der Andrang der Nutzer und Politiker war größer als sonst. Es ist das erste Fest im neuen Domizil. Ist der Zulauf also nur ein Ausdruck der Neugierde oder doch ein Zeichen für die Zunahme der in diesem Jahr bereits ausführlich diskutierten Unterschicht? Womöglich von beidem etwas. Jeder der anwesenden Politiker hat sich seine Gedanken in diesen Stunden gemacht – auch über die Besucher der Suppenküche. Überhaupt: Wie groß muss die Not von Eltern sein, zur Weihnachtszeit in eine solche Hilfseinrichtung zu gehen, um ihren Kinder etwas mehr Gaben unter den andernorts bunt umrahmten Weihnachtsbaum zu legen? Wie die Suppenküche hatte auch die Potsdamer Tafel und andere Hilfseinrichtungen in den letzten Jahren eine steigende Zahl der Nutzer verzeichnet. Selbst Pfandverleiher hatten Konjunktur in den Vorweihnachtstagen, um gegenständliches in Bares zu tauschen, mit dem womöglich Geschenke gekauft wurden. Denn nichts geht über strahlende Kinderaugen, wenn man ihnen eine Freude macht. Umso überraschender ist der Hinweis der Suppenküche, dass in den nächsten zwei Wochen nichts mehr gespendet werden soll. Die Lager sind voll, es kann nicht so schnell verteilt werden wie die Sachspenden eingehen. Ein gegensätzliches, aber gutes Zeichen. Denn der Bedarf ist groß, die Spendenbereitschaft noch größer. Anerkennung gilt daher vor allem denen, die beispielsweise den Gänsebraten für diejenigen bezahlen, die sich sonst kein Festessen leisten könnten.
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