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Recherche vor Ort. Das studentische Projektteam der Fachhochschule begab sich in dieser Woche ins Potsdamer Wohngebiet Schlaatz.

© Manfred Thomas

Homepage: Bereitwillige Vernetzung

Anwohnerbefragung im Schlaatz: Potsdamer FH-Studenten auf Erkundungstour im Kiez

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Partizipation ist die Grundlage für ein aktives Miteinander zwischen Jung und Alt. Ausgehend von dieser These haben sieben Studierende der Fachhochschule Potsdam (FH) sich in dieser Woche für ein Forschungsprojekt in den Potsdamer Stadtteil Schlaatz begeben. Das Team des Projektes „Gut Leben im (hohen) Alter“ der FH zog für drei Tage in den Schlaatz, um das Gespräch mit den Anwohnern zu suchen. Geklärt werden sollten dabei die Fragen, wie die Menschen ihre Nachbarschaft wahrnehmen und wie sich das Älterwerden im Schlaatz gestaltet.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Jutta M. Bott, Professorin für Theorie und Praxis Sozialer Arbeit der FH, will das Projektteam die Lebenssituation älterer Menschen in städtischen und ländlichen Regionen vergleichen. Parallel zu der Feldwoche in Potsdam, fand im Amt Nennhausen im Havelland eine ähnliche Befragung statt. „Ziel ist es, sowohl in den ländlichen als auch in den städtischen Regionen eine Vernetzung auf dem Prinzip der Bereitwilligkeit aufzubauen“, erklärt Jutta Bott.

Funktionieren könne dies jedoch nur auf der Basis der Freiwilligkeit. „Es ist nicht immer einfach mit den Anwohnern ins Gespräch zu kommen“, sagt die Studentin Anne Köppe. „Das liegt aber nicht ausschließlich am Stadtviertel Schlaatz.“ Vielmehr sei das Misstrauen ein Nebeneffekt der zunehmenden Anonymität in großen Städten. „Man muss die Menschen aktivieren hinzugucken und hinzuhören, damit benötigte Hilfe sichtbar wird“, erklärt ein Mitglied des Projektteams. Die ersten Gespräche zeigten, dass viele junge Menschen sowohl die städtischen als auch die ländlichen Regionen Brandenburgs verlassen wollen. Die älteren Bewohner bleiben zurück. Das Projektteam der Fachhochschule versucht mit Hilfe der Bürgerbefragung nun herauszufinden, wie die Lebenssituation der älteren Menschen in der Zukunft verbessert werden kann.

Grundvoraussetzung hierfür sei eine funktionierende Kommunikation. Nach Ergebnissen der ersten Befragungen finden Gespräche mit anderen Bewohnern recht selten statt, höchstens mit den Nachbarn des eigenen Wohnblocks. Wenn die Anonymität innerhalb angrenzender Wohnblöcke und zwischen den Höfen und Kiezen schon so groß ist, wie könne dann eine ganzheitliche Verbesserung der Lebensumstände gewährleistet werden, fragen sich die jungen Nachwuchsforscher. Den Studierenden des Projektteams ist es wichtig, dass sich die Menschen in der Zukunft mehr gefragt und angesprochen fühlen. Auf der Basis gegenseitiger Verantwortung und Bereitschaft könne somit eine selbstorganisierte Bürgerinitiative entstehen – so die Idealvorstellung der Studenten.

Am 6. April findet im „Haus der Generationen und Kulturen“ im Schlaatz die Vorstellung der Ergebnisse statt. „Die Anwohner sollen nicht das Gefühl bekommen, dass wir sie mit unseren Fragen nur ausfragen wollen“, erklärt die Projektmitarbeiterin Santje Winkler. „Uns ist es wichtig, nachhaltig mit ihnen in Kontakt zu bleiben.“ Nach der Zusammenfassung der ersten Erkenntnisse und den Ergebnissen der städtischen und ländlichen Bürgerbefragung, will das Projektteam Konzepte entwickeln für ein aktiveres Miteinander. Diese Konzepte sollen sich auch auf andere Regionen übertragen lassen können. Gefördert wird das Projekt noch bis 2010 von dem Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Die Befragung der Studenten will keinen repräsentativen Querschnitt der verschiedenen Lebenssituationen zeigen. Im Vordergrund stehen vielmehr der individuelle Umgang mit persönlichen Erfahrungsberichten. Darüber hinaus hat das Projektteam auch zum Ziel, dass die Brandenburger ihre Augen etwas mehr für ihre – älteren – Mitmenschen und Nachbarn öffnen. Stefanie Amelung

Stefanie Amelung

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