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Schönheit auf den Höhen des Pfingstberges: Am Sonntag kann die Villa Henckel besichtigt werden.

© Andreas Klaer

Von Guido Berg: Bergauf zur Residenz des Malerfürsten

Zum „Tag des offenen Denkmals“ am kommenden Sonntag öffnet auch die frisch sanierte Villa Henckel

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Nauener Vorstadt - Gegenüber der Villa Henckel liegt die Dauerkleingartenkolonie „Bergauf e.V.“. Sie wurde 1936 gegründet, somit wäre wohl spätestens 1945 eine Umbenennung fällig gewesen. Allerdings könnte bei dem Namen auch völlig unpolitisch Bezug genommen worden sein – auf den steilen Anstieg des Geländes. Denn wer den Eingang zum Kleingartenverein oder zu Heckels einstigem Großbürger-Domizil sucht, der muss die steile Straße Am Pfingstberg hinauf.

Die Gäste des Tages des offenen Denkmals, die am kommenden Sonntag die Gelegenheit nicht verpassen wollen, die sich in der Sanierung befindliche Villa Henckel anzuschauen, dürfen sich jedoch nicht von der angegebenen Adresse „Weinmeisterstraße 43a“ irritieren lassen. Richtig ist, wer von der Großen Weinmeisterstraße kommend in die Straße am Pfingstberg einbiegt und sich links hält. Und dann eben einfach „bergauf“ geht.

Jahrzehntelang verfiel die traumhafte Turmvilla, die 1867 bis 1869 nach Plänen von Eduard Tietz durch Hofbaumeister Friedrich Ernst Petzholz errichtet wurde. Auftraggeber war der Berliner Bankier Hermann Henckel. Nun jedoch ist die Außensanierung im Auftrag von Eigentümer Matthias Döpfner bereits fast abgeschlossen. Die Innensanierung wird nach Auskunft der Bauarbeiter noch etwa ein halbes Jahr dauern. Das gesamte Grundstück umfasst knapp 50 000 Quadratmeter und reicht von der Großen Weinmeisterstraße bis zum Pfingstberg hinauf. In dieser Ausdehnung liegt sicher der Grund für die heute irritierende Adresse.

Im Lichte der wiederhergestellten stuckreichen hellen Fassade mutet die Villa nun wieder an wie der Wohnsitz eines Römischen Senators. Das Haus ist ein Festspiel aus giebelständigen Gebäudekuben, Erkern und Terrassen. Majestätisch thront über allem der Turm, dessen Aussicht atemberaubend sein muss. Es war der Zweck der in Italien unter anderem von Andrea Palladio kreierten Turmvillen, ihren Besitzern einen Blick auf die umliegenden Ländereien und den darauf arbeitenden Bediensteten zu gewähren. Geht bei der Villa Henckel der Blick hangabwärts, fällt er auf die in ihren Sparten Gärtnernden vom Verein „Bergauf“.

Nutzer der spätklassizistischen Villa soll ab Herbst 2010 die „Akademie Souci GmbH Markus Lüpertz Potsdam“ sein. Der Maler Lüpertz will im Oktober den Mietvertrag für das Anwesen auf dem Pfingstberg unterschreiben, wie er vor einigen Wochen ankündigte.

Der 68-jährige international bekannte Künstler will begabten und solventen Schülern Unterricht geben. „Die Akademie verkauft sich als Ereignis, und daran kann man für ein gewisses Geld teilhaben. Die Schüler müssen begreifen, dass sie dazugehören und Mit-Sponsor sind“, sagt der wegen seines extravaganten Lebensstils auch „Malerfürst“ genannte Lüpertz den PNN. Der Tag des offenen Denkmals, an dem die Villa Henckel zwischen 11 und 19 Uhr auf Führungen zu besichtigen ist, dürfte also für viele eine letzte Gelegenheiten sein, Lüpertz künftige Residenz zu erkunden.

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