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Zärtliches Baggern. Mit viel Gefühl wird der Sand über den Bahnsteig verteilt. Ab Freitag ist eine Seite wieder begehbar. Andreas Krause überwacht die Arbeiten. Auch die Stützmauern des Dammes werden erneuert, die Geschäfte im Bahnhof sind geöffnet.

© Andreas Klaer

Öffentlicher Nahverkehr: Bergfest im Bahnhof Babelsberg

Rund sechs Wochen war der S-Bahnhof Babelsberg gesperrt. Ab Freitag halten dort wieder Züge – aber nicht lange. Im Juni gehen die Bauarbeiten weiter.

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Babelsberg – Nur wenige Zentimeter über dem Boden schwebt die große Baggerschaufel regungslos, als ob sie auf etwas wartet. Dann rollt das Baufahrzeug der Deutschen Bahn langsam los, der Fahrer bewegt gefühlvoll einen Hebel und die Schaufel öffnet sich langsam – der Sand rieselt genau auf die Stelle auf dem Bahnsteig, wo er auch hingehört. So könnte man auch eine Flasche Bier aufmachen.

Die seit Wochen andauernden Arbeiten am S-Bahnhof Babelsberg machen gute Fortschritte. Alles läuft bislang nach Plan, so lautet zumindest die Halbzeitbilanz der Verantwortlichen bei einer Baustellenbesichtigung am gestrigen Dienstag. Dabei ist augenscheinlich noch jede Menge zu tun, bis an diesem Freitag zumindest eines der beiden Gleise für die S-Bahnen aus Berlin freigegeben werden und die erste Bahn aus Berlin bis zum Hauptbahnhof Potsdam durchfahren kann. Überall hämmert und klopft es, der Lärm ist auch für die Anwohner nur schwer erträglich. Große Baumaschinen fräsen Teile der Stützmauer an der Seite des denkmalgeschützten Bahnhofes weg. „Wir werden pünktlich fertig“, sagt S-Bahnchef Peter Buchner. Und: Man versuche, den Lärm so gut es geht zu reduzieren.

Bahnverbindung nach Berlin seit März unterbrochen

Seit Mitte März ist die wichtige Verbindung für Pendler von und nach Berlin wegen der Gleisbauarbeiten gekappt. Der Schotter zwischen den Stationen Griebnitzsee und Babelsberg habe nach 25 Jahren ausgetauscht werden müssen, sagt der verantwortliche Bauüberwacher Andreas Krause, der dafür sorgt, dass die Arbeiten nach Plan laufen. Und da ohnehin der Bahnhof sanierungsbedürftig war, wurde das gleich mit erledigt.

In der Rudolf-Breitscheid-Straße wird die Stützwand am Bahndamm erneuert und mit Stahlbeton verstärkt. „Sie war nicht mehr ausreichend sicher“, sagt Krause. Die Wand wurde wie der gesamte Bahnhof im Jahr 1912 errichtet und zuletzt 1992 saniert. Jetzt müsse sie dem aktuellen Stand der Technik angepasst werden.

Auch auf den Bahnsteigen wird alles neu gemacht. Steinplatten werden verlegt, ein Leitsystem für Blinde errichtet. An den Aufbauten soll aber nichts verändert werden. „Das ist alles abgesprochen mit dem Denkmalschutz“, sagt der Bauüberwacher Krause.

„Wir legen hier keinen Grünstreifen an“, scherzt er und zeigt auf einen weiteren Mitarbeiter, der mit einem Gartenschlauch den zuvor vom Bagger aufgetragenen Sand in der Mitte des Bahnsteiges mit Wasser bespritzt. Hier werde eine feste ebene Ersatzfläche vorbereitet, damit die Fahrgäste am Freitag auch genügend Platz auf dem Bahnsteig haben. Denn auf der anderen Seite sieht es noch wüst aus. Die alten, teils verrotteten Holzbohlen liegen noch im Gleisbett, ebenso allerhand Baumaterial. Sandhügel türmen sich auf, um bald als Untergrund für die Steinplatten verteilt zu werden.

Ab Freitag rollen wieder die S-Bahnen durch den Bahnhof

Am Freitag sollen die S-Bahnen wieder durchfahren bis zum Hauptbahnhof. Damit würde zumindest vorerst eine lange Geduldsprobe der Bahnkunden enden. Da aber vorerst nur ein Bahnsteig zur Verfügung steht, fehlt die Begegnungsstelle auf der eingleisigen Strecke. Zwischen Griebnitzsee und Potsdam Hauptbahnhof kann nur eine Bahn auf den Schienen fahren, daher kommt es weiterhin zu Verzögerungen. Die Umsteigezeiten von Bus und Straßenbahn zur S-Bahn verlängern sich den Angaben zufolge um zehn Minuten. Man müsse für seine Fahrt nach Berlin leider etwas mehr Zeit einkalkulieren, sagte S-Bahnchef Buchner.

Und in einem Monat wird es nochmal mehr: Für die Endphase der Sanierungsarbeiten muss der Bahnhof erneut vom 6. Juni bis zum 27. Juni gesperrt werden. Dann werden die Verstärkungen für die Stützmauern angebracht und das zweite Gleis saniert. Auch das Blindenleitsystem wird erst im Juni installiert, ebenso wird die Teilsanierung des Daches durchgeführt. Rund sechs Millionen Euro investiert das Unternehmen in die Sanierung des Bahnhofs Babelsberg.

Auch die Autofahrer müssen sich weiter auf Staus in Babelsberg einstellen. So ist die Rudolf-Breitscheid-Straße noch bis zum 14. Mai halbseitig gesperrt. Die Straße ist wegen der Arbeiten an der Stützmauer nur noch als Einbahnstraße in Richtung Rathaus Babelsberg befahrbar. Der Verkehr in Fahrtrichtung Wattstraße wird über die Karl-Liebknecht-Straße und die Schulstraße umgeleitet. Neben der Stützmauer fahren normalerweise die Trams der Linien 94 und 99 zur Fontanestraße. Die Strecke ist aber im Bereich der Baustelle noch eingleisig in Betrieb.

Weitere große Bauvorhaben an der Strecke Potsdam-Berlin geplant

Auch in den kommenden vier Jahren wird die Deutsche Bahn immer wieder Sanierungsarbeiten an der Strecke nach Potsdam durchführen müssen. So erhält der Bahnhof Griebnitzsee einen zweiten Regionalbahnsteig. Dadurch seien die Fahrgäste der S-Bahn nicht betroffen, so Buchner. Anders wird es ab 2019 sein, wenn vor dem Hauptbahnhof ein zweites S-Bahngleis verlegt werden soll. Dadurch würden die Fahrzeiten nach Berlin um einige Minuten verkürzt, sagt der Bahnchef.

Und ab 2021 sollen wie berichtet in Babelsberg fünf Brücken saniert werden. Die Arbeiten sollen sich über zwei Jahre hinziehen. Betroffen sind die S- und Fernbahnstrecke über die Karl-Liebknecht-Straße, die Wattstraße, die Anhaltstraße, die Plantagenstraße und die August-Bebel-Straße. Man werde sich aber bemühen, dass immer entweder die Regionalbahn oder die S-Bahn Potsdam anfahre, versprach Buchner.

Stefan Engelbrecht

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