MEIN WENDEHerbst: Berlin? Dortmund!
JAHREMAUERFALLDer Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9.
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JAHRE
MAUERFALL
Der Herbst 1989 ist als „Friedliche Revolution“ in die deutsche Geschichte eingegangen. Hunderttausende DDR-Bürger demonstrieren in diesen Tagen für Veränderung im Land – in den Abendstunden des 9. November fällt die Mauer. An dieser Stelle erinnern sich in den Potsdamer Neuesten Nachrichten täglich Menschen in Potsdam an ihre Erlebnisse in dieser Zeit. Heute: Ulrike Kunz. Die 36-jährige gebürtige Potsdamerin macht derzeit eine Ausbildung zur Bilanzbuchhalterin.
Von der Maueröffnung hörte Ulrike Kunz am Abend des 9. November im Radio. Glauben konnte die damals 16-Jährige allerdings nicht, was die Rias-Korrespondenten erzählten. „Veralbern kann ich mich selbst, habe ich mir gesagt“, erinnert sich die Potsdamerin: „Das Radio hab ich ausgemacht.“ Als sich die Nachricht am nächsten Morgen bestätigten, machte sie sich mit ihrer Schwester und ihrer Mutter im Trabbi auf den Weg – nicht nach Westberlin, sondern 500 Kilometer weit nach Dortmund, wo ihre Tante wohnte. „Wir kamen erst am späten Abend an“, erzählt Ulrike Kunz. Empfangen wurden sie mit Schnittchen, aber die Verwandtschaft war überrascht von dem Spontanbesuch: „Die dachten, wir sitzen in Berlin auf der Mauer.“ Nach Westberlin reiste Ulrike Kunz, die damals auf die zehnte Klasse der Foerster-Schule in Bornstedt ging, eine Woche später: „Vom Begrüßungsgeld habe ich mir eine Doppelalbum von „The Band“ gekauft, mit Bob Dylan“, erzählt sie. Die Fahrt über die frühere Grenze sollte für die Potsdamerin bald Alltag werden: Weil ihr der Platz für eine Berufsausbildung mit Abitur in Potsdam kurzfristig gekündigt wurde, meldete sich Ulrike Kunz auf einem Gymnasium in Zehlendorf an. Als eine von vier „Ostlern“ in der Klasse spürte sie dort oft Vorurteile: „Die Lehrer meinten, wir sind sowieso nicht besser als Note drei.“ Nach dem Abitur lernte Ulrike Kunz Programmiererin und fand Arbeit in Hamburg, bis sie 2005 den Job verlor – und wenig später schwanger wurde. Zwei Jahre und vier Monate alt ist ihr Sohn heute. Ulrike Kunz kam zurück nach Potsdam und macht jetzt eine Ausbildung zur Bilanzbuchhalterin. „Im nächsten Herbst habe ich bestimmt wieder einen Job“, hofft sie.JaHa
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