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Landeshauptstadt: Beruf „Geschichtenerfinder“

Grundy UFA eröffnet Deutschlands erste Schule für Storyliner / 50000 Euro Starthilfe vom Medienboard

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Babelsberg – Dorothea Klein hat eine Schwäche für Seifenopern und will damit künftig Geld verdienen. Die 29-Jährige ist eine der 16 Auserwählten, die seit gestern bei Deutschlands erster Serienschule die Schulbank drücken. Die Lehranstalt für Storyliner wurde vom Serien- und Telenovela-Spezialisten Grundy UFA ins Leben gerufen. „Von den rund 1000 Grundy-Mitarbeitern sind 20 Prozent nur mit Geschichtenerfinden beschäftigt“, sagt Geschäftsführer Rainer Wemcken. Über 2000 jährliche Programmstunden im Fernsehen seien deutsche Produktionen. Bisher habe man den Nachwuchs einzeln ausgebildet, im Frühsommer dieses Jahres aber einen richtigen Lehrplan erarbeitet. In nur fünf Monaten seien die 16 kreativen Köpfe fertige Serienschreiber. „Wir hoffen, dass wir sie dann alle übernehmen oder anderweitig vermitteln können“, stellt Wemcken in Aussicht. Und, dass es nicht nur bei diesem ersten Jahrgang bleibe.

Das Ausbildungsprogramm ist eng gestrickt. Unterrichtet werde fünf Tage die Woche von 9 bis 18 Uhr, erklärt Schulleiterin Anja Weber. „Zum Eingewöhnen“, denn das entspreche dem Pensum eines Storyliners. Über 400 interessierte Autoren und schreibtalentierte Quereinsteiger bewarben sich um die begehrten Ausbildungsplätze. 23 Bewerber wurden zum Bewerbungskurs geladen. „Alles überdurchschnittliche Talente“, sagt Anja Weber. Entscheidend aber sei am Ende neben der Kreativität vor allem der Teamgeist gewesen. „Auch wenn alle platt sind, lässt keiner den anderen hängen.“ Das zeichne Storyliner aus. Zwei sprangen ab, fünf erwiesen sich als „nicht geeignet“. Eine gewisse Liebe zu den Formaten sei nicht Bedingung. „Man muss Gute Zeiten – Schlechte Zeiten oder Julia – Wege zum Glück nicht mögen“, sagt die Schulleiterin. Man sollte aber doch wissen, womit man es zu tun hat. In den Bewerbungsgesprächen hätte das Gremium deshalb immer Verbesserungsvorschläge abgefragt. „Und wir haben gute Anregungen bekommen“, schmunzelt Anja Weber, die unter anderem selbst an der Weekly Soap „Hinter Gittern“ mitschrieb.

Finanziell getragen wird der erste Jahrgang vom TV-Produzenten Grundy UFA selbst. Außerdem gab es vom Filmförderer Medienboard Berlin-Brandenburg für die Serienschule eine Starthilfe über 50000 Euro und ein Türschild, das künftig am Haus August-Bebel-Straße 68 zu den Theorieräumen im dritten Stock weist. Die Schülerinnen und Schüler selbst zahlen ein Schulgeld über 1500 Euro. „Das soll sie allerdings nur vom Aufgeben abhalten“, sagt die Schulleiterin. Wenn die 16 Talente nämlich Mitte Januar kommenden Jahres in die Praxisphase eintreten und das theoretisch gelernte an den Produktionsstätten Babelsberg, Berlin und Köln anwenden, bekommen sie ihren Einsatz zurück.

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