Landeshauptstadt: „Berufliches Gymnasium“
Rupprecht: Oberstufenzentrum II ändert Namen / „Eine Art Aufnahmeprüfung“ an Gymnasien
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Am Schlaatz - Der von der SPD-Landtagsfraktion initiierte „Treffpunkt Schule und Wirtschaft“ am Dienstagnachmittag im Bürgerhaus am Schlaatz war nur mäßig besucht. Doch die Konsequenzen, die Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) aus einer eher pessimistisch und negativ anmutenden Diskussion zog, hatte Neuigkeitswert: Rupprecht zufolge müsse die Fachhochschule als Bildungsweg künftig interessanter werden.
Aus diesem Grund sei geplant, das Potsdamer Oberstufenzentrum, an dem unter anderem die Fachhochschulreife erworben werden kann, in ein „berufliches Gymnasium“ umzubenennen. In der Debatte war eine schlechte Vorbereitung der Schüler auf die Belange der Wirtschaft kritisiert worden. Rupprecht zufolge soll im „beruflichen Gymnasium“ der Schwerpunkt auf die Berufsvorbereitung gelegt werden. Der Zugang zu den eher auf eine akademische Karriere orientierenden Gymnasien soll dagegen künftig „reguliert“ werden. Dies soll „über eine Art Aufnahmeprüfung in einem Probeunterricht“ geschehen. Bei Einstimmigkeit der an dem Probeunterricht teilnehmenden Lehrer könne einem sich als weniger leistungsstark herausstellenden Schüler „das Gymnasium ab 7. Klasse untersagt werden“, so der Bildungsminister. Gegenwärtig liege die Gymnasialquote im Land bei 40 Prozent eines Jahrgangs, „das sollte es auch sein“, so Rupprecht.
Wie die Landtagsabgeordnete Klara Geywitz (SPD) eingangs das Grundproblem umriss, sei „in der Zukunft ein Fachkräftemangel absehbar“. Daher müsse jetzt gegengesteuert werden. Grund hierfür sind die geburtenschwachen Jahrgänge nach 1990, wie sie laut Rupprecht bereits jetzt an den sinkenden Schülerzahlen erkennbar sind. Gegenwärtig zeige sich dagegen noch ein anderes Bild: Firmen erhalten 30 bis 40 Bewerbungen pro Ausbildungsplatz, so Torsten K. Bork vom Unternehmerverband Brandenburg: „Das wird sich in den nächsten Jahren ändern.“ Bork zufolge werde für Ausbildung in der Zukunft „Angebotsarbeit der Unternehmen“ notwendig sein. Christina Weigel, Leiterin der mit 2517 Schülern und Auszubildenden größten Schule Potsdams, des Oberstufenzentrums II, sprach gegenwärtig jedoch noch von einem „Schülerberg“ auf der einen Seite und „Ausbildungsknappheit“ auf der anderen. 80 Prozent der Auszubildenden am OSZ II sind Abiturienten, so die Schulleiterin. Sie gab zu, dass durch die vielen Abiturienten „eine gewisse Verbildung“ der Berufsbildung eingetreten sei. Der Leiter des Leibniz-Gymnasiums, Edgar Borowietz, erklärte, die größten Chancen auf dem Ausbildungsmarkt hätten die Schüler mit den besten Abschlüssen. Aber auch das Gymnasium sei mit dem Niveau der Abiturienten nicht zufrieden. Viele Schüler machten nur deshalb Abitur, weil sie nach der 10. Klasse keinen Ausbildungsplatz gefunden hätten – „Schule als Parkmöglichkeit“ sei das, so der Schulleiter.
Das wird künftig erschwert – durch den Eignungstest und, wie der Bildungsminister erklärte, weil ab 2007 die Abiturprüfung bereits nach zwölf Jahren abgelegt wird. Das wird, so Rupprecht, „für einen Teil der Schüler hart“. gb
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