zum Hauptinhalt
„Wir wollen klare Antworten. Wohin soll der Weg gehen?“ Die Zukunft des Hotelhochhauses in der Potsdamer Mitte ist momentan völlig offen.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Beschäftigungsgarantien für Mercure-Mitarbeiter

Jakobs verspricht Beschäftigungspool. Accor: Bis September Vertrag mit Blackstone. Scharfenberg: Hochhaus ist Teil des Stadtbildes

Stand:

Innenstadt - Gleich von zwei Seiten bekamen die Angestellten des Potsdamer Mercure-Hotels am Freitag Beschäftigungsgarantien ausgesprochen: Auf einer Betriebsratsversammlung erklärte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), die Stadt Potsdam werde für den Fall einer Schließung des Hotels zum Jahresende zusammen mit dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) und der Industrie- und Handelskammer (IHK) einen Beschäftigungspool für die 50 Hotelmitarbeiter bilden. „Ich fühle mich dafür verantwortlich, dass für Sie Arbeitsplätze gefunden werden“, erklärte Jakobs und erklärte sein Verständnis für die geäußerte grundsätzliche momentane Missstimmung der Belegschaft. „Ich kann nachvollziehen, dass Sie so einen Hals haben“, sagte der Oberbürgermeister. Michael Verhoff, Arbeitsdirektor und Leiter Human Resources bei der Accor Hospitality Germany GmbH, versicherte den Mitarbeitern: „Wir werden jedem Einzelnen einen Arbeitsplatz anbieten können.“ Diese Möglichkeit bestehe, da 30 Hotels in Berlin unter Accor-Flagge stehen, wo die Potsdamer Mercure-Mitarbeiter beschäftigt werden könnten.

Völlig unklar ist derzeit, ob es zur Schließung und dem nachfolgenden Abriss des 1969 eingeweihten Hotelhochhauses zugunsten einer von SAP-Mitbegründer Hasso Plattner finanzierten Kunsthalle kommen wird. Wegen aufkommender Kritik am geplanten Abriss des DDR-Hochhauses hatte Plattner sich in dieser Woche entschieden, die Kunsthalle doch nicht in Potsdams Mitte, sondern auf seinem eigenen Areal am Jungfernsee errichten zu wollen. Indes geben viele Potsdamer und auch zahlreiche Lokalpolitiker die Hoffnung nicht auf, Plattner noch umstimmen zu können. Für Montag ruft die Bürgerinitiative Mitteschön zu einer Demonstration zugunsten einer künftigen Präsentation der Plattnerschen Kunstsammlung in der Mitte auf. Plattner hatte erklärt, sein Geschenk an die Stadt müsse schon von allen gewollt sein. Ein Problem sieht der Software-Milliardär auch in einer unmittelbaren Nachbarschaft seiner Kunsthalle mit dem Hafen der Weissen Flotte. Dieses Hindernis will die Stadt aus dem Weg räumen: Nach PNN-Informationen wird die Stadtverwaltung alle Verhandlungen mit der Weissen Flotte führen und alle Kosten für eine etwaige Verlegung des Hafens übernehmen.

Indes erklärte Jakobs, Hasso Plattner habe ihm gegenüber „definitiv gesagt, er werde das Hotelgebäude nicht kaufen“. Der Oberbürgermeister: „Ob die Bestrebungen, ihn umzustimmen erfolgreich sein werden, kann ich nicht sagen.“ Wenn das Hotelhochhaus abgerissen werden soll, müsse es jetzt von Blackstone gekauft werden. Geschehe dies nicht, werde eine vertragliche Hotelperspektive für mindestens 20 weitere Jahre entstehen. Nachdem der Hotelbetreiber Accor seine Option auf Verlängerung des Pachtvertrags nicht ausgenutzt hat, besteht bis zum 15. Juli 2012 ein Vorkaufsrecht für die Stadt für das Hochhaus. Jedoch: „Wir können es nicht erwerben“, erklärte der Oberbürgermeister bedauernd: „Der Stadt fehlen die finanziellen Mittel.“ Accor-Manager Verhoff informierte, er habe am Freitag mit Vertretern des Eigentümers Blackstone gesprochen. Demnach liege Blackstone kein Kaufangebot vor, „weder von Hasso Plattner noch von der Stadt noch von sonst jemandem“. Accor habe Blackstone angeboten, das Hotel ab dem 1. Januar 2013 als Franchise-Nehmer selbst zu führen. „Wir sind der Marken- und Know-how-Geber“, so Verhoff. Das Franchise-Modell entspreche der Unternehmensstrategie. Die Entscheidung liege nun bei Blackstone; Accor brauche eine Entscheidung bis September. Momentan gehe Accor davon aus, dass es das Hotel 2013 noch geben werde, es würden keine Hotelreservierungen zurückgewiesen. Verhoff: „Wenn der Preis nicht bezahlt wird, wird Blackstone das Gebäude nicht verkaufen. Dann haben sie ein Interesse daran, dass es hier ein Hotel gibt.“ Die Betriebsrätin des Hotels, May-Britt Brüning, forderte: „Wir wollen klare Antworten. Wohin soll der Weg gehen?“

Linksfraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg erklärte, die Kunsthalle sei „eine ganz tolle Idee“. Die Verbindung mit einem Abriss des Hotels habe nicht Plattner hergestellt, sondern der Oberbürgermeister. Dabei sei der Blücherplatz viel besser für die Kunsthalle geeignet: „Da steht nichts und das Grundstück gehört der Stadt.“ Scharfenberg sprach sich gegen den Abriss des Hotelhochhauses aus. Es sei Teil des Stadtbildes geworden. „Es ist bestens platziert an dieser Stelle. Wäre es nicht hier, müsste man hier eines hinstellen.“ Plattner sei mit seinem Rückzug bei seinem hohen Anspruch geblieben, „durchweg Freude zu schaffen“. Der Milliardär, sagte Scharfenberg, habe darauf verzichtet, „mit seinem Geld Tabula rasa zu schaffen. Das akzeptiere ich.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })