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Geheimnisvoll. Das Gesicht des Bescherkindes bleibt verhüllt.

© Patrick Pleul/lbn

Von Peter Jähnel: „Bescherkind“ erfreut Schulkinder Sorbische Tradition in der Vorweihnachtszeit

Cottbus - Erwartungsvolle Kinderaugen schauen zur Tür. Die Drittklässler freuen sich in der Vorweihnachtszeit auf das sorbische „Bescherkind“.

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Cottbus - Erwartungsvolle Kinderaugen schauen zur Tür. Die Drittklässler freuen sich in der Vorweihnachtszeit auf das sorbische „Bescherkind“. Zum Auftakt kam die in traditioneller Tracht gekleidete junge Frau ins Wendische Museum in Cottbus, um Geschenke an die Kinder zu verteilen. Dafür wurde ein Museumsraum festlich hergerichtet, auf den Tischen Teller voller Pfefferkuchen und Tannenzweige.

Diese Tradition wird von der sorbischen/wendischen Minderheit in der Niederlausitz nur noch in Jänschwalde (Spree-Neiße) gepflegt, das „Bescherkind“ heißt deshalb nach dem Ort „Jansojski bog“. Es ersetzt den Nikolaus-Brauch, den die Sorben/Wenden nicht feiern. Auf dem Kopf trägt die junge Frau einen Brautkranz mit Bänder und Perlenschnüre, das Gesicht ist verhüllt.

Weil das „Bescherkind“ wegen des Schleiers nicht gut sieht, wird es von einer anderen Trachtenfrau geführt. Bevor es die Kinder beschenkte, trugen die Kinder sorbische Lieder vor. Dann streichelte das „Bescherkind“ den Kindern mit einer „Lebensrute“ aus Reisig über den Rücken, um ihnen Gesundheit und Glück zu wünschen. Anschließend übergab es ihnen Weihnachtskalender mit Süßigkeiten – dies alles, ohne ein einziges Wort zu sprechen. Durch das Schweigen soll die Besinnlichkeit der Vorweihnachtszeit betont werden.

„Mit ihren Liedern zeigen die Kinder, was sie im Sorbisch- Unterricht gelernt haben“, berichtet Kathrin Schwella vom Cottbuser Witaj-Sprachzentrums. Durch das Witaj-Projekt versuchen die Schulen im Süden Brandenburgs, Kinder schon früh mit dem Sorbischen vertraut zu machen. Wie die Museumsmitarbeiterin Christina Kliem berichtete, hätten sich für die kleinen Feiern mit dem „Bescherkind“ im Museum insgesamt 180 Kinder aus der Region für die nächsten drei Tage angemeldet.

Peter Jähnel

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