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Die Zeit läuft. Klaus Steinhauer will es 2016 nach Rio schaffen.

© Manfred Thomas

Sport: Besondere Momente auf dem Weg zum Ziel

Der paralympische Schwimmer Klaus Steinhauer spürt, dass er im Becken weit vorankommt. Am liebsten will er Rio erreichen

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Das bisherige Wettkampfjahr hielt für Klaus Steinhauer viele Höhepunkte bereit. Doch bei der Frage nach einem ganz besonderen Augenblick muss der Schwimmer des Paralympischen Schwimmteams Potsdam nicht lange nachdenken. „Ich habe mich zwar ein bisschen schneller gefühlt, aber mit einer Zeit vier Sekunden unter meiner Bestzeit habe ich nicht gerechnet“, erzählt Steinhauer von seinem Rennen über die 200-Meter-Lagen-Distanz bei den Internationalen Deutschen Meisterschaften im April. „Doch als meine Trainerin am Beckenrand angefangen hat zu brüllen, ist es mir kalt den Nacken runtergelaufen.“ Das Ergebnis: Eine neue Bestzeit und die Qualifikation für die Europameisterschaft.

Ein Wettkampf muss ein richtiger Kampf sein. Er muss wehtun und am Ende muss man es kaum noch aus dem Becken schaffen. So beschreibt Klaus Steinhauer seine Sportphilosophie. „Ich muss nach einem Rennen einfach völlig fertig sein.“ Der 17-Jährige schwimmt in den Startklassen S 10, SB 9 und SM 10 – der Klasse der Starter mit den leichtesten Beeinträchtigungen; Steinhauer leidet unter einer Spitzfußstellung und einer Muskeldysmelie der rechten Wadenmuskulatur.

Seine kämpferische Einstellung hat ihn schon weit gebracht: Im vergangenen August startete er bei den Europameisterschaften in Eindhoven. „Aber eigentlich habe ich bei diesem Wettkampf nicht das erreicht, was ich mir vorgenommen hatte“, meint Klaus Steinhauer zu seinem Auftritt bei seinem sportlichen Jahreshöhepunkt in den Niederlanden. Mit dem Ziel in all seinen Rennen neue Bestzeiten zu schwimmen, war er zur EM angereist. Seine eigenen Ansprüche konnte er jedoch mit einem 8. Platz über 100 Meter Schmetterling, einem 10. Platz über 400 Meter Freistil, Platz 10 über 200 Meter Lagen und Platz 11 über 100 Meter Freistil im Becken nicht umsetzen. Aber auch wenn die Leistung nicht unbedingt seinen Erwartungen entsprochen hat, sei allein „die Möglichkeit, dort mit hinzufahren, der Wahnsinn“, so der Junioren-Weltmeister von 2013.

Vom Tischtennis über Boxen und Basketball bis hin zum Segeln hat Steinauer in seiner Vergangenheit schon so einige Sportarten ausprobiert. Hängen geblieben ist er jedoch beim Schwimmen, „denn irgendwann war klar, dass ich darin einfach am meisten vorankomme und dass einfach auch noch sehr, sehr viel mehr geht“, erzählt der Elftklässler. Seit zwei Jahren lernt und trainiert der gebürtige Schweriner an der Potsdamer Sportschule. Die Trainingsbedingungen seien mit denen in seiner Heimatstadt Schwerin überhaupt nicht zu vergleichen. „Dort hatte ich einmal am Tag rund 45 Minuten Training – was ja für einen Breitensportler schon recht viel ist – doch das Becken war nur zwölfeinhalb Meter lang. Da ist man auf der einen Seite rein gesprungen und an der anderen wieder aufgetaucht“, erzählt er. Für den Spezialisten auf der 200-Meter-Lagen-Distanz seien kurze Strecken generell nichts. Er braucht den Kampf und die Härte auf den längeren Strecken.

Als Ziel hat sich der 17-Jährige die Paralympischen Spiele 2016 in Rio gesetzt – ein Vorhaben, das eine Menge hartes Trainings erfordert. „Denn das Ergebnis, mit dem ich mich im Wettkampf belohne, ist nur das, was ich mir im Training erarbeite“, meint Steinhauer. Die nächste Etappe auf diesem Weg sind jedoch zunächst die Deutschen Kurzbahn-Meisterschaften, die vom 14. bis 16. November in Riesa stattfinden. „Jeder Wettkampf ist wichtig auf dem Weg zu meinem ganz persönlichen Ziel“, erklärt Klaus Steinhauer. Dabei zählt jeder Moment, doch einige sind dann eben doch besonderer als andere. Chantal Willers

Chantal Willers

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