
© Olaf Möldner
Von Thomas Gantz und Michael Meyer: Besonderes Spiel mit speziellem Reiz
Sandra Sydlik tritt mit dem SC Potsdam in der Volleyball-Bundesliga heute bei ihrem Ex-Verein Köpenick an
Stand:
Sandra Sydlik ist entspannt – zumindest entspannter als in der vergangenen Saison, obwohl sie heute mit dem Volleyball-Erstligisten SC Potsdam wieder bei ihrem Ex-Verein Köpenicker SC antritt (19 Uhr, Sporthalle Hämmerlingstraße). „Im vergangenen Jahr war ich irgendwie aufgeregter als diesmal“, sagt die 20-Jährige, die im Sommer 2009 ihren überhaupt ersten Vereinswechsel vollzog, als sie zum Aufsteiger Potsdam kam. „Ein besonderes Spiel ist es für mich trotzdem. Schließlich kenne ich noch ein paar Mädchen auf der anderen Seite. Auch die Halle und das Publikum sind mir ja gut bekannt.“
Sydlik und ihre Mannschaft hoffen heute auf einen Sieg an jener Stätte, an der sie im vergangenen Jahr mit 0:3 verloren. „Das wird ein kämpferisches Spiel“, sagt die Zuspielerin, und ihr Coach Michael Merten, der im gestrigen Abschlusstraining die taktische Marschroute seines Teams für heute festlegte, glaubt: „Die Tagesform wird über Sieg und Niederlage entscheiden.“ Potsdams Cheftrainer hat die Berlinerinnen am vergangenen Sonntag noch einmal bei deren letztem Test- heimspiel gegen den polnischen Erstligisten IMPEL Gwardia Wroclaw beobachtet. Wroclaw gewann mit 3:2, „aber Köpenick hat sehr gut gespielt“, berichtet Merten, der seinen Spielerinnen am Montag ausführlich seine Eindrücke schilderte, die er vom Kontrahenten mitgebracht hatte.
Den verlässlichsten Eindruck über die aktuelle Spielstärke des nächsten Kontrahenten verschafft man sich halt immer noch durch eine Visite vor Ort. Das Bundesligateam des Köpenicker SC hatte sich deshalb am vergangenen Samstag fast geschlossen den 3:0-Sieg Potsdams im vorgezogenen Heimspiel gegen das Zurich Team VCO Berlin angesehen. Jürgen Treppner, der Trainer des KSC, kam gar eine Stunde vor dem ersten Aufschlag und verschwand nach Spielschluss nicht sofort wieder, sondern wertete gleich seine Beobachtungen mit weiteren KSC-Verantwortlichen aus. Treppner schien beeindruckt, begab sich jedoch mit eben dem Pokerface auf die Rückreise, mit dem er knapp drei Stunden zuvor die Sporthalle Heinrich- Mann-Allee betreten hatte.
Obwohl sich beide Teams eigentlich aus dem Effeff kennen und die geographische Nähe in der Vorsaison für einige Trainingsspiele gegeneinander nutzten, lässt sich vorab nicht seriös voraussagen, wer der Favorit dieser Partie sein könnte. Diese Ungewissheit verleiht dieser Begegnung zweier personell leicht veränderter Tabellennachbarn der Vorsaison den speziellen Reiz. Hat der SC Potsdam als letztjähriger Tabellenzehnter durch die beiden deutschen Spielerinnen Lisa Rühl und Melanie Iwansky noch einmal erheblich an sportlicher Substanz hinzugewonnen, verstärkte sich der Neunte der vergangenen Spielzeit mit drei Ausländerinnen. Neben Lucy Vesela aus Tschechien und der Serbin Sanja Mitrovic dürfte speziell die Niederländerin Nienke de Waard in Köpenick für neue sportliche Impulse sorgen. „Sie ist eine sehr gute Spielerin“, sagt Michael Merten vor der ersten wirklichen Nagelprobe der neuen Saison über die 26-jährige Diagonalspielerin.
Überhaupt ist Merten der Meinung, dass der Köpenicker SC im Vergleich zum Vorjahr ein insgesamt höheres sportliches Niveau haben wird. Der Verein geht in seine mittlerweile sechste Erstliga-Saison, und dies ohne Maria Kleefisch und Anne Zimmer. Beide hatten 2009 Anteil am Erstliga-Aufstieg des SC Potsdam, ehe sie nach Köpenick wechselten. Während Anne Zimmer ihre Laufbahn beendete, spielt Maria Kleefisch nun für den Zweitligisten Rotation Prenzlauer Berg.
Sandra Sydlik hat im Sommer für ein weiteres Spieljahr beim SC Potsdam unterschrieben. „Es passt hier einfach. Sportlich war das vergangene Jahr okay, und ich fühle mich in der Mannschaft total wohl“, erklärt die leidenschaftliche Volleyballerin mit der Rückennummer 15, die im vergangenen Jahr gemeinsam mit Laura Weihenmaier und Janine Hinderlich in Mexiko Junioren-Weltmeisterin geworden war, ehe das Trio zum SCP kam. Nach erfolgreichem Abi im Frühjahr 2010 studiert Sydlik, die mit ihrem Freund Anton in der Zeppelinstraße wohnt, jetzt Betriebswirtschaftslehre an der Potsdamer Uni. Dass Potsdam mit dem Heimsieg gegen das Zurich Team VCO Berlin den Liga-Auftakt bereits erfolgreich gestalten konnte, hält sie für einen Vorteil. „Vor diesem ersten Spiel der Saison“, verrät sie, „war ich tierisch aufgeregt – viel aufgeregter als jetzt vor dem Spiel bei meinem früheren Verein.“
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