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Zahlen bereiten Greta Schwierigkeiten. Eine Lerntherapie hilft ihr gegen die Rechenschwäche. Doch um Hilfe der Stadt bei der Übernahme der Therapiekosten bemühte sich ihr Vater Roland Freihorst vergeblich (siehe Text rechts).

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Bessere Hilfe gegen Lernschwäche

Nach Kritik am Umgang mit betroffenen Schülern vereinbart die Stadt engere Kooperation mit Experten

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Potsdamer Kindern mit Lernschwächen soll künftig eingehender und besser geholfen werden. Dafür haben Stadtverwaltung und Experten für lerntherapeutische Maßnahmen und Angebote eine stärkere Zusammenarbeit vereinbart.

Hintergrund ist die Kritik betroffener Eltern und vom Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche (ZRT) über die restriktive Ablehnung von Anträgen auf finanzielle Hilfe bei Lernschwächen.Die PNN hatten am Fall einer betroffenen Grundschülerin auf das Missverhältnis von Bedarf und gewährter Hilfe aufmerksam gemacht. An dem Gespräch in dieser Woche teilgenommen haben Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos), Experten für Lerntherapie sowie Schulräte und Schulleiter. Auch der ZRT-Leiter Jörg Kwapis sowie Günther Esser, Pychologie-Professor der Universität Potsdam, waren der Einladung gefolgt. Beide hatte vor Kurzem vor allem das Verfahren des Potsdamer Jugendamtes zur Feststellung einer Lernschwäche und daraus abzuleitenden Maßnahmen kritisiert. Von einer „methodischen Katastrophe“ hatte Kwapis gesprochen. Esser warnte vor „einer seelischen Gefährdung eines Kindes“, wenn offensichtlich notwendige Lerntherapien aus Sparzwängen – wie bei der Stadt vermutet – versagt blieben.

Die Warnsignale sind offenbar angekommen. „Wir wollen uns enger vernetzen und zum Wohle der betroffenen Kinder vorhandene Kompetenzen optimieren“, heißt es seitens der Stadt nach der Expertenrunde. Folge des Gesprächs: Bis zum Herbst will die Stadtverwaltung mit allen Beteiligten Gespräche führen, die unter anderem mit der Prüfung und Optimierung der Kriterien für eine Kostenübernahme bei lerntherapeutischen Maßnahmen zu tun haben. Zudem wurde sich darauf verständigt, dass Eltern stärker einbezogen und informiert werden sollen.

Damit reagiert die Stadt auf Erfahrungsberichte von Eltern, wonach trotz diagnostizierter Lern- oder Rechenschwäche durch Fachgutachter das Jugendamt wiederholt Anträge auf Kostenübernahme ablehnte. Zudem sei von der Behörde leichtfertig darauf verwiesen worden, dass für eine Förderung die Schule zuständig und keine Therapie notwendig sei. So hatte die Stadt laut ZTR im vergangenen Jahr von 49 Anträgen auf Hilfe bei Rechenschwäche nur zwölf bewilligt. Seit 2010 sei die Zahl der positiv beschiedenen Anträge auf ein Drittel geschrumpft.

„Wir sind froh, dass nun klare Ziele vereinbart wurden. So sollen die Kriterien, nach denen die Anträge auf eine Förderung einer Lerntherapie bewertet werden, genau angewendet werden sollen“, resümiert ZRT-Leiter Kwapis nach dem Treffen. Nur so könne dem entstandenen Eindruck widersprochen werden, dass zunehmend mit einer Standardablehnung verfahren wurde.

Die Stadt will zudem auch das Serviceangebot für Eltern und Kinder verbessern. Seit Anfang März werden im Stadthaus jeden ersten Dienstag im Monat Beratungen zu lerntherapeutischen Maßnahmen bei Lese- und Rechenschwächen angeboten. Gerade weil die gesetzlichen Vorgaben auf diesem Gebiet schwer verständlich seien, sollen Betroffene frühzeitig beraten werden.

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