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Landeshauptstadt: Beste Auslese

Humboldt- und Helmholtz-Gymnasium führen im Ü7-Verfahren Intelligenztests durch

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Als Eliteauslese betiteln es die einen – für die anderen geht es nur um eine faire und transparente Auswahl. Sowohl das Humboldt- als auch das Helmholtz-Gymnasium führen Intelligenztests durch, um ihre künftigen Siebtklässler zu finden. Denn die Zahl derer, die an beide Gymnasien wollen, übersteigt bei Weitem das Angebot an Plätzen. Im vergangenen Jahr meldeten sich am Humboldt-Gymnasium 179 Sechstklässler an, genommen wurden 78.

Anfang März werden beide Gymnasien im laufenden Ü7-Verfahren ihren Test durchführen. Ziel sei es, unabhängig von Noten und Grundschulgutachten Begabungen, die auf das Profil ihrer Schule passen, herauszufinden. Es sei ein von Experten entwickelter Test, sagt Gnadt, mit Knobelaufgaben und Tests zum räumlichen Vorstellungsvermögen. So sollen die Kinder etwa eine Zahlenreihe verlängern, Wörter herausfinden, die nicht in eine Reihe passen oder einen Gegenstand bildlich drehen. Die Ergebnisse gewichten beide Gymnasien allerdings unterschiedlich. Während das Helmholtz in der Auswertung nach einseitigen Begabungen schaut, will die Humboldt-Schule keine Spezialgenies in Sprachen, Musik oder Naturwissenschaften, sondern Begabungen herausfinden, die auf das breite Profil der Schule passen.

Geeignet sei der Test vor allem für zwei Gruppen von Schülern, erklärt Rauchfuß: Zum einen diejenigen, deren „Leistungsvermögen durch störendes Sozialverhalten überlagert wird“. Sprich, unterfordert und gelangweilt stören diese begabten Kinder, zumeist Jungen, in der Grundschule. Die zweite Gruppe sind laut Rauchfuß „die Stillen, die schnell übersehen werden“. „Sie haben bei unserem Test die Chance, sich zu beweisen“, meint der Schulleiter.

Politiker und Kreiselternrat hingegen sind skeptisch. Wenn schon Tests, dann müssten diese an allen Schulen stattfinden, bemängelt Daniela Trapkowski vom Kreiselternrat. „Ich halte diese Ausleseübung für problematisch“, sagt auch Stefan Wollenberg (Die Linke). „Wie will man Eignung sinnvoll feststellen? Bestimmte Entwicklungen bei den Kindern ergeben sich auch erst später.“

Seit zehn Jahren führen beide Einrichtungen ihre Auswahltests durch. Bei der Einführung habe es große Aufregung gegeben, erinnert sich Gnadt. „Inzwischen ist es deutlich ruhiger geworden.“ Trotz des Tests – und das ist für die Schulleiterin das Argument gegen ihre Kritiker – stiegen die Bewerberzahlen kontinuierlich. „Wenn die Eltern alles anfechten im Ü7-Verfahren, aber ein Test mit denselben Faktoren zur selben Zeit wird nicht in Frage gestellt.“

Überhaupt die Eltern: Sie seien vor dem Test in der Regel viel aufgeregter als die Kinder, sagt Gnadt. Und auch Rauchfuß bestätigt:  Der Test werde oft zu Hause aufgebauscht „und bekommt eine Wertigkeit, die er gar nicht hat“. Denn schließlich, so betonen beide, stelle der Test nur ein Kriterium für die Auslese dar. Auch Grundschulgutachten, Zeugnis und Gespräch zählen. Wollen Eltern Einblick in die Auswertung des Tests erhalten, müssen sie sich an die Schulpsychologen wenden. Diese korrigieren ihn auch, die Schule erhält selbst nur eine Zusammenfassung. „Wir geben die Testergebnisse auch nicht an die Lehrer weiter, damit das Kind nicht gelabelt wird“, sagt Gnadt. So oder so gehören die Schüler zu den Besten.Grit Weirauch

Grit Weirauch

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