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Landeshauptstadt: Bestimmen und zerstören

Pomologen definierten Sorten beim 1. Apfelmarkt, mittelalterliche Reiter spießten die Frucht auf

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Bornstedter Feld - Eine Überraschung hatte Veranstalter Dietmar Frick selbst im Gepäck gehabt. Der Mittelaltermarkt-Organisator und Landwirtschaftler brachte den drei Apfelexperten den „spätblühenden Taffetapfel“, eine Sorte, die selbst Pomologen nicht alle Tage sehen, wie Ingeburg Grittner, eine der Apfelsortenkenner zugab.

Das Mittelalter- und Apfelmarktspektakel am vergangenen Wochenende im Volkspark war das erste seiner Art. „Wenn wir 3000 Besucher bekommen, freut uns das“, hielt Dietmar Frick die Latte niedrig. An beiden Tagen unterhielten rund 150 Akteure die Besucher, gab es Mittelaltermusik, Handwerkskunst und vieles rund um die „verbotene Frucht“. So bestimmten am Sonnabend drei Experten des Pomologenvereins von Besuchern mitgebrachte Äpfel. „Da wollte ich zusammenbringen, was eigentlich nicht zusammengehört“, umschrieb er die Premiere seines Konzepts aus Mittelalterspektakel und Apfelmarkt.

Was so ganz nicht stimmt. Denn auch bei den Mittelalter-Fans spielt das Obst eine wichtige Rolle. „Beim Bauernstechen, einem mittelalterlichen Reitsport, projizierte die arme Bevölkerung ihre Lehensherren auf die Äpfel. Die auf Pfählen liegenden Früchte galt es, vom Pferd herunter aufzuspießen oder mit Holzhämmern zu zerstören“, erklärte Reiter Dietrich von Roggenfeld. Erst etwas reserviert, aber dann doch begeistert nahm das Publikum die Reitkünste von ihm und seiner Frau Katarina von Roggenfeld auf. Die beide dennoch nicht ganz zufrieden waren mit der Resonanz: „Eigentlich sind wir auf Ritterspiele abonniert. Und das macht auch mehr her, wenn unsere Pferde in Kuvertüre und wir in riesigen Rüstungen aufmarschieren.“ Beim Mittelalterspektakel mussten Leder und Fellwams reichen.

Nicht Äpfel, sondern die weiß-ovalen Hühnerprodukte galt es, beim „Eierwerfen“ zu treffen. „Meist schaffen es die Kinder“, grinste Stefan Gaffert. Denn die würden beim Wurf auf das etwa fünf Meter entfernte Ei auf einem Holzstück nicht so ein Brimborium ums Zielen machen, erklärte der Oberfranke, der mit diesem – laut eigenen Aussagen „ mittelalterlichen Volkssport“ erstmals nach Potsdam gekommen war. „Arg zäh“, war es zeitweise, die Brandenburger seien schwer anzusprechen, nichts desto trotz will der Bayer im nächsten Jahr wiederkommen.

Den gleichen Plan hat auch Organisator Frick. „Beim ersten Mal sind alle vorsichtig“, weiß er. Doch wolle er auch nicht gleich ein riesengroßes Fest machen, sondern „langsam wachsen“. Dass zur Apfelmarktpremiere bereits über 3000 Besucher kamen, sei ein Zeichen, dass solch ein Spektakel seine Fans hat. Für das nächste Jahr will Frick die Experten des Pomologenvereins für beide Veranstaltungstage gewinnen. KG

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