Sport: Besuch von der „Kaiserin“
Frauenfußball-WM-Organisations-Chefin Steffi Jones schaute sich gestern in Potsdam um
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Gestern war die „Kaiserin“ in Potsdam zu Gast. Steffi Jones, seit einem knappen halben Jahr Präsidentin des Frauenfußball- Weltmeisterschafts-Organisationskomitees 2011 in Deutschland und deshalb von den Medien manchmal auch namentlich mit „Kaiser“ Franz Beckenbauer gleich gesetzt, stattete der Sportschule, dem Olympiastützpunkt und dem Bundesligisten 1. FFC Turbine ihren „Antrittsbesuch“ in ihrem neuen Amt ab. „Ich wollte die hiesigen Bedingungen besser kennenlernen“, sagte die 35-Jährige, die sich von Schulleiter Rüdiger Ziemer über Konzept und Alltag der Eliteschule des Sports und des DFB – an der derzeit auch 70 junge Kickerinnen von der 7. bis 13. Klasse lernen – ausführlich erläutern ließ und großes Interesse sowohl am Potsdamer Modell des Sports als auch am „Team 2011“ Turbines zeigte.
Derzeit erhalten elf 13- bis 17-Jährige in diesem schon mit Blick auf die nächste WM-Endrunde gebildeten Nachwuchsteams besondere Förderung und einmal wöchentlich Sondertraining bei Turbine- Cheftrainer Bernd Schröder. Mit Sandra Starke gehört auch eine 15-jährige Stürmerin zu dieser Schar, die im Sommer 2005 von Namibia in den Potsdamer Luftschiffhafen kam, die deutsche und die namibische Staatsbürgerschaft besitzt und einmal deutsche Nationalspielerin werden will. „Solche Teams, die ich lieber Future-Teams nennen würde, sollten auch in anderen Vereinen entstehen,“ meinte Steffi Jones, die nach eigenen Angaben zahlreiche Anregungen mitnehmen und bundesweit weiter vermitteln will. „Es müssten viel mehr Frauenfußball-Vereine Sportinternate wie hier anbieten und die Mädchen an Sportschulen so fördern wie in Potsdam.“ Auch ihr eigener Verein FFC Frankfurt sei noch nicht so weit.
Von der WM-Endrunde 2001 im eigenen Land, in dem mittlerweile über eine Million Mädchen und Frauen Mitglieder des Deutschen Fußball-Bundes sind, erhofft sich Steffi Jones „eine nachhaltige Wirkung für die deutschen Vereine.“ Es gebe Bestrebungen für ein Halbprofitum in den obersten Spielklassen, erklärte die WM-Org.-Chefin, die sich rund sechs Monate nach Amtsantritt „cool und super gut“ fühlt. „Es ist ein stressiger Job, aber es ist viel positiver Stress dabei“, meint sie. Erst kürzlich war sie in offizieller Mission in Chile, wo im November/Dezember die U20-WM stattfindet, bei der ein gutes Dutzend Potsdamerinnen zum DFB-Team zählen könnte. „Ich finde es außerordentlich, das Chile nach der U20- WM um Nachhaltigkeit bemüht ist und sich für die Frauen-WM 2015 bewerben will“, so Jones. Mit Sandra Minnert (Bad Neuenahr), Renate Lingor (Frankfurt) und Britta Carlson (Wolfsburg) stehen ihr bisher drei offiziell ernannte „WM-Botschafterinnen“ aus dem Südwesten, Westen und Norden zur Seite – aus dem Osten fehlt noch jemand. „Daran wird derzeit gearbeitet“, erklärte dazu Bernd Schröder.
Dass Potsdam sich letztlich nicht als Spielort für die Frauen-WM-Endrunde bewarb, findet Steffi Jones schade, „weil ich in der Bundesliga hier selbst viele tolle Spiele erlebte und Sympathien für Trainer Bernd Schröder hege“, sagte sie. Trotzdem müsse Potsdam 2011 nicht völlig außen vor bleiben, betonte sie. „Es gibt noch andere Möglichkeiten, Potsdam in die WM einzubeziehen“, erklärte, ohne konkret zu werden, die Tochter einer Deutschen und eines US-Soldaten.
Die mittlerweile den Vergleich mit Beckenbauer akzeptiert. „ Ja, ich bin die Kaiserin für die nächste Frauen-WM. Wenngleich mich auch heute noch dieser Vergleich mit Franz Beckenbauer unheimlich stolz macht“, sagt sie. „Wenn ich am Ende meiner dreieinhalb Jahre dasselbe erreicht habe wie er, dann bin ich sehr zufrieden mit meiner Arbeit.“ Mit ihren gestern in Potsdam erlebten Eindrücken schien die „Kaiserin“ sichtlich zufrieden.
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