Landeshauptstadt: Betriebskosten sind gesunken – um zwei Cent
Laut Analyse des Arbeitskreises Stadtspuren sparen die Mieter, während sich Müll, Strom und Wasser immer weiter verteuern
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Zum ersten Mal seit Jahren sind die Betriebskosten in Potsdam gesunken, wenn auch nur leicht. 2011 mussten durchschnittlich 2,38 Euro pro Quadratmeter für die „zweite Miete“ ausgegeben werden, zwei Cent oder 0,8 Prozent weniger als 2010. Das geht aus der aktuellen Betriebskostenanalyse der Wohnungsunternehmen des Arbeitskreises Stadtspuren hervor, die am Mittwoch vorgestellt wurde.
Von einer Entwarnung oder Trendwende könne allerdings keine Rede sein, sagte Bodo Jablonowski, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“. Denn für den marginalen Rückgang seien Einsparungen der Verbraucher verantwortlich. Weil der Winter 2011 auf das ganze Jahr gesehen weitaus milder ausfiel als der von 2010, wurde weniger geheizt: Um 12,6 Prozent ging der Fernwärmeverbrauch zurück und fing damit die Steigerungen bei den sogenannten kalten Betriebskosten – Winterdienst, Straßenreinigung, Müll, Wasser und Strom – auf.
Denn letztere kletterten auch 2011 weiter nach oben. Weil die Stadtverwaltung mit der Stadtentsorgung Step neue Verträge geschlossen und nach den letzten harten Frostperioden ein größeres Leistungspaket beim Winterdienst geordert hat, stiegen die Kosten für Winterdienst und Straßenreinigung 2011 um zusammen 18 Prozent. Auch die Müllabfuhr verteuerte sich – um 5,2 Prozent. Hier ist nach den letzten Jahren, in denen die Stadt zuviel kassierte Müllgebühren zurückzahlen musste – nunmehr wieder das Niveau von 2008 erreicht.
Die Kosten für das Niederschlagswasser stiegen 2011 um 7,1 Prozent, obwohl die es eigentlich laut Satzung nur zwei Prozent sein sollten. Der Grund dafür sei in „Flächenanpassungen“ der Wohnungsunternehmen zu suchen, so Jablonowski. Für Regenwasser, das auf versiegelten Grundstücksflächen nicht versickern kann, darf die Kommune eine Gebühr erheben.
Der Rechnungsposten Hausstrom verteuerte sich im vergangenen Jahr um vier Prozent. Verantwortlich seien zum einen vertragliche Tariferhöhungen, zum anderen höhere Zuschläge nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz. Schließlich stiegen auch die Kosten für das nach Bundesmaßstäben ohnehin teure Trink- und Abwasser: 1,4 Prozent mehr waren zu bezahlen. Allerdings sei diese Teuerung durch den feuchten Sommer und daher geringeren Verbrauch wieder aufgefangen worden, sagte Jablonowski.
Der „Karl Marx“-Vorstand kündigte an, dass die Wohnungswirtschaft die Umsetzung des neuen Energiekonzeptes der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP) kritisch begleiten werde. Man erwarte, dass die Investitionen, etwa in neue Blockheizkraftwerke oder die Beteiligung an Windparks im Umland, „mindestens zu keinen Preissteigerungen führen“, sagte er.
Kritik übte Jablonowski am Rathaus, insbesondere an den Plänen von Stadtkämmerer Burkhard Exner (SPD), die Grundsteuer B von derzeit 493 auf 545 Prozentpunkte anzuheben. Es könne nicht sein, dass die Stadt ihren Haushalt auf Kosten der Mieter saniere, sagte der „Karl Marx“-Vorstand. Wie berichtet hatte Exner ausgerechnet, dass sich bei der von ihm geforderten Steuererhöhung die Durchschnittsmiete um rund einen Euro pro Monat verteuern würde. Der Kämmerer hält dies für vetretbar. Jablonowski forderte die Stadt und die Stadtwerke auf, Gebührenerhöhungen entgegenzuwirken, um einen weiteren Anstieg der Wohnnebenkosten zu vermeiden.
Der Arbeitskreis Stadtspuren erfasst und analysiert die jährlichen Betriebskosten seiner Unternehmen seit neun Jahren und wurde dafür im vergangenen Jahr sogar ausgezeichnet. Die Unternehmen des Arbeitskreises besitzen 34 000 Wohnungen, rund 40 Prozent des Bestandes.
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