Von Peer Straube: Betriebskosten steigen weiter
Strom, Wasser, Müll und Heizung kosteten im letzten Jahr 4,6 Prozent mehr
Stand:
Die „zweite Miete“ wird immer teurer: Im vergangenen Jahr mussten die Mieter der großen Wohnungsunternehmen der Stadt rund 4,6 Prozent mehr für Betriebskosten wie Heizung, Strom, Müll und Wasser ausgeben als 2009. Legt man allein jene Kosten zugrunde, die die kommunalen Stadtwerke und die Stadt selbst erheben, fällt die Steigerung mit 8,8 Prozent sogar noch deutlicher aus.
Diese Zahlen legten die im Arbeitskreis Stadtspuren zusammengeschlossenen Wohnungsunternehmen vor, darunter die städtische Pro Potsdam und Genossenschaften wie die „Karl Marx“, PWG 1956 und der Bauverein Babelsberg. Noch handelt es sich nur um eine Prognose, da viele Vermieter noch mit der Jahresabrechnung beschäftigt sind. Große Abweichungen dürfte es allerdings kaum geben. Seit sieben Jahren speisen die Stadtspuren-Unternehmen jährlich die Daten über Preisentwicklungen, Verbrauchsverhalten und die Sanierungsstandards ihrer Häuser in ein Computerprogramm ein. Das Ergebnis ist eine detailgenaue Erfassung der Betriebskostenentwicklung. Bis zum einzelnen Gebäude hin kann damit ermittelt werden, ob es bei bestimmten Kostenarten besser oder schlechter abschneidet als der Durchschnitt vergleichbarer Objekte.
Zwei Posten sind es, auf die die Preissteigerung im letzten Jahr hauptsächlich zurückzuführen ist: Heizung und Müll. 2010 gab es bekanntlich zu Jahresbeginn und -ende harte Wintereinbrüche, die die Heizkosten im Durchschnitt um 12,5 Prozent nach oben schnellen ließen. Dabei sei die Kostensteigerung sogar noch abgefangen worden, weil die Unternehmen 2009 mit der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) günstigere Konditionen für Fernwärme ausgehandelt hatten, sagte „Karl Marx“-Vorstand Bodo Jablonowski. Die Müllabfuhr verteuerte sich 2010 gar um über 40 Prozent. Das ist allerdings der Tatsache geschuldet, dass die Gebühren 2009 außerordentlich gering waren, weil die Stadt zurückzahlen musste, was sie in den Jahren davor zu viel kassiert hatte. Auch beim Winterdienst und der Straßenreinigung gab es eine Kostensteigerung um 2,1 Prozent. Vier Prozent weniger mussten die Stadtspuren-Mieter dagegen für den Hausstrom ausgeben – weil in Treppenhäusern und Fluren Energiesparlampen zum Einsatz kämen und technische Anlagen optimiert worden seien, so Jablonowski.
Wasser allerdings hat sich auch im vergangenen Jahr wieder verteuert – um fast vier Prozent. Ohnehin gehöre Potsdam bereits zu den teuersten Städten bei der Wasserversorgung, kritisierte Jablonowski. 1991 habe der Kubikmeter noch 2,52 gekostetet, derzeit seien es 5,97 Euro. Zum Vergleich: In München muss man 3,66 Euro für den Kubikmeter ausgeben. Die Wohnungsunternehmen kritisierten erneut fehlende Transparenz bei der Preiskalkulation, auf deren Grundlage die Stadtverordneten die Gebührensatzung beschließen. Man werde mit den Stadtfraktionen sprechen und Transparenz fordern, kündigte Jablonowski an.
Möglichkeiten, die Betriebskosten zu senken, haben die Wohnungsunternehmen selbst kaum. 80 Prozent des Bestandes sind saniert, die energetischen Werte der Gebäude lägen „deutlich“ unter dem bundesweiten Durchschnitt, so Jablonowski. Auch der Verbrauch sei seit Jahren rückläufig. Allein in den letzten fünf Jahren seien die Betriebskosten etwa für eine 60 Quadratmeter große Wohnung um 17,2 Prozent gestiegen. Gegenüber 2003 bedeutet das jährlich rund 200 Euro weniger im Portemonnaie. Für die Jahre bis einschließlich 2013 erwarten die Stadtspuren-Mieter zumindest bei Fernwärme, Gas und Hausstrom keine Kostensteigerungen. Mit der EWP wurden Rahmenverträge über die Preisstabilität geschlossen. Für Wasser gilt das nicht. 2012 kostet der Kubikmeter laut Gebührensatzung 6,12 Euro.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: