Aus dem GERICHTSSAAL: Betrug in Serie
Je 15 Monate auf Bewährung für zwei Potsdamer
Stand:
Per Internet bestellten sie zwischen Dezember 2005 und Juni 2006 Waren für rund 12 000 Euro, ohne dafür auch nur einen einzigen Cent zu bezahlen. Jetzt wurden Henry H.* (30) und Alexander A.* (27) vom Schöffengericht wegen gewerbsmäßigen Betruges zu Freiheitsstrafen von je 15 Monaten, ausgesetzt zu dreijähriger Bewährung, verurteilt. Außerdem muss jeder von ihnen 50 Stunden unentgeltlich arbeiten. Nach langwieriger Beweisaufnahme gelang es, dem Jüngeren 34 Betrügereien nachzuweisen. Henry H. musste sich für 17 Taten verantworten. Beide Potsdamer sitzen nicht zum ersten Mal auf der Anklagebank. Henry H. wurde bereits wegen mehrerer Diebstähle, Trunkenheit im Verkehr sowie Betruges in zwei Fällen verurteilt. Letztere Sanktion floss in das aktuelle Urteil ein. Der Bundeszentralregister-Auszug von Alexander A. weist Eintragungen wegen Hausfriedensbruchs, Beihilfe zum Diebstahl und einen Verstoß gegen das Waffengesetz auf.
Das Duo ist arbeitslos. Auch zum Zeitpunkt der Betrugsserie hatten die beiden viel Zeit und wenig Geld. Da kamen sie auf die Idee, Versandhäuser zu prellen, die Sachen – bis auf Kleinigkeiten für sich – später bei Ebay zu verkaufen, um von dem Erlös ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. „Die ersten zwei, drei Bestellungen haben wir gemeinsam aufgegeben. Dann hat jeder für sich weitergemacht“, erzählte Henry H. Objekte ihrer Begierde waren zahlreiche Sportbogen samt Zubehör, Kleidung, Kosmetika, Wein, Elektrogeräte, Erotikartikel, Werkzeug, teure Lebensmittel. Teilweise verwendeten sie ihre eigenen Namen, meist jedoch Phantasienamen. Die klebten sie an die Briefkästen, um sicherzustellen, dass die erwarteten Waren ihren Empfänger auch erreichen. „Ich hatte nicht vor, die Dinge zu bezahlen. Das hätte ich gar nicht gekonnt“, gestand Alexander A. freimütig. „Ich habe mir auch keinen Kopf gemacht, dass die Sache irgendwann auffliegen könnte. Es war wie ein Rausch. Einmal angefangen, konnte ich nicht mehr aufhören.“ Im Frühsommer 2006 platzte die Bombe. Die Versandhäuser hatten längst Strafantrag gestellt. Es gab eine Hausdurchsuchung bei den Männern. Die Beamten fanden bei Alexander A. den größten Teil der Sachen, oft noch unausgepackt, gestapelt in Keller, Flur und Abstellraum seiner Wohnung Am Stern. Henry H. konnte einiges bei Ebay veräußern.
„Die Angeklagten haben wie wild bestellt. Sie konnten allerdings nur eine geringe Menge absetzen. Wieso sie weitermachten, ohne dass sich der erhoffte Erfolg einstellte, will sich mir nicht erschließen“, konstatierte die Staatsanwältin. Obwohl viele Artikel zurückgegeben werden konnten, hätten sich Henry H. und Alexander A. in große Schulden gestürzt. Schließlich müssen sie den Schaden ersetzen. (*Namen geändert.) Hoga
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