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Von Dirk Becker: Beurlaubt auf Kuba

Dienstreise wider besseren Wissens: Martin Schmidt-Roßleben meldet sich aus Havanna

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Martin Schmidt-Roßleben wollte sich am Wochenende im Internet nur darüber informieren, wer die neuen Betreiber von Potsdams größten Kulturzentren Waschhaus und Lindenpark sein werden. Am Freitag war die Entscheidung für das Berliner Stiftung Sozialpädagogisches Institut und die Waschhaus gGmbH gefallen (PNN berichteten). Für ihn, den Beauftragten für den Integrierten Kulturstandort Schiffbauergasse, zu dem auch das Waschhaus gehört, eine wichtige Information. Schmidt-Roßleben ahnte da noch nicht, dass er im Internet einen PNN-Artikel vom Samstag lesen würde, der eine für ihn noch wichtigere Information enthielt: Seine Zwangsbeurlaubung durch die Potsdamer Stadtverwaltung.

Schmidt-Roßleben ist seit einer Woche zu Gast in der kubanischen Hauptstadt Havanna, um dort auf einem Theaterfestival einen Vortrag zu halten. Das Thema: Die Schiffbauergasse. Wie Schmidt-Roßleben den PNN in einer Mail am Montag mitteilte, sei sein Vortrag „übrigens auf großes Interesse gestoßen“.

Martin Schmidt-Roßleben, der laut PNN-Informationen am Donnerstag wieder zurück nach Deutschland kommen soll, ist jetzt ratlos auf Kuba. „Dass ich nun aber “fristlos beurlaubt“ sein soll, ist mir neu. Ich kenne auch keine Gründe“, schreibt er seiner Mail an die PNN. Die Stadt hatte vergangene Woche durch die Pressesprecherin Rita Haack lediglich die Information bestätigt, dass Schmidt-Roßleben zum Wochenbeginn fristlos beurlaubt worden sei. Zu den Gründen äußerte sie sich nicht, da die Verwaltung in Personalangelegenheiten grundsätzlich keine Angaben in der Öffentlichkeit mache. Am Freitag erfuhren die PNN, die mehrmals vergeblich versucht hatten, Schmidt-Roßleben für eine Stellungnahme zu erreichen, dass der Standortbeauftragte für die Schiffbauergasse als offizieller Vertreter der Stadt Potsdam in Kuba weile. Potsdams Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer, Schmidt-Roßlebens direkte Vorgesetzte, wies dies zurück. Weder wisse die Stadt, wo sich ihr zwangsbeurlaubter Mitarbeiter derzeit aufhalte, noch sei er irgendwohin als offizieller Vertreter der Verwaltung unterwegs. „Das ist schon sehr merkwürdig“, schreibt Martin Schmidt-Roßleben.

„Natürlich weiß Frau Fischer, dass ich auf Einladung der Deutschen Botschaft bzw. des Goethe-Institutes hier beim deutschen Theaterfestival in Havanna den Vortrag zur Schiffbauergasse halte, sie hat das ja als Dienstreise genehmigt. Allerdings hat die Botschaft nach meiner Abreise und ganz knapp vor meinem Vortrag eine Mail erhalten, dass die Stadt Potsdam “aus innerdienstlichen Gründen“ keinen Vertreter entsendet. So habe ich den Vortrag nicht als Vertreter der Stadt gehalten“, so Schmidt-Roßleben.

Immer wieder habe es Differenzen mit der Kulturbeigeordneten gegeben, heißt es in dem Schreiben. Was aber allein daran liege, so Schmidt-Roßleben, dass er als Beauftragter für den Standort seit acht Jahren keine Stellenbeschreibung habe, so auch keine Zuständigkeiten und auch kein Personal „für ein wirksames, qualifiziertes Standortmanagement und Marketing“.

Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer weist die Behauptung Schmidt-Roßlebens zurück, er habe erst durch den PNN-Artikel von den arbeitsrechtlichen Maßnahmen erfahren. „Ich habe mit ihm am Montag vor der Reise aus dem Büro des Oberbürgermeister telefoniert“, sagte Fischer gegenüber den PNN. In diesem Gespräch, das Schmidt-Roßleben abrupt abbrach, habe sie ihm die Dienstreise nach Kuba untersagt und darüber informiert, dass er noch am selben Tag einen Brief vom Oberbürgermeister erhalten werde. Danach habe sie mehrmals versucht, Schmidt-Roßleben telefonisch zu erreichen, doch ohne Erfolg. Wie es nach dessen Rückkehr weitergeht in der Personalie Schmidt-Roßleben, dazu wollte sich Gabriele Fischer aber nicht äußern.

Dirk Becker

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