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Aus dem GERICHTSSAAL: Beute im Kinderwagen versteckt

Ehepaar stahl Waren im Wert von rund 130 Euro

Stand:

Während Rosi R.* (34) am 1. Dezember 2007 im „Kaufland“ klammheimlich den Kinderwagen ihres Sprösslings mit Wurst, Fisch, Käse, Obst, Gemüse, Alkohol und Milch im Gesamtwert von 128,66 Euro belud, hatte der Detektiv sie per Video längst im Visier. Später heftete er sich an die Fersen der dreifachen Mutter, beobachtete, dass ihr Gatte die Sportkarre des Kleinen ebenfalls füllte. Zum Schein legte das Ehepaar ein paar Waren in den Einkaufswagen, bezahlte diese an der Kasse. Als der Wachmann das diebische Duo kurz danach ansprach und ins Büro bat, heuchelte dieses pures Erstaunen.

„Ich habe damit nichts zu tun“, beteuert Rainer R.* (44) nun vor Gericht. Seine Frau nimmt die ganze Schuld auf sich, will „die Sache aber nicht geplant haben“. Die Vorsitzende glaubt der Aussage des Detektivs, der erzählt, beide Eheleute hätten die Artikel zuerst in den Einkaufswagen gelegt, sie danach im Kinderwagen verstaut – und das weit vor der Kasse. Das Ehepaar, das wahrlich nicht am Hungertuch nagt, wird wegen gemeinschaftlichen Diebstahls zu 600 Euro Strafe verurteilt. Hinzu kommt die vom Supermarkt erhobene „Fangprämie“ von 100 Euro. Die gestohlenen Waren wurden selbstverständlich eingezogen.

„Wenn meine Frau einkauft, gucke ich doch nicht zu. Sie wird schon wissen, was wir brauchen. Ich gebe lediglich das Geld“, betont Rainer R. Als seine Gattin die Sachen im Kinderwagen deponierte, habe er sich in einer anderen Abteilung aufgehalten. „Ich habe erst vom Detektiv erfahren, was uns vorgeworfen wird.“ „Es traf Sie also wie der Blitz aus heiterem Himmel?“, vergewissert sich die Vorsitzende, wendet sich dann an Rosi R.: „Wann haben Sie sich zu der Aktion entschlossen?“ Die Potsdamerin zeigt sich patzig. „Weiß ich doch nicht. Ist schon zu lange her“, grummelt sie.

„Sie sind bislang nicht vorbestraft. Wenn es wirklich das erste Mal war, dass Sie gestohlen haben, mussten Sie eine unheimliche Hemmschwelle überwinden“, gibt der Staatsanwalt zu bedenken. „Da weiß man genau, wann einem die Idee gekommen ist.“ Doch Rosi R. schweigt grimmig, verzichtet auch auf das letzte Wort. Ihr bis jetzt ebenfalls unbescholtener – vom Detektiv der Lüge überführter – Mann zeigt sich einsichtig. „Es ist mir wirklich sehr peinlich. Das können Sie mir glauben“, versichert er. (*Namen von der Redaktion geändert.) Hoga

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