Landeshauptstadt: Bewährung für Lkw-Fahrer

Babelsberg - Die kurze Frage nach dem Warum konnte auch auf den Tag genau ein Jahr nach dem tödlichen Unfall der Potsdamer Kitaleiterin Gabriele F. nicht beantwortet werden. Die 52-Jährige war am Nachmittag des 27. Oktober 2005 mit ihrem Rad auf der Wetzlarer Straße unterwegs gewesen, als sie auf dem Radweg die Kreuzung überquerend von einem Lkw erfasst wurde, unter das tonnenschwere Fahrzeug stürzte und eine Stunde später noch am Unfallort verstarb. Der Unfallfahrer Jürgen H. wurde gestern vor dem Amtsgericht wegen fahrlässiger Tötung zu einer Freiheitsstrafe von zwölf Monaten, ausgesetzt auf zwei Jahre Bewährung, sowie einer Geldstrafe von 1000 Euro verurteilt.

Was von diesem Tag bleibt, ist die Erinnerung an eine engagierte Potsdamerin und die Rekonstruktion eines tödlichen Verkehrsunfalles an der Ecke Wetzlarer Straße/Fritz-Zubeil-Straße, der nie hätte passieren dürfen. Heute regelt dort eine Ampel den Verkehr. Vor einem Jahr stand sie an der Kreuzung, war jedoch noch nicht eingeschaltet. Die Inbetriebnahme soll sich verzögert haben, die Kreuzung wurde vom Verkehrssicherheitsbeirat bereits zuvor als gefährlich für Radfahrer eingestuft, sagen heute einige. Eine Ampelanlage war seit längerem gefordert worden – Tage nach dem Unfall regelte sie den Verkehr. Zu spät. Der Fahrer aus Potsdam- Mittelmark sei nicht zu schnell gefahren und in keiner Weise beeinträchtigt gewesen, stellte der Gutachter fest. Wie also kann es zu einem solchen Unfall kommen, bei dem der Fahrer mit der linken Lkw- Front die Radfahrerin anfährt und dies nicht gleich bemerkt? Er kann es sich nicht erklären, der Weg sei frei gewesen, sagte Jürgen H. gestern vor Gericht. Er war auf dem Weg nach Hause, wollte rechts in die Wetzlarer Straße abbiegen. Dass neben ihm ein Auto stand und wartete, habe er gesehen: Gabriele F. nicht. Der Anwalt der Nebenkläger, der Hinterbliebenen, sagte im Prozess: „Die schwerste Strafe ist: Er muss mit dem Geschehenen leben.“