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Landeshauptstadt: Bewegte Gasgeschichte

Stadtwerke feierten an der Schiffbauergasse 150 Jahre Gasversorgung in Potsdam

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Berliner Vorstadt - Der Ort für die Feier konnte besser nicht gewählt sein: Rund fünfzig von den Stadtwerken eingeladene Gäste trafen sich gestern im Gasometer an der Schiffbauergasse. Grund: An diesem Ort begann vor 150 Jahren die Potsdamer Gasgeschichte, die gleichzeitig den Beginn des modernen technischen Zeitalters markiert.

Stadtwerke-Chef Peter Paffhausen erinnerte an das erste Gaswerk, das am 1. Oktober 1856 von der Deutschen Continental Gasgesellschaft in Betrieb genommen wurde. Zweieinhalb Tausend Kunden hatte das Unternehmen damals, eine bemerkenswert hohe Zahl. Zuerst diente das Gas vor allem für den Betrieb von Beleuchtungen, später zum Kochen und Heizen. Steinkohle wurde entgast, wobei neben Stadtgas Koks, Teer und verschiedenen Reststoffe wie Benzol entstanden.

Seit dem Jahre 1916 ist die Stadt Potsdam im Besitz der Gasversorgung; sie kaufte die Gasanstalt an der Schiffbauergasse für vier Millionen Reichsmark dem Betreiber Continental ab.

Unter den Gästen waren gestern viele ehemalige Mitarbeiter. Bis zur Schließung im Jahre 1992 beschäftigte das Werk 120 Leute. Beigeordnete Elke von Kuick-Frenz erinnerte an die schwierige Zeit der „Erdgasumstellung“, als in großem Stil Umrüstungen in den Wohnungen stattfanden. Sie blickte zurück auf die Kontroversen um den Neubau des Heizwerkes Süd. Die im Oktober 1994 noch hundert Verordnete umfassende Stadtverordnetenversammlung votierte damals mit 64 Stimmen für das Erdgas als Primärenergie und gegen die Kohle.

Über das Potsdamer Gaswerk gibt es einen Film, der zur gestrigen Feier des Tages im leider dafür zu hellen Festzelt lief. Die Energie- und Wasser GmbH hat außerdem eine 35-seitige Broschüre mit dem Titel „Potsdamer Gasgeschichte“ herausgebracht, die manches interessante Detail enthält. Zum Beispiel zeigt sie ein Bild der letzten Potsdamer Gaslaterne, die 1990 gelöscht wurde. Sie beschreibt auch die schwierige Lage nach den beiden Weltkriegen und nach der Wende.

In der Broschüre ist die Gasversorgung von Babelsberg dargestellt. Der jetzige Potsdamer Stadtteil hatte zu Zeiten seiner Selbständigkeit eine eigene Gasversorgung von Berlin-Mariendorf aus. Die Versorgung des Babelsberger Netzes erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg wieder von dort aus. Zum weiteren Fortgang heißt es in der Broschüre: „1949 jedoch, nachdem die Westmächte die Spaltung Berlins vollzogen hatten, wurde die Gaslieferung nach Babelsberg wiederum eingestellt, und über ein mit erhöhtem Niederdruck betriebenes Provisorium musste das Gaswerk Potsdam wieder die Versorgung von Babelsberg übernehmen.“

443 Kilometer Gas-Rohrleitungen durchziehen derzeit den Potsdamer Untergrund. In den vergangenen fünfzehn Jahren waren umfangreiche Erneuerungen notwendig, weil die alten Leitungen teilweise undicht waren und der Bestand der Straßenbäume durch austretendes Gas gefährdet war. Dieser Umbauprozess ist noch nicht abgeschlossen.

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