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Landeshauptstadt: Bewegungsfreiheit Jugendliche Flüchtlinge demonstrieren

heute für die Abschaffung der Residenzpflicht

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Die Glienicker Brücke war einst Symbol für die innerdeutsche Trennung. Aber auch heute noch stellt sie eine unsichtbare Mauer dar – für all jene, die als geduldete Flüchtlinge in unterschiedlichen Landkreisen und Bundesländern leben und die Landesgrenzen wegen der so genannten Residenzpflicht nicht nach Belieben passieren dürfen.

„Uns wird vorgeschrieben, wo wir leben müssen“, erklärt Adela Bektic vom bundesweiten Netzwerk Jugendliche ohne Grenzen (JOG). „Wenn wir unseren Landkreis verlassen möchten, müssen wir vorher eine behördliche Erlaubnis beantragen.“ Ein Umstand, der oft mit viel Aufwand verbunden ist. Deshalb organisiert die JOG heute anlässlich des bundesweiten Aktionstages für Bleiberecht und UNO-Kinderrechte eine Demonstration unter dem Motto „Diese Mauern müssen weg! – In den Köpfen und in den Gesetzen“. Sie beginnt um 12.30 Uhr am Potsdamer Hauptbahnhof. Von dort aus führt der Zug zur Glienicker Brücke, wo gegen 13.30 Uhr eine Kundgebung mit Vertretern der Berliner JOG stattfinden wird.

Entstanden ist die Initiative Jugend ohne Grenzen aus dem Engagement jugendlicher Flüchtlinge im vergangenen Jahr in Berlin. Mehr als 100 Mitglieder setzen sich seither bundesweit für Bildungsfreiheit, Bewegungs- oder auch Arbeitsfreiheit ein. Parallel zur Innenministerkonferenz in Stuttgart im Juni 2005 fand dort die erste Konferenz der JOG statt. Jugendliche aus allen Bundesländern reisten an und erarbeiteten eine Petition für die Politiker. Darin fordern sie eine großzügige Bleiberechtsreglung und einen sofortigen Abschiebestopp.

„Wir leben hier fast unser ganzes Leben und möchten bleiben“, sagt Pranvera Sejdiu. Die 20-jährige Kosovarin ist seit 13 Jahren in Potsdam. Gerade macht sie ihr Abitur. Was danach kommt, weiß sie nicht. Ihre Aufenthaltsgenehmigung gilt bis Oktober 2006. Für Jugendliche wie sie ist es kaum möglich, eine Ausbildung oder ein Studium zu beginnen. Deshalb hat die JOG bei den Innenministern der Länder ein Recht darauf eingefordert.

Besonders bedrückend ist die Ungewissheit, ob die Jugendlichen mit ihren Familien in Deutschland bleiben dürfen. „Bosnien ist mir fremd, auch wenn ich die Sprache meiner Eltern spreche“, sagt Adela Bektic, die mit ihrer Familie vor zwölf Jahren aus dem ehemaligen Jugoslawien geflohen ist. „Man gehört nirgendwo hin“, sagt die 21-Jährige.

Derzeit leben in Potsdam laut Stadtverwaltung 343 Ausländer mit Duldung, bundesweit sind es etwa 200 000. Durch Gespräche der Jugendlichen ohne Grenzen kam es zu ersten kleinen Erfolgen in Berlin, erzählt Pranvera Sejdiu. So dürfen beispielsweise nach Einzelentscheidungen Jugendliche unter bestimmten Umständen doch ein Studium oder eine Ausbildung beginnen – etwa wenn ein Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Pranvera Sejdiu und Adela Bektic gibt diese Entwicklung Mut. Sie hoffen, dass ihr heutiges Engagement etwas für die hier lebenden Flüchtlinge bewirkt. Ulrike Strube

Ulrike Strube

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