Landeshauptstadt: Bewerbung offen
Zwei Vereine streiten um die beste Lösung für ein WM-taugliches Fußballstadion in Potsdam
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In Potsdam ist der Streit um den Standort für eine moderne Fußballarena entbrannt. Während der SV Babelsberg 03 den Ausbau des maroden Karl-Liebknecht-Stadions favorisiert, wollen aktuelle und frühere Mitarbeiter des Sport- und Bauministeriums sowie der Frauen-Fußballbundesligist FFC Turbine Potsdam einen Neubau an der Heinrich-Mann-Allee. Gestern fand dazu ein „Zwischenauswertungstermin“, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) es nannte, mit Vertretern von Land, Stadt und von beiden Vereinen statt. Eine Entscheidung, ob und mit welchem Stadion sich die Stadt beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Austragungsort der Frauenfußball-WM 2011 bewirbt, ist dabei noch nicht gefallen, sagte Jakobs im Anschluss den PNN. Bis Ende April müssen die Unterlagen beim DFB vorliegen.
Der DFB fordert ein modernes Stadion mit 15 000 Sitzplätzen für die Austragung eines Vorrundenspiels. Städte, in denen Endrundenspiele stattfinden sollen, müssten eine Stadionkapazität von 20 000 Sitzplätzen ausweisen. Jakobs nannte es daher „eher unwahrscheinlich“, dass Potsdam ein Hauptrunden-Spiel erleben werde. Sein Favorit für WM-Spiele ist weiterhin ein saniertes und umgebautes Karl-Liebknecht-Stadion, sagte Jakobs. Allerdings gebe es dazu auch „Vorbehalte“: Es müsse die Realisierbarkeit der Pläne gewährleistet sein. „Wir können keine Konflikte heraufbeschwören.“
Dabei gehe es laut Jakobs vor allem um den Umgebungsschutz für das Unesco- Welterbe – das Stadion liegt bekanntlich direkt am Babelsberger Park – und den Lärmschutz für die Anwohner. Für den derzeitigen Betrieb des Stadions, gegen den Anwohner aus Lärmgründen bereits geklagt haben, gebe es Bestandsschutz. Bei einer Erweiterung des Stadions sei dies anders. In einem Besprechungsvermerk vom 6. Dezember 2006 heißt es dazu, dass „eine Absenkung der Spielfeldebene den Bestandsschutz aufheben würde. Dies würde im Zusammenhang mit den rechtlichen Auseinandersetzungen zu nicht kalkulierbaren zeitlichen Verzögerungen führen“. Daher wurde angeregt, die jetzige Haupttribüne weitestgehend zu erhalten und komplett zu überdachen. Das Dach soll nach hinten geschlossen werden, um eine Lärmschutzwirkung zu erzielen.
Ein Problem löst die Sanierung und Erweiterung jedoch nicht: Den Streit um die abknickbaren Flutlichtmasten (siehe Text unten). Denn das Dach der Tribüne wird aufgrund des Umgebungsschutzes nicht so hoch, dass die umstrittenen Flutlichtmasten abgebaut und durch Leuchten am Dach ersetzt werden können, heißt es in dem Vermerk. Zudem müsste ein Flutlichtmast künftig anders eingeklappt werden – wozu es erneut einer Baugenehmigung bedarf. Als Baukosten für das Karl-Liebknecht-Stadion wurden in einer Machbarkeitsstudie 25,4 Millionen Euro veranschlagt, davon allein fünf Millionen für eine Tiefgarage unter dem heutigen Nebenplatz.
Deutlich teurer, vom Verfasser der Machbarkeitsstudie „Räume Spiele Meisterschaften“ Klaus Trojahn dennoch als vorrangig eingestuft, wäre der Neubau einer Fußball-Arena an der Heinrich- Mann-Allee. 34,7 Millionen Euro soll das Stadion mit einem Nebenplatz kosten, dazu kommen noch sieben Millionen Euro für den Ankauf des Grundstücks. Als teilweise Refinanzierung wird der Verkauf des Karl-Liebknecht-Stadions in Betracht gezogen. Zwölf Millionen Euro würde die Fläche einbringen, rechnet der Gutachter. Dabei sei jedoch nicht beachtet worden, dass das 40 000 Quadratmeter große Grundstück am Babelsberger Park kein Bauland, nicht erschlossen und bis zum Jahr 2042 an den SV Babelsberg 03 verpachtet ist, hieß es gestern gegenüber den PNN. Diese Rechnung dürfe so nicht gemacht werden. Zudem sträubt sich die Vereinsführung des Fußball- Viertligisten, der demnächst in der dritten Profiliga spielen will, gegen die Neubaupläne angrenzend an das Gelände des FFC Turbine Potsdam in der Waldstadt. Das Verhältnis der sich ohnehin nicht liebenden Vereine erfährt dabei eine neue Zerreißprobe.
Wer entweder für einen Stadionneubau oder eine Sanierung des Karl-Liebknecht-Stadions aufkommen soll, ist derzeit jedoch ungeklärt. Auf acht bis zehn Millionen Euro wird schon jetzt der Sanierungsstau im „Karli“ geschätzt. Insgeheim wird gehofft, dass sich bei einer Bewerbung der Stadt als Austragungsort eine Finanzierungsmöglichkeit wie vor der Männer-WM in Leipzig finden lässt. Die Kosten hat dabei zum Großteil die Bundesregierung getragen.
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