Landeshauptstadt: Bewertung im Anflug
Bundesamt stellt Matrix für Routenbewertung vor
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Der Fächer könnte sich über Potsdam entfalten. Flugzeuge, die über dem Stadtgebiet in die verschiedensten Richtungen abbiegen. Das Thema heißt Flugrouten und der dadurch drohende Lärm für die Bewohner – gestern haben Vertreter des Umweltbundesamtes auf Einladung von Katherina Reiche (CDU) in Potsdam die Verfahrensweise vorgestellt, wie sich die Behörde in die Prüfung der Flugrouten einschalten wird. Thomas Myck und Rene Weinandy kündigten dabei an, die zu erwartenden Schallpegel mit einem anderen Verfahren überprüfen zu wollen als es die Deutsche Flugsicherheit macht. Dies könne zu grundsätzlich anderen Bewertungen führen. Die will in den nächsten Monaten drei Varianten vorlegen, wie sie sich den Flugbetrieb am künftigen Hauptstadtflughafen BBI vorstellt.
Wie Weinandy, einer von vier Mitarbeitern des Umweltbundesamtes im Bereich der Flugroutenbewertung, erklärte, sei Fluglärm unstrittig ein Faktor, der Menschen krank machen kann. Zudem sei die Bewertung des Fluglärms ein subjektiver Aspekt. In Berlin-Mitte würde ein Lärmpegel von 50 Dezibel kaum wahrnehmbar, in den Randregionen der Bundeshauptstadt sei dieser Geräuschpegel dagegen laut. Die vielen Wasserflächen in Potsdam und Umgebung würden den Schall der Flugzeuge zudem verstärken. Ziel des Umweltbundesamtes sei es, vom Fluglärm hoch belastete Gebiete zu entlasten – zur Not auch zu Lasten der Flugwege und somit der Fluggesellschaften. Zudem sprachen sie sich für eine Festlegung aus, dass die Piloten erst ab einer Höhe von 10 000 Fuß, also mehr als 4000 Meter, ihren festgelegten Kurs verlassen dürfen. Das ist auch eine Forderung der Länder Berlin und Brandenburg, die beim nächsten Treffen der Fluglärmkommission besprochen werden soll. Die Stadt Potsdam droht nach Ansicht der Bürgerinitiativen gegen Fluglärm zur An- und Abflugschneise des Flughafens zu werden. Jets würden beim Anflug nach Schönefeld die Stadt in Höhen von knapp über 900 Metern überfliegen, hatte die Deutsche Flugsicherung bereits eingeräumt. Wie Markus Peichl, Sprecher der Potsdamer Bürgerinitiative, sagte, würden die Potsdamer so langsam die Gefahr erkennen und sich der Initiative anschließen. Diese wolle sich nun direkt an die Flugsicherung wenden und auf ein Überflugverbot für die Schlösser und Gärten der Landeshauptstadt zu drängen. Zudem wollen sie prüfen, welche Teile der Stadt gemäß einer EU-Verordnung Ruheschutzzonen sind. Diese müssten auch von der Flugsicherung bei der Planung der Routen beachtet werden. jab
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