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Aus dem GERICHTSSAAL: Bewusstlosen sogar noch getreten Angreifer muss zum Antiaggressionstraining

Aus dem GERICHTSSAAL Nüchtern waren in der Neujahrsnacht 2005 wohl die wenigsten Fahrgäste jener Straßenbahn, die gegen 1.50 Uhr an der Hans-Albers-Straße hielt.

Stand:

Aus dem GERICHTSSAAL Nüchtern waren in der Neujahrsnacht 2005 wohl die wenigsten Fahrgäste jener Straßenbahn, die gegen 1.50 Uhr an der Hans-Albers-Straße hielt. Schon während der Fahrt wurde aus einer Gruppe stark angetrunkener junger Leute im Wagen ein Silvesterböller gezündet, ein ebenfalls angeheiterter Fahrgast, der sich darüber beschwerte, von den Jugendlichen zuerst verbal, dann körperlich attackiert. An der Haltestelle fielen einer der Angreifer und der Mann aus der Tram. Unter freiem Himmel soll es dann richtig zur Sache gegangen sein. Gestern hatte die Sache vor dem Jugendschöffengericht ein Nachspiel. Manuel M.* (19) auf der Anklagebank machte von seinem Schweigerecht Gebrauch. Doch ein ehemaliger Klassenkamerad, der zufällig in der selben Bahn fuhr, beobachtete, wie er mit Fäusten auf den am Boden Liegenden einschlug, den Bewusstlosen danach brutal trat. Zwei Kumpels von Manuel M. hätten sich an der Gewaltorgie beteiligt. „Sie haben den Mann wie einen Fußabtreter behandelt. Es war schrecklich“, erinnerte sich der als Zeuge Geladene. Während er dem Opfer Erste Hilfe geleistet, danach Polizei und Notarzt alarmiert habe, hätten die Schläger das Weite gesucht. Das Opfer Gordon G. (43) erlitt bei dem Überfall eine schmerzhafte Schulterprellung und eine aufgeplatzte Augenbraue. Zudem wurden zwei Frontzähne gelockert. Bei der Wahllichtbildvorlage der Polizei konnte er die Täter nicht identifizieren. Auch Auge in Auge mit dem Angeklagten vermochte er gestern nicht zu sagen, ob dieser dabei war. Die Staatsanwältin verlas noch eine zweite Anklage gegen Manuel M. Am 28. August vorigen Jahres soll der Azubi aus nichtigem Anlass einen Passanten derart heftig mit der Faust auf die Nase geschlagen haben, dass dieser zu Boden sackte. Obwohl die Polizei längst am Tatort eingetroffen war und für Ruhe sorgte, soll Manuel M. erneut versucht haben, auf seinen Gegner loszugehen. Die Ordnungshüter hätten sich gezwungen gesehen, Handfesseln und Pfefferspray anzuwenden. „Da war ich auch betrunken. In diesem Zustand bin ich ein ganz anderer Mensch“, ließ der Potsdamer das Gericht wissen. Die Vertreterin der Anklage sah Manuel M. durch die Aussage seines früheren Mitschülers des Angriffs auf Gordon G. überführt. Sie beantragte, ihn wegen gefährlicher sowie vorsätzlicher Körperverletzung zu 60 Stunden gemeinnütziger Arbeit zu verurteilen. Außerdem solle er die AWO-Suchtberatung konsultieren und an einem Antiaggressionstraining teilnehmen. Das Gericht entschied ebenso. Leider bietet die Stadt aus Gründen der Kostenersparnis gegenwärtig keine solchen Trainingskurse an. Hier dürfte wohl am falschen Ende gespart werden. (*Namen geändert.) Hoga

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