Landeshauptstadt: Bibliothek und Mercure bleiben stehen
Rundgang der Internationalen Planungswerkstatt Potsdamer Mitte über den Alten Markt
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Innenstadt – Das war einigen neu: Die Vertreter der sieben ausgewählten Architektenteams, die die Internationale Planungswerkstatt Potsdamer Mitte bilden, standen gestern bei einem ersten Rundgang über das von ihnen zu überplanende Areal vor der Stadt- und Landesbibliothek. Zur Einführung meinte Stadtplaner Urs Kohlbrenner: „Es gibt keine Entscheidung, ob das Haus stehen bleibt.“ Die Front der Bibliothek stehe in argem Konflikt zum Stadtkanal. Da musste die Baubeigeordnete Elke von Kuick- Frenz korrigieren: Erst am Mittwoch dieser Woche beschloss die Stadtverordnetenversammlung, Mittel für die Sanierungsplanung im nächsten Jahr bereit zu stellen. „Ich gehe davon aus, dass das Gebäude Bestand hat“, so die Beigeordnete und Prof. Herbert Staadt von der Fachhochschule Potsdam versicherte, „Kanal und Bibliothek vertragen sich“. Wohl auch deshalb, weil bei einem Abriss der Bibliothek altes Grundstückseigentum wirksam würde und das „war sehr kleinteilig“, wie die Baubeigeordnete am Rande erklärte. Der Bibliotheksbau ist nach Aussage des Architekten Reiner Becker, dessen Büro den Auftrag für eine Projektstudie für ein optimiertes Raumprogramm für die Bibliothek erhalten hat, „ein sauberer Stahlbeton-Skelettbau“. Becker: „Damit kann man alles machen, was eine Bibliothek braucht.“
Doch der Erhalt des einzigen zu DDR-Zeiten realisierten Bibliotheksneubaus war nicht die einzige Neuigkeit, die die Ideengeber für die neue Mitte gestern erfuhren. So sind sie bereits für den 31. Januar 2006 zur Vorabgabe ihrer Entwürfe aufgefordert. Die Fertigstellungsphase reicht bis zum 6. März, vom 10. bis zum 17. März sollen die Entwürfe ausgestellt werden. „Die Zeit ist nicht üppig“, bekannte die Baubeigeordnete und verwies auf den Baubeginn für den Bau des Stadtschloss-Landtages am 1. Oktober 2008. Bereits im Sommer 2008 solle das Baufeld „besenrein“ sein, so von Kuick-Frenz. Die Ergebnisse des Workshops mit den sieben regionalen und internationalen Architektenteams müssten Mitte Februar 2006 vorliegen, denn sie sollen Vorgaben liefern für die weiteren Ausschreibungen für den Landtag. In der Frage, ob die wenigen Wochen genügen, um „profunde Ergebnisse“ oder nur „Schnellschüsse“ abzuliefern, waren die Architekten unterschiedlicher Ansicht.
Einheitlich erstaunt waren sie jedoch während des Rundgangs darüber, dass die DDR-Plattenbauten am Staudenhof nach Aussage der Baubeigeordneten noch 20 Jahre stehen bleiben werden: „Es ist ein schönes Wohnen hier mitten in der Stadt“, sagte die Beigeordnete. Der Staudenhof selbst, so Prof. Staadt, werde wieder an das historische Niveau angeglichen. Er sei einmal die „Hauptkommunikationslinie zwischen dem Platz der Einheit und dem Alten Markt gewesen“.
Auf dem Alten Markt verteidigte Architekt Christian Wendland den geplanten Wiederaufbau des Stadtschlosses. Es sei nicht so, dass zu jeder Zeit modern gebaut worden sei. Sonst gebe es keine Renaissance, deren Formen aus dem alten Rom stammten. „Beim Säulentempel an der Nikolaikirche hat Schinkel auch von anderen abgekupfert“, so Wendland. Elke von Kuick-Frenz kündigte an, im nächsten Jahr werde mit Fördergeldern eine Million Euro für die Sanierung von Fassade und Kuppel der Nikolaikirche aufgewendet.
Neue Bauten am Standort des ehemaligen Palais und Hotel Barberini an der Alten Fahrt realisieren private Investoren, sagte Architekt Bernhard Wendel. Es werde eine Promenade mit Gastronomie am Wasser geben, ferner sei ein Hotel oder auch Wohnbebauung angedacht. Der Tunnel an der Langen Brücke werde nach dem Bau der Straßenbahnbrücke nicht mehr bestehen, kündigte ferner Prof. Staadt an. Am Ufer entlang zur Havel werde eine Ersatzunterführung geschaffen. Das Ende des Rundganges markierte das Hotel Mercure. „Es bleibt erstmal stehen“, erklärte von Kuick-Frenz.
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