Aus dem GERICHTSSAAL: Bierflasche aus der 5. Etage
Ärger über lautstarken Umzug am Neujahrstag
Stand:
Siebenmal kollidierte Guido G.* (37) bereits mit dem Gesetz. Sein jüngster Besuch bei Gericht endete jetzt allerdings mit einem Freispruch. Als auch der mit Spannung erwartete letzte Zeuge am zweiten Verhandlungstag nicht sagen konnte, welcher der beiden Männer am Neujahrstag die Bierflasche vom 5. Stock im Hans-Marchwitza-Ring auf ein parkendes Auto schleuderte, musste der Vorsitzende passen. „Dem Angeklagten ist die ihm angelastete Sachbeschädigung nicht mit der für eine Verurteilung nötigen Sicherheit nachzuweisen“, erklärte er. Der Staatsanwalt war im Vorfeld davon ausgegangen, Guido G. habe die leere Bierflasche auf einen Umzugstransporter geworfen, dadurch einen Schaden von 700 Euro verursacht. Er betonte das besondere öffentliche Interesse an der Strafverfolgung.
Der Angeklagte gab zu, seinem Unmut über den Umzug am Neujahrsmittag lautstark Luft gemacht zu haben. „Wir standen auf dem Balkon meiner Wohnung, rauchten und tranken“, so Guido G. Dabei habe er sich über das an der Rückfront des Hauses abgestellte Auto und über den Lärm geärgert, den die Leute veranstalteten, die einer jungen Frau beim Einzug in das Haus halfen. „Meine Worte gingen schon fast unter die Gürtellinie. Schließlich hatte ich einiges getrunken“, berichtete der arbeitslose Maurer. Die Flasche müsse allerdings sein Zufallsbekannter geworfen haben. Nachnamen und Anschrift des Mannes kenne er nicht. „Ich habe ihn beim Nachschubholen an der Tankstelle getroffen. Weil meine Freundin mit den Kindern bei ihrer Mutter war, habe ich ihn mitgenommen.
„Wir sind schon bei unserer Ankunft von oben angepöbelt worden“, erinnerte sich Mareike M.* (24) im Zeugenstand. „Plötzlich kam die Flasche. Wer sie geworfen hat, habe ich nicht gesehen.“ Der Monteur Frank F.* (29) lieh sich den Transporter von seinem Arbeitgeber aus, um Mareike beim Einzug zu helfen. Er war sich sicher: Zwei Männer guckten vom Balkon. Einer brüllte. Kurz danach flog die Flasche, traf das Auto am hinteren Radkasten. Er habe sofort Fotos von dem Schaden gemacht, sei dann zur Polizei gefahren. „Die beiden Männer auf dem Balkon in der fünften Etage wollten runterkommen und uns ein paar aufs Maul hauen“, erzählte Umzugshelfer Martin M.* (26). „Die Pöbeleien hätte ich ja noch ertragen. Aber als dann die Flasche kam, war mir das zu viel. Ich konnte mich gerade noch wegducken“. Wer sie geworfen hat, vermochte er leider auch nicht zu erhellen. „Nach den Gesamtumständen spricht einiges dafür, dass der Angeklagte auch der Werfer war. Schließlich hat er zugegeben, gepöbelt zu haben“, führte der Staatsanwalt aus. (*Namen geändert.) Hoga
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